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Mit frühkindlicher Förderung auf die Arbeitswelt vorbereiten

02.02.2018
von Olga Shostak

Die frühkindliche Förderung ist ein weites Feld. Deshalb ist es nicht immer einfach, sich darin zurechtzufinden. In diesem Beitrag wird erklärt, weshalb das freie Spiel so wichtig ist und welche Rolle dabei die Beziehung zwischen Kindern und Eltern spielt.

Von pränataler Musikbeschallung, zweisprachigen Kindergärten bis zu Algebra und Physik für Dreijährige – wer sein Kind fördern möchte, dem stehen schier unendliche Möglichkeiten dafür zur Verfügung. Doch es ist nicht immer einfach, den Durchblick zu behalten. Welche fördernden Massnahmen Kinder im Vorschulalter brauchen oder eben nicht, weiss Christelle Schläpfer. Sie ist Geschäftsleiterin des nationalen Dach- und Fachverbands der Elternbildung in der Schweiz «Elternbildung CH».

Schläpfer erklärt, weshalb die frühkindliche Förderung überhaupt so wichtig ist: «In den ersten vier Lebensjahren eines Kindes finden entscheidende Entwicklungen des Gehirns statt.» Damit vorhandene Nervenzellen sich verbinden und Fähigkeiten entwickelt könnten, seien erfahrendes Lernen und somit frühkindliche Förderung für die Kleinen ganz entscheidend.

Beziehung kommt vor Erziehung

Laut Schläpfer versteht man frühkindliche Förderung oft falsch und das mündet nicht selten im Förderwahn. Es gehe nicht darum einen Mozart, Federer oder Einstein hervorzubringen. Eltern sollten sich stattdessen auf das Wesentliche konzentrieren: «Kinder brauchen oftmals das, was man im Alltag schnell einmal vergisst. Das mag banal klingen, doch genau darum geht es bei der Förderung von Kindern im Vorschulalter», sagt sie. Einerseits sei es wichtig, den Kindern eine anregende Entwicklungsumgebung zu bieten. Das könnte beispielsweise der Wald, ein Klettergarten oder die Spielgruppe sein. Andererseits sei es wichtig, für die Kinder Zeit zu haben, ihnen Zuwendung zu geben und zuzuhören. Denn: «Die Beziehung kommt vor der Erziehung. Das ist die Basis. Je jünger ein Kind ist, desto wichtiger sind körperliche Nähe, Geborgenheit und Verlässlichkeit», sagt Schläpfer. Sei diese Basis nicht gegeben, sei die Wahrscheinlichkeit grösser, dass später beim Lernen und in der Erziehung Schwierigkeiten auftauchen. Dabei dürfe das freie Spiel nicht unterschätz werden. Dadurch würden die Kinder Fähigkeiten wie soziale Kompetenz, Handlungsfähigkeit und Sinnesentfaltung erwerben.

Ein voller Terminplan ist vielleicht gut gemeint, doch das ist nicht die Liebe, die Kinder brauchen. Christelle Schläpfer

Ablenkung vermeiden

Gerade auf der Beziehung zwischen Eltern und Kindern liegt heute ein besonderer Fokus. Der Grund dafür ist die Ablenkung durch digitale Geräte. Studien hätten gezeigt, dass wir bis zu 88 Mal pro Tag aufs Handy schauen. «Ob beim Spazieren oder Stillen – diese Entwicklung beobachte ich vor allem bei Müttern, die mit ihren Kindern unterwegs sind», sagt Schläpfer. Das sei problematisch, da die Mutter so zwar physisch beim Kind sei, eine Beziehung könne aber dennoch nicht aufgebaut werden. Ein weiterer Punkt ist laut Schläpfer die damit zusammenhängende Sprachentwicklungsverzögerung. «Wenn Eltern zu wenig mit ihren Kindern sprechen, macht sich das in der sprachlichen Entwicklung bemerkbar. Ausserdem fühlen sich dann die Kinder von den Eltern abgelehnt.»

Doch nicht allen Eltern ist es möglich, ihren Kindern genügend Zeit zu widmen – sei es aus beruflichen oder anderen Gründen. In solchen Fällen seien Kitas und Spielgruppen eine gute Lösung. Hier betont Schläpfer wieder die Bedeutung des freien Spiels: «Die Erfahrungen, die Kinder beim Spielen mit anderen Kindern im Garten oder im Wald machen, sind sehr wertvoll für deren Entwicklung.» Damit werde der Grundstein gesetzt, um später die hohen Erwartungen der Wirtschaftswelt zu erfüllen. «Im freien Spiel lernen die Kinder Dinge, welche ihnen in keinem Kurs beigebracht werden können.» Damit meint sie beispielsweise das Warten. Dahinter verberge sich viel, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen möge. Kinder würden dabei lernen, sich selbst zu kontrollieren und mit Frustrationen umzugehen.

Begabung gibt die Richtung an

Um herauszufinden, welche Art der frühkindlichen Förderung zum Kind passt, sollte man laut Schläpfer dessen Individualität berücksichtigen. «Universell ist nur das Verlangen nach Liebe, Freiraum und einer anregenden Umgebung. Ansonsten haben Kinder schon früh verschiedene Interessen und Neigungen», sagt sie. Habe ein Kind etwa Interesse an Buchstaben, dann sei es sinnvoll, diesen Durst zu stillen und sich gemeinsam mit dem Kind auf spielerische Art die Sprache zu entdecken. Auch dann, wenn es eigentlich noch zu früh sei. Und genau wegen den verschiedenen Begabungen, die Kinder haben können, sollte man ihnen nichts aufbinden. «Kinder sollen nicht ein Instrument spielen müssen, nur weil die Eltern von der positiven Wirkung auf die Entwicklung des Kindes überzeugt sind.»

Egal welche Aktivität ein Kind ausübe, die Förderung müsse für das Kind lustvoll und spielerisch sein. Dabei spiele die Freizeit auch immer eine wichtige Rolle. «Der grösste Fehler ist, das Kind zu verplanen», erklärt Schläpfer. Auch Kinder bräuchten einen Ausgleich und Erholung, deshalb dürfe die Förderung nicht übertrieben werden. «Ein voller Terminplan ist vielleicht gut gemeint, doch das ist nicht die Liebe, die Kinder brauchen.» Auch wenn der Tag nicht völlig durchgeplant sei, würde den Kindern die Augen durch verschiedene Erlebnisse geöffnet. Dies führe schliesslich zu mehr Selbstvertrauen und einem höheren Selbstwertgefühl.

Text: Olga Shostak

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