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Helfen die Heilmittel gegen Heuschnupfen wirklich?

07.03.2018
von SMA

Seit 30 Jahren kommt Aluminium bei der Bekämpfung von Heuschnupfen-Symptomen zum Einsatz. Experten sind uneins, ob die sogenannte Desensibilisierungstherapie wegen des Metalls langfristige Risiken birgt.

Das Ende der Kältewelle lässt uns aufatmen und Frühlingsluft schnuppern. Uns alle? Nein. Diejenigen, die unter Heuschnupfen leiden, sind keine Frühlingsfans. Die fliegenden Pollen der Bäume, Gräser und sonstigen Pflanzen führen zu Symptomen wie Nasenschleim- haut- und Bindehautentzündungen und langfristig sogar zu allergischem Asthma. In der Schweiz schätzt man den Bevölkerungsanteil mit einer Pollenallergie auf 20 Prozent. Ein Drittel der Bevölkerung reagiert empfindlich auf ein Allergen. Diese Zahlen entwickeln sich stetig weiter. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird bis 2050 die Hälfte der westlichen Gesellschaften an Allergien leiden. Dieses Phänomen wird als «Krankheit der Neuzeit» bezeichnet und steht in direkter Verbindung mit der Industrialisierung und der globalen Erwärmung, welche die frühzeitige Pollenbildung fördert.

Kein klassischer Impfstoff

Einige unter Heuschnupfen leidende Personen entscheiden sich bei ihrem Kampf für die Impfung. Eigentlich eignet sich in diesem Fall der Begriff Impfung nicht, da man diese Behandlung im frühen 20. Jahrhundert entwickelt hat und sie gegensätzlich zu den herkömmlichen Impfstoffen wirkt. «Diese Behandlung besteht aus der Verabreichung des für die Atemwegsallergie verantwortlichen Allergens in konstant ansteigenden Dosen», erklärt Doktor Cyrille Francillon, Allergologe in Yverdon-les-Bains.

Bei Heuschnupfen spricht man hierbei von der Desensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie oder SIT genannt. «Diese Behandlung wird subkutan oder oral verabreicht. Im letzteren Fall steht die Substanz in Kontakt mit der Schleimhaut», erklären die Experten von Swissmedic, der Schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte.

«Diese Methode ist sehr effizient», bestätigt Doktor Francillon. «Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben ihre Wirkung belegt. Die Symptome eines Grossteils der behandelten Patienten nehmen deutlich ab. Selten kam es jedoch zu einer voll- ständigen Heilung der Patienten.»

Aluminium als Risikofaktor?

Es ist jedoch fraglich, ob sich eine solche Behandlung rechtfertigt, da in diesem Fall keine Lebensgefahr besteht und sie langfristig unbekannte Risiken für den Organismus verbergen könnte. Denn bei der subkutanen Immuntherapie werden in der Tat Aluminiumsalze den Allergenen als Adjuvans hinzugefügt. «Durch das Adjuvans, das zu einer leichten lokalen Entzündung führt, gewöhnt sich das Immunsystem langfristig an die Allergene. Das am häufigsten verwendete und geeignetste Adjuvans ist Aluminium. Es kommt seit Jahrzehnten weltweit zum Einsatz, auch in Impfstoffen», gibt Swissmedic an.

Langfristige Wirkung unbekannt

Seit mehreren Jahrzehnten erforscht die Wissenschaft die Schädlichkeit von Aluminium, das wir konstant und in unterschiedlichen Formen aufnehmen. Der britische Biologe Christopher Exley ist Spezialist für die Auswirkungen des Metalls: «Aluminium birgt unbekannte Wirkungen und Gefahren. Bis heute ist nicht bekannt, was eine geringfügige und konsequente Belastung mit Aluminium über mehrere Jahre verursachen kann.»

Bekannte Alternativen ersetzen die Aluminiumsalze durch andere Adjuvantien wie Tyrosin oder Calciumphosphat, die denselben Zweck erfüllen. Da die Behörden das Aluminium jedoch bereits seit langem freigegeben haben, scheinen diese sich nicht gezwungen zu fühlen, kostspielige Recherchen einzuleiten, um nach einer neuen und weniger  umstrittenen  Lösung zu suchen. Verbirgt die Desensibilisierung gegen Heu- schnupfen wirklich keine Gefahren? Ist sie das Risiko wert? Swissmedic dazu: «Es wurde belegt, dass die Desensibiliserungstherapie die Immunantwort modifiziert. Es konnte jedoch nicht bewiesen werden, dass diese Änderungen die Symptome lindern können.»

Text: Amele Debey

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