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Heilfasten: Balsam für Körper und Seele

03.03.2018
von Selin Turhangil

Mit den von Lifestyle- und Modemagazinen propagierten «Detox»-Strategien hat Heilfasten herzlich wenig am Hut. Seriöse Angebote befreien den Körper unter ärztlicher Aufsicht von Giftstoffen – und zwar auf die sanfte Tour, auch wenn man während seines Aufenthalts nicht ganz satt wird.

Es ist die Qualität und nicht die Quantität, die zählt: Wer sich zum x-ten Mal im Do-it-yourself-Fasten versucht, den soll das Ausbleiben von Resultaten kaum erstaunen. Die Sache verhält sich nämlich ganz und gar nicht nach der weit verbreiteten Annahme, Gewichtsverlust stünde bei diesem Unternehmen im Vordergrund: Medizinisches Heilfasten zielt weniger auf sofortige Ergebnisse als auf langanhaltende Erfolge ab. Möchte man sein Vorhaben also richtig angehen, empfiehlt sich ein Aufenthalt von ein bis drei Wochen in einem spezialisierten Betrieb. Dessen Standort soll man so wählen, dass das Entspannen fernab von jeglichem Alltagsstress gewährleistet ist; nur so kann der Körper die gewünschten Resultate erbringen.

Tippt man das magische Wort Heilfasten in Googles Suchfeld, kommt einem alsbald ein wahrer Schwall von Angeboten entgegen. Statt sich auf das erstbeste Resultat zu stürzen, empfiehlt es sich, bei der Auswahl konkrete Kriterien im Kopf zu behalten. Qualitative Angebote regenerieren den Körper insbesondere durch das Optimieren und Entschlacken des Verdauungssystems. Eine Vielzahl von Organen kann durch das Ausleiten von Giftstoffen auf natürlichem Wege gereinigt werden. Auch die entzündungshemmende Wirkung ist wichtig, da sie chronische Schmerzen zu mildern vermag. Auf den Ausgleich des Körpers durch ausgewogene Ernährung muss ebenfalls abgezielt werden: Wenn letztere einem nicht gänzlich von Abhängigkeiten und Übergewicht befreien kann, macht man zumindest einen grossen Schritt in die richtige Richtung. Der Körper muss gestärkt aus dieser Erfahrung hervorgehen, damit das Immunsystem neue Kräfte schöpfen und der Alltagsstress abfallen kann.

Qualitative Angebote regenerieren den Körper insbesondere durch das Optimieren und Entschlacken des Verdauungssystems.

Medizinische Überwachung ist unerlässlich

Jede seriöse Fastenkur erfordert das Durchführen eines Gesundheitschecks nach Ankunft des Patienten. Man vergewissert sich dadurch, dass die Person risikofrei fasten kann. Doch nicht nur: Auf jene Ergebnisse wird auch das Ernährungs- und Trainingsprogramm abge- stimmt, auf das sich der Patient während seines Aufenthalts stützen wird. Die ärztliche Unterstützung reicht jedoch über diese Zeitperiode hinaus, denn es ist ebenso wichtig, dass der Fastende weiss, wie er nach dem Verlassen der Klinik Veränderungen in sein alltägliches Leben integrieren kann.

Auch wenn es durchaus vorkommt, dass Ärzte von einer Fastenkur abraten, können meist Alternativen  in Erwägung gezogen werden. Bei Patienten, die an

Typ-1-Diabetes, Magengeschwüren oder Suchterkrankungen verschiedenster Art leiden, empfiehlt sich das Zusammenstellen eines massgeschneiderten Angebots mit dem Klinikpersonal. Dasselbe gilt fürs Fasten während der Schwangerschaft. Während des ein- oder mehrwöchigen Aufenthalts führen Ärzte und Ernährungsberater wöchentliche Konsultationen durch, um sich des Wohlbefindens der Patienten zu vergewissern.

Die Schulmedizin bestätigt den positiven Einfluss des Fastens auf den Blutzucker- und Cholesterinspiegel.

Hunger? Nein danke.

Wer sich beim Studieren der Speisekarte die Haare rauft, der soll weiterlesen. Tatsächlich stehen vor allem flüssige Zutaten auf dem Menü, das im Vorherein mit dem Fastenden abgesprochen wurde. Seit Menschengedenken besitzt der menschliche Körper die Fähigkeit, sich an die verfügbare Nahrungsmenge anzupassen. Erlegte man in der Steinzeit ein Tier, ermöglichte dies ein wahres Festmahl; das Glück konnte aber auch wochenlang nicht auf der Seite der Jäger sein, sodass diese in der Not von den Vorräten ihres eigenen Körpers zehren mussten.

Der Körper ist natürlich so eingestellt, dass er zunächst einfache Kohlenhydrate verbrennt. Nach 24 Stunden sind seine Glukosereserven (Glykogen) jedoch erschöpft und er beginnt, auf seine Proteinreserven zurückzugreifen, die sich hauptsächlich in den Muskeln befinden. Um diese Verluste einzuschränken, greift er nach 48 Stunden ebenfalls auf seine Fettreserven zurück. Zum Ausgleich des Glukosemangels stellt der Körper dabei ein aus Proteinen und Lipiden bestehendes Ersatzprodukt her, so genannte Ketonkörper. Der Körper gelüstet nach letzteren, da sie schneller zum Einsatz kommen können als Glukose. Ist kein Glykogen vorhanden, verwendet der Körper Ketonkörper als Brennstoff, was dem Fastenden Heisshungerattacken und quälenden Hunger erspart. Durch denselben Vorgang setzt sich auch der Entgiftungsprozess in Gang.

Kann man mit Heilfasten Krebs «aushungern»?

Dass Heilfasten keine Wunder vollbringt, muss wohl kaum betont werden. Seine Langzeiteffekte basieren weitgehend darauf, wie der Patient die in der Klinik erhaltenen Ratschläge im Alltag umsetzt. Dennoch sagt man dem Fasten Fähigkeiten nach, die sonst der Magie vorbehalten sind. Kann es sein, dass an jenen Behauptungen doch etwas dran ist?

Die Schulmedizin bestätigt den positiven Einfluss des Fastens auf den Blutzucker- und Cholesterinspiegel; auch Übergewicht und Typ-2-Diabetes könnten dadurch effizient bekämpft werden. Es gibt auch Hinweise darauf, dass diese Technik positive Auswirkungen auf chronische Leiden, wie beispielsweise Rheuma, haben kann. Die Studie, die diese Möglichkeit erwähnt, betont jedoch, dass die Teilnehmer Verhaltensänderungen vornahmen, die weit über die Dauer ihrer medizinischen Fastenkur hinausgingen. Im selben Sinne bestehen auch Hypothesen, die kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Krebs in die positiv beeinflussbaren Leiden miteinbeziehen.

Solange schlüssige Studien noch ausbleiben, wird es dennoch schwierig sein, den konkreten Einfluss des Fastens auf solch schwerwiegende Pathologien zu bestimmen. Die wohltuende Wirkung auf Leiden verschiedenster Art ist jedoch unbestreitbar und eine Alternative, die man unbedingt in Betracht ziehen sollte, bevor ganze Medikamentenberge verschlungen werden.

Text: Selin Olivia Turhangil

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