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Digitalisierung Innovation

Automatisierung kann zum Wettbewerbsvorteil werden

09.03.2018
von Remo Buergi

Durch die Automatisierung werden in Zukunft Maschinen viele Aufgaben übernehmen, die heute noch von Menschen verrichtet werden. Für den Wirtschaftsstandort Schweiz und den Arbeitsmarkt ist das eher eine Chance als eine Gefahr.

Zwei Entwicklungen haben in den letzten Jahren manchem Schweizer Arbeitnehmer Sorgenfalten ins Gesicht getrieben. Zum einen die Verlagerung vieler Arbeitsplätze ins Ausland, wovon sich die betreffenden Firmen Kostensenkungen versprachen. Zum anderen aber auch die Ungewissheit über den Einfluss der Automatisierung auf ihre berufliche Zukunft. Werden in einigen Jahren Roboter die Arbeit erledigen, die heute noch Menschen machen? Je nach Beruf wahrscheinlich schon. Doch verschiedene Untersuchungen zeigen auf, dass technische Neuerungen für die Schweiz durchaus zum Vorteil werden können – und vielleicht sogar die Verlagerung von Jobs ins Ausland stoppen.

Jobs werden anspruchsvoller

Die Schweizer Wirtschaftsbranchen werden von der Automatisierung unterschiedlich stark betroffen sein. Absolut betrachtet sind in den Bereichen Handel, Verkehr und Lagerwirtschaft gemäss einer Studie des Unternehmensberaters Deloitte die meisten Stellen zu finden, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit automatisiert werden. Wie auch in anderen Branchen wird es in einigen Unternehmen zu einem Stellenabbau kommen. Doch gleichzeitig wird die Automatisierung gemäss Prognosen bis 2025 etwa 270’000 Arbeitsplätze schaffen – netto wohlgemerkt. Klar ist: Diese neuen Jobs werden andere Anforderungsprofile haben als diejenigen, die verschwinden. Und klar ist auch: Diese Anforderungsprofile werden anspruchsvoller sein als die der «alten» Jobs. Das ist allerdings kein neues Phänomen, denn bereits in den letzten Jahren hat der Anteil hochqualifizierter Jobs in der Schweiz markant zugenommen.

Insbesondere für Arbeitnehmer mit Familie ist es aus finanziellen Gründen oft schwierig, eine Ausbildung zu absolvieren.

Der Wert der Weiterbildung

Der Industriesektor wird von Automatisierung und Digitalisierung stark beeinflusst werden. Wer in der «Smart Factory» von morgen arbeiten will, wird neue Qualifikationen und Fähigkeiten mitbringen müssen. Die Vernetzung von Produktion, Administration und Logistik (Stichwort «Industrie 4.0») hat bereits begonnen und stellt Arbeitgeber ebenso vor Herausforderungen wie die Arbeitnehmer. Letztere kommen nicht darum herum, sich regelmässig weiterzubilden oder eine Umschulung in Angriff zu nehmen. Dazu braucht es einerseits den Willen zu einer Veränderung der beruflichen Ausrichtung, andererseits aber auch passende Ausbildungsangebote. Insbesondere für Arbeitnehmer mit Familie ist es aus finanziellen Gründen oft schwierig, eine Ausbildung zu absolvieren.

Interessant ist der Ansatz, den der Branchenverband Swissmem vor einigen Wochen präsentiert hat. Eine berufsbegleitende Umschulung für Arbeitskräfte, deren Job von den strukturellen Änderungen bedroht ist. Noch gibt es allerdings viele Hürden aus dem Weg zu räumen, insbesondere in Bezug auf die Kosten. Dass diese nicht alleine die Arbeitnehmer tragen, sondern auch die Unternehmen, liegt auch im Interesse Letzterer. Geeignete Fachkräfte zu finden, wird in Zukunft eher noch schwieriger als bisher schon. Zum einen führt die demografische Entwicklung zu einer Verkleinerung des einheimischen Arbeitskräfte-Pools. Zum anderen wird die Einstellung ausländischer Spezialisten ebenfalls erschwert. Die aktuelle Kontingentierung der Zuwanderung in die Schweiz trägt genauso dazu bei wie der allgemeine Konjunkturaufschwung – gut qualifizierte Arbeitnehmer sind weltweit gefragt.

Zum einen führt die demografische Entwicklung zu einer Verkleinerung des einheimischen Arbeitskräfte-Pools, zum anderen wird die Einstellung ausländischer Spezialisten ebenfalls erschwert.

Verlagerungstrend gestoppt?

Die fortschreitende Automatisierung bringt nicht nur Herausforderungen mit sich, sondern auch viele Chancen. In erster Linie ermöglicht sie billigeres Produzieren in der Schweiz, weil für die gleiche Arbeit weniger Arbeiter benötigt werden. Studien schätzen, dass dadurch hierzulande bis zu einem Drittel billiger produziert werden könnte als im Ausland, wohin viele Produktionen wegen der geringeren Lohnkosten verlagert wurden. Dieser Verlagerungstrend wird wahrscheinlich verlangsamt oder sogar gestoppt werden, weil für die Bedienung der modernen Maschinen Fachkräfte nötig sind. Hier hat die Schweiz einen grossen Vorteil gegenüber Billiglohnländern. Für manche Firmen, die in den letzten Jahren ihre Produktion ins Ausland verlagert haben, könnte eine Rückverlagerung, ein sogenanntes «Reshoring», zum Thema werden. Insbesondere kleine Unternehmen, welche den Schritt ins Ausland hauptsächlich aus Kostengründen vorgenommen hatten, dürften auf gewisse Vorteile zählen.

Gegenüber der Produktion im Ausland ist eine automatisierte Produktion in der Schweiz nicht nur billiger, sondern auch qualitativ besser, flexibler und weniger koordinationsaufwendig. Und obwohl ein solches Reshoring in der Schweiz wegen des geringen Arbeitskräftebedarfs wohl nicht allzu viele Stellen generieren würde, hätte es dennoch positive Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. Schliesslich braucht es für die Produktion nach wie vor Infrastruktur, Dienstleistungen und Betriebsmittel.

Strategie muss stimmen

Damit man das Potenzial der Automatisierung optimal nutzen kann, braucht es nicht nur qualifizierte Arbeitskräfte, sondern auch eine kohärente Unternehmensstrategie. Gemäss der Studie von Deloitte gehören dazu die Einschätzung verfügbarer Technologien, die schrittweise Umsetzung und die adäquate Vorbereitung relevanter Risiken. Dafür sind auch die Verwaltungsräte zuständig, und in diesen Gremien fehlt es oft noch an Know-how in Bezug auf Fragen der Digitalisierung und Automatisierung. Der Mangel an Expertenwissen wurde aber in vielen Firmen erkannt. Durch die Bildung eines Beirats mit Spezialisten oder der Aufnahme eines Experten in den Verwaltungsrat soll die nötigen Fachkompetenz miteinbezogen werden.

Text: Remo Bürgi

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