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Google: Querdenken erwünscht

09.05.2018
von Matthias Mehl

Im vergangenen Jahr gelang Google Schweiz der Hattrick. Dreimal hintereinander wurde der in Zürich ansässige Schweizer Ableger des Technologieriesen zum «Besten Arbeitgeber» des Landes gewählt. Doch warum arbeiten die «Zoogler», wie sich die Google Schweiz-Mitarbeiter selber nennen, so gerne dort? Und was können sich selbst kleine Betriebe vom amerikanischen Giganten abgucken?

Ein Besuch in den Räumlichkeiten von Google Schweiz im Zürcher Hürlimann Areal ist ein Erlebnis. Die kreative Bürokonzipierung sowie die ausgefallenen, thematisch unterschiedlichen Pausen- und Meetingräume sind weltberühmt und stehen mittlerweile als Sinnbild für Google als innovativer Arbeitgeber. Da wäre zum Beispiel der «James-Bond-Raum» (inklusive Geheimtür im Bücherregal) zu nennen, der mit edlem englischen Interieur besticht. Oder die Dschungellounge, die zum Verschnaufen inmitten 100 verschiedener Pflanzenarten einlädt. Und nicht zuletzt muss die metallene Rutschbahn erwähnt werden, die vom ersten Stock direkt ins grosszügige Mitarbeiterrestaurant führt.

Es wäre nun leicht, diese Facetten des Google Schweiz-Büros als Spielerei abzutun. Doch wer sich näher mit der Philosophie des Konzerns auseinandersetzt, realisiert, dass es sich dabei vielmehr um kreative Ausprägungen einer besonderen Unternehmenskultur handelt. Eine Kultur, die sich durchs Band der Innovation verpflichtet fühlt. Und die gleichzeitig neuen Arbeitsgewohnheiten Rechnung trägt. Denn: «Wir konnten in allen unseren Untersuchungen deutlich den Trend erkennen, dass die Menschen immer weniger an ihrem Schreibtisch sitzen, sondern an verschiedenen Orten innerhalb und ausserhalb des Büros aktiv sind», sagt Architektin Tanya Rüegg im Interview mit dem Fachmagazin «designboom». Tanya Rüegg ist Partner und Creative Director von evolutiondesign, dem Schweizer Unternehmen, das viele von Googles Offices mitgestaltet hat. Unter anderem auch das in Zürich. Zusammenarbeit im Büro erfolgt gemäss Rüegg heute auf vielfältige Art und Weise. «Natürlich kann da das Standardbüro, das hauptsächlich Schreibtische hat, nicht die Lösung für diese sich ändernden Anforderungen sein.»

Aus diesem Grund würden kreativere Arbeitsplatzlösungen mit einer Vielzahl von Anpassungsmöglichkeiten benötigt, um diese neuen Aktivitäten optimal zu unterstützen. Und die Räumlichkeiten von Google Schweiz tun genau das: Sie ermöglichen Begegnung, Austausch und Auseinandersetzung. Und eröffnen, wenn nötig, Rückzugsmöglichkeiten.

Was möchten Angestellte wirklich?

Dass man den Mitarbeitenden bei Google Schweiz nebst durchdachtem Interieur noch mehr zu bieten hat, zeigt sich anhand der Tatsache, dass das Unternehmen in den letzten drei Jahren dreimal hintereinander zum «Besten Arbeitgeber der Schweiz» in der Kategorie «Grossunternehmen» gewählt wurde. Der Preis basiert auf der jährlichen Arbeitsplatz-Studie von «Great Place to Work». Das Unternehmen befragt dafür Arbeitnehmer in 50 Ländern, um die besten Arbeitgeber der jeweiligen Nationen zu ermitteln. 2017 befragte man hierzulande 15’000 Angestellte. Das Ergebnis: Die besten Arbeitgeber der Schweiz zeichnen sich durch eine «vertrauensvolle und motivierende Arbeitsplatzkultur aus». Gemäss den Studienergebnissen sind den Schweizer Arbeitnehmenden Respekt, Kooperation, Mitbestimmung sowie Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen besonders wichtig.

Es überrascht nun nicht, dass sich diese Werte beim Hattrick-Preisträger Google Schweiz in der Unternehmensphilosophie wiederfinden. «Einer der zentralen Punkte unserer Kultur ist zum Beispiel die Unterstützung von Mitarbeitern, wenn es um die Familie geht», erklärt Matthias Meyer, Pressesprecher von Google Schweiz. So lege das Unternehmen weltweit grossen Wert darauf, Mitarbeitende dabei zu unterstützen. Damit sie ihr Geschäfts- und Privatleben unter einen Hut zu bringen. «Dazu gehören beispielsweise grosszügige Ferienregelunge für frischgebackene Eltern, Vorsorgepläne und finanzielle Beratungen», so Meyer.

Gemäss den Studienergebnissen sind den Schweizer Arbeitnehmenden Respekt, Kooperation, Mitbestimmung sowie Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen besonders wichtig.

Den Angestellten helfen, sich zu verbessern
Diese Massnahmen schaffen Vertrauen – und stärken die Identifizierung mit dem Unternehmen. Ein anderer wichtiger Faktor, auf den Schweizer Arbeitnehmer gemäss der «Great Place to Work»-Befragung Wert legen, ist Respekt. «Und kaum etwas zeugt mehr davon als die Tatsache, dass wir viel in die Entwicklung unser Mitarbeitenden investieren», so Meyer. Da Erfolgsfaktoren wie lebenslanges Lernen sowie das Aneignen neuer Kompetenzen im heutigen, zunehmend dynamischen Arbeitsumfeld elementar sind, macht Google seinen Angestellten vielfältige Weiterbildungs- und Entwicklungsangebote verfügbar.

Glücklicher – dank Gesundheit

In vielen Betrieben fristet das Thema «Betriebliches Gesundheitsmanagement» (BGM) noch immer ein Mauerblümchendasein. Das ist vor allem deshalb unverständlich, weil es Unternehmen ganz konkrete Vorteile bietet. So profitieren BGM-praktizierende Betriebe gemäss Gesundheitsförderung Schweiz von einer höheren Leistungsabschöpfung sowie sinkenden Kosten. In diesem Feld ist Google seit jeher Pionier. Zoogler (Google-Mitarbeiter werden Googler genannt, die Angestellten in Zürich nennen sich entsprechend Zoogler) können regelmässig auf die Dienste von medizinischen Masseuren zurückgreifen.

Wenn die Arbeit wirklich Sinn macht

«Warum?» Diese Frage scheint für Arbeitnehmer immer wichtiger zu werden. Schon vor vier Jahren stellte das Beratungsunternehmen McKinsey im Rahmen einer Studie fest, dass vier von zehn Deutschen einen Job wollen, der sinnstiftend ist, sprich eine gesellschaftliche Verbesserung mit als Ergebnis nach sich zieht. Diese Philosophie assoziiert man meistens mit der jungen «Generation Y», doch gemäss McKinsey suchen mittlerweile Menschen von 18 bis 80 nach einer Arbeit, die einen Sinn hat.

Wie lässt sich dies auf Google übertragen? Nun, das Credo der Gründer war von Anfang an ein sinnstiftendes: «Die Informationen der Welt zugänglich und nutzbar zu machen. Für alle Menschen, zu jeder Zeit.» Und man muss anerkennen. Dieses Ziel hat das amerikanische Technologieunternehmen wie kaum eine andere Organisation vorangetrieben. Dass daraus ein Milliarden-Geschäft hervorgegangen ist, stimmt zwar ebenfalls, ändert aber nicht am Grundgedanken sowie den Resultaten. Generell darf und muss «sinnstiftend» nicht als Kontrapunkt zu unternehmerischem Erfolg angesehen werden. Aus der Mission, den Menschen Wissen verfügbar zu machen, sind nebst der Google-Suche innert den vergangenen Jahren unzählige Innovationen hervorgegangen, wie Google Maps oder Youtube (mehr zu den Schweizer Entwicklungen finden Sie in der Infobox).

Zusätzlich will das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren weltweit Zuschüsse in Höhe von einer Milliarde Dollar vergeben (z.B. an Schulen) und seinen Mitarbeitern eine Million Arbeitsstunden für ehrenamtliche Arbeit zur Verfügung stellen. «Natürlich entwickeln wir weiterhin Produkte und Programme, die allen Menschen mehr Möglichkeiten eröffnen», führt Matthias Meyer aus. Dazu gehört zum Beispiel das «AtelierDigital», das kostenlose Bildungsangebote zu einer Vielzahl digitaler Themen anbietet.

Bildung ist für Google zentral

Generell ist das Thema «Bildung» für Google ein zentrales, auch für das Schweizer Office. So fördert man die Informatikausbildung (besonders für Mädchen), vergibt Stipendien, unterhält Partnerschaften zu Universitäten, Startup Communities (u.a. Impact Hub Zürich) und Forschungseinrichtungen sowie der Schweizer Jugendstiftung Pro Juventute zur Förderung der digitalen Ausbildung. In den letzten Jahren hat Google Schweiz zudem jährlich mehr als 100 Praktikanten im Büro in Zürich ausgebildet.

Text: Matthias Mehl

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