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Wird der Fachkräftemangel zur Innovationsbremse?

14.01.2018
von SMA

Der Fachkräftemangel ist seit Jahren das Schreckgespenst der Wirtschaft. Eine Untersuchung des SECO zeigt, dass es sich dabei um ein äusserst reales Problem handelt. Mit äusserst realen Auswirkungen auf die KMU.

Ein kleines Land mit grossen Ideen: Immer wieder führt die Schweiz internationale Innovationsrankings an und lässt dabei europäische Konkurrenten wie Deutschland und Schweden hinter sich. Eine wichtige Voraussetzung für diese schweizerische Innovationskraft sehen Wirtschaftsvertreter und Politiker in der hiesigen KMU-Landschaft. Denn die kleinen und mittleren Unternehmen handeln agil, fördern neue Ideen und setzten diese mit den richtigen Partnern um. Das zweite wichtige Zahnrad innerhalb der Schweizer Innovationmaschinerie ist die Bildung, bzw. der Wissens- und Technologietransfer. Gutausgebildete junge Menschen bringen ihr erworbenes Wissen in Unternehmen ein, entweder im Rahmen des dualen Bildungssystems oder nach Abschluss einer weiterführenden Ausbildung. Häufig arbeiten KMU und Bildungsstätten wie etwa Fachhochschulen auch an Projekten zusammen, wovon beide Seiten profitieren.

Von Branche zu Branche unterschiedlich

Die Voraussetzungen für Innovation sind in der Schweiz also hervorragend. Und doch drückt ein gravierendes Problem kontinuierlich auf die Bremse: der Fachkräftemangel. Und gravierend ist dieser tatsächlich, zumindest in bestimmten Branchen. Das belegt der aktualisierte Bericht «Fachkräftemangel in der Schweiz – Indikatorensystem zur Beurteilung der Fachkräftenachfrage» des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) aus dem Jahr 2016. Gravierend vor allem deshalb, weil es insbesondere in denjenigen Berufsfeldern an Fachkräften fehlt, die Innovation vorantreiben: «Unter den Berufsfeldern mit dem höchsten Verdacht auf Fachkräftemangel befinden sich neben den Ingenieurberufen auch Technikerinnen und Techniker», heisst es im Bericht des Seco. Des Weiteren fehle es an Fachkräften in Managementberufen sowie Berufen des Rechtsund Gesundheitswesens. Starke Anzeichen für einen erhöhten Fachkräftebedarf zeigten sich unter anderem auch bei im Informatikbereich. Der Berufsverband ICT Switzerland prognostiziert dann auch für das Jahr 2024 einen Mangel von 25’000 ICT-Fachkräften.

Starke Anzeichen für einen erhöhten Fachkräftebedarf zeigten sich unter anderem auch bei im Informatikbereich.

Was sind die Auswirkungen?

Fehlt es an Expertinnen und Experten, erlahmt die Innovation. Davon sind insbesondere KMU direkt betroffen. Für sie wäre es zum Beispiel besonders wichtig, den Bedarf an IT-Fachleuten decken zu können. Denn nur durch entsprechendes Know-how sind kleine und mittlere Unternehmen in der Lage, von der Digitalisierung zu profitieren. Das ist zentral, da dieser Prozess auch die Kundenbedürfnisse verändert: Zeitnahe Produktion und Lieferung von Waren, die sofortige Erledigung von Dienstleistungen und ein ansprechender Webauftritt mit hoher Usability werden immer häufiger von Klientenseite erwartet. Dazu kommt, dass .Individualisierung. immer relevanter wird: Kunden, sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen, verlangen nicht einfach nur Produkt X, sondern wollen häufig Produkt X mit individuellen Anpassungen.

Dies wird auch unter dem Begriff «Mass Customization» (kundenindividuelle Massenproduktion) zusammengefasst. Ein gutes Beispiel dafür sind die Brillen der Viu-Gruppe. Diese lassen sich online nach individuellen Gesichtspunkten zusammenstellen. Um vergleichbaren Anforderung entsprechen zu können, müssen KMU ihr Angebot – und nicht selten ihr ganzes Geschäftsmodell – anpassen. Was ohne Fachkräfte schwierig ausfällt.

Wie lässt sich das Problem lösen?

Gemäss Seco wäre eine .zusätzliche Fachkräftemobilisierung punktuell möglich.. So sei in Berufsfeldern mit starken Anzeichen für Fachkräftemangel das Arbeitskräftepotenzial bezüglich Erwerbsbeteiligung und Arbeitsvolumen in der Regel bereits ausgeschöpft. Darum könnte ein genereller Ansatzpunkt darin bestehen, bessere Rahmenbedingungen für Teilzeitpensen zu schaffen. In verschiedenen Mangelberufen komme man aber um die Rekrutierung von ausländischen Arbeitskräften, zumindest kurzfristig, nicht herum. Was auffällt: In den Berufsfeldern mit den stärksten Anzeichen für Fachkräftemangel ist der Frauenanteil deutlich unterdurchschnittlich. Besonders davon betroffen sind vor allem technische Berufen sowie der Informatikbereich. Aus diesem Grund müsse die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert werden.

Unter den Berufsfeldern mit dem höchsten Verdacht auf Fachkräftemangel befinden sich neben den Ingenieurberufen auch Technikerinnen und Techniker.

Ein weiteres zentrales Handlungsfeld sieht das Seco in der Schaffung guter Bedingungen zur Erwerbstätigkeit für ältere Menschen. So fällt die Arbeitsmarktbeteiligung in allen Berufsfeldern bereits vor Erreichen des offiziellen Pensionierungsalters ab. Allerdings zeige sich auch hier, dass in den Berufen mit starken Anzeichen für Fachkräftemangel die Erwerbsbeteiligung und das Arbeitsvolumen der älteren Arbeitnehmenden (55-64-jährig) tendenziell bereits über dem entsprechenden gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegen. Daher dürften in zahlreichen Berufen mittelfristig Massnahmen zur Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte an Bedeutung gewinnen. Vor allem in Berufen mit hohen Abwanderungsraten von Fachkräften wurde das Potenzial von Quer- und Wiedereinsteigenden erkannt – und die notwendigen Weiterbildungsangebote existieren ebenfalls.

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