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50+ Gesundheit

Die Midlife-Crisis: Frust oder Lust?

07.12.2012
von Gerold Bruetsch-Prevot

Über kaum eine Lebensphase wird so viel gespottet wie über die Midlife-Crisis. Dabei kann die Mitte des Lebens durchaus Krisen hervorrufen. Sie muss aber nicht.

Die Wissenschaft hielt die Midlife-Crisis lange für einen Mythos, inzwischen ist aber belegt: Zwischen 40 und 55 stecken die Menschen
in einem Wandel, die Lebensmitte ist sogar vergleichbar mit der Pubertät. In der Mitte des Lebens realisiert man, dass nicht mehr alles möglich ist, dass neue Ausbildungen keinen «Return of Investment» mehr bringen, dass der aufgeschobene Kinderwunsch ein Wunsch bleiben wird. Hinzu kommt, dass der Körper älter wird, das Aussehen weniger knackig, der Rücken zwickt und durchfeierte Nächte sowieso nicht mehr drin liegen.

Andererseits: die Karriere ist aufgegleist, die Finanzen sind geregelt, die Kinder flügge und die Freiheiten grösser als zehn Jahre zuvor. Und wirklich Störendes lässt sich auch mit 50 noch ändern. Wichtig ist, zu erkennen, wo sich Veränderungen lohnen und womit man sich doch besser arrangieren sollte. Dabei helfen die folgenden Fragen: Was ist mir wichtig? Womit bin ich zufrieden? Was möchte ich unbedingt noch erleben oder erreichen? Wie kann ich das angehen? Die Midlife-Crisis birgt ja nicht nur Leid in sich, sondern auch eine Chance. Die Chance nämlich zu erkennen, was für einen wichtig oder eben nicht so wichtig ist. Wer allerdings das Gefühl hat, er drehe sich im Kreis und wisse nicht, wie er das Leben wieder lebens- wert gestalten könne, ist bei einem Psychotherapeuten bestimmt in guten Händen.

Soziale Kontakte fördern das Gedächtnis

Wer kennt das nicht? Man erinnert sich in der Parkgarage plötzlich nicht mehr, wo das Auto steht, man steigt in den Keller und weiss nicht mehr, was man dort eigentlich wollte oder man kann sich partout nicht mehr daran erinnern, ob das Spaghetti-Wasser schon gesalzen ist oder nicht… Die Geschwindigkeit, mit der wir Informationen verarbeiten, lässt bereits ab Mitte 20 nach, da geht es uns allen gleich. Wer aber offen gegenüber Neuem ist, lernt schneller und denkt logischer. Ausserdem bleibt geistig fit, wer sich mit Menschen umgibt, sich mit ihnen austauscht, auf diese eingeht und sich auf deren Welt einlässt.

Und natürlich gilt auch für die Mitte des Lebens wie für alle Lebensphasen: Wer Sport treibt, lebt gesünder und tut gleichzeitig etwas für seinen Geist. Denn Sport erhöht die Funktionstätigkeit des Gehirns. Die kalte Jahreszeit ist keine Ausrede – denn es gibt für die Bewegung draussen kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung! Nach einer Runde Nordic Walking oder Winterjogging fühlt man sich herrlich bewegt, entspannt und das Draussensein tut auch der Psyche gut. Wem alleine der Mumm fehlt, schliesst sich am besten einer Gruppe an, die sich regelmässig trifft, oder fragt im Freundeskreis nach. Bestimmt lässt sich jemanden finden, der mit dem gleichen Gedanken spielt.

Sport zu treiben, zahlt sich ganz speziell für Frauen in diesem Alter aus. Denn Erfahrungen zeigen, dass sportlich aktive Frauen weniger Wechseljahrbeschwerden haben. Frauen, die sich gewohnt sind, beim Sport zu schwitzen, trainieren ihren Körper, Temperaturschwankungen zu verarbeiten und sind so gegen Hitzewallungen besser gewappnet. Ausserdem ist Sport gerade in dieser Lebensphase äusserst wichtig. Gewichtszunahmen gehören in den Wechseljahren zu den lästigen Begleiterscheinungen, weil der Energiebedarf sinkt. Die Ernährung muss überdacht und gegebenenfalls angepasst werden: Mehr Früchte, Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte sollten nun auf dem Speiseplan stehen, fettiges Fleisch oder Wurst, Weissbrot und Kuchen nur ausnahmsweise geniessen.

Midlife- Crisis: Ein Konflikt zwischen Mutter Natur und Vater Zeit. Peter Darbo

Entspannung muss sein

Gegen Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und geistige Erschöpfung wirkt bewusste Entspannung Wunder. Ein warmes Bad (harmonisierend wirkt Rosenöl: Acht Tropfen mit 100 Milliliter Jojoba- oder Distelöl vermengen und dem einlaufenden Badewasser zufügen) bei Kerzenlicht oder einen Nachmittag auf dem Sofa mit einem neuen Buch tun Körper und Seele gut. Wichtig: Mobiltelefon ausschalten!

Auch eine Massage wirkt wohltuend. Beruhigend und stimmungsaufhellend ist eine Mischung aus 100 Milliliter Jojoba- oder Distelöl, das mit acht Tropfen Bergamotteöl angereichert ist. Wer keinen Partner hat oder einen, der nicht gerne massiert: Auch eine Fussmassage ist wohltuend.

Wer nicht gut abschalten kann, besucht einen Kurs: Autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Meditation. Ebenfalls sorgen Qi Gong oder Yoga für Gelassenheit und Ausgeglichenheit. Und gegen leichte depressive Verstimmungen hilft Johanniskraut – entweder als Tee oder in Tablettenform.

Frauen, die unter starken Hitzewallungen leiden, sollten Kaffee, Alkohol oder starke Gewürze meiden, die Schweissausbrüche fördern können. Wechselduschen sind ebenfalls hilfreich: Mit kaltem Wasser an der Aussenseite der rechten Hand beginnen, den Arm hoch bis zur Schulter, an der Innenseite zurück, zum linken Arm wechseln. Salbeitee hilft ebenfalls gegen Schwitzen. Als Teekur drei bis vier Wochen lang täglich zwei Tassen trinken. Bewährte Naturmittel bei Wechseljahrbeschwerden sind zudem Traubensilberkerze (die Extrakte aus dem Wurzelstock zählen zu den Pflanzenöstrogenen, die wie körpereigene Östrogene wirken), Mönchspfeffer (hilft vor allem bei Beginn der Menopause, wenn der Zyklus noch nicht ganz aufgehört hat, es regt die Progesteronproduktion an und aktiviert die Eierstöcke), Soja (wirkt wie Pflanzenöstrogen) und Rotklee (liefert ebenfalls pflanzliche Hormone).

Text Gerold Brütsch-Prévôt

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