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Generation 50 Plus auf dem Arbeitsmarkt

01.07.2018
von Sara Culum

In der heutigen Berufswelt fallen Entscheidungen immer schneller. Der wirtschaftliche Druck lastet dabei auf den Gross- sowie Kleinunternehmen. Kostet ein älterer Arbeitnehmer zu viel oder erbringt er die erwünschte Leistung nicht mehr, folgt die Kündigung. Doch wie können Arbeitssuchende der Generation 50 Plus auf dem Arbeitsmarkt schnell wieder Fuss fassen?

Die Arbeitslosenquote bei Personen über 50 steigt seit sieben Jahren ständig an. Dies beweist eine Studie des Bundesamts für Statistik. Doch was sind die Gründe für diesen Anstieg? Die Arbeitswelt erlebt einen raschen Wandel, die Arbeitskosten steigen und es herrschen Vorurteile gegenüber Arbeitnehmern ab 50. Diese Gründe erschweren der Generation 50 Plus die Position im Arbeitsmarkt. «Selbst Elektroingenieure mit top Ausbildungen haben heute weniger Chancen, aufgrund ihres Wissensrückstandes in der Technologie», sagt Unternehmer Urs Thierstein. Im Falle der Personalkürzung sind es daher oftmals die älteren Mitarbeiter, welche darunter leiden. In den letzten Jahrzehnten belegten eher jüngere Arbeitnehmer die Führungsspitzen. Somit sortiert man bei Neueinstellungen nach einer Altersstruktur, die vorwiegend Jüngere bevorzugt.

Unterstützung bei einer Entlassung

Eine Entlassung gestaltet sich für alle Beteiligten schwierig. Einige der Arbeitgeber nehmen ihre Verantwortung als Führungsperson wahr und stellen verdienten Mitarbeitenden eine Out- und Newplacement Unterstützung zur Verfügung. Ein Problem, welches auf der Seite der Arbeitnehmer auftreten kann, sind die fehlenden Zwischenzeugnisse von inzwischen ausgetretenen Vorgesetzten. Diese erschweren die Stellensuche zusätzlich. In der Schweiz profitieren wir von einem mangelnden Kündigungsschutz. Dies tönt paradox, jedoch eignet sich der attraktive Schweizer Arbeitsmarkt für Investoren als optimaler Player im schnelllebigen Wirtschaftsumfeld. Im Vergleich zu der Schweiz könnten Länder, wie beispielsweise Frankreich, mithilfe einer Aufhebung des schadenden Kündigungsschutz ebenfalls über ein duales Bildungssystem verfügen. Für die Arbeitnehmer bedeutet dies, dass Kündigungen vorkommen können, aber sich auch gleich neue Türen öffnen und die Betroffenen während der Überbrückungszeit Unterstützung vom RAV oder den Leitungen ehemaliger Arbeitgeber bekommen.

Heute könnte eine Gesetzesänderung die oft notwendigen Weiterbildungen in der Arbeitslosenversicherung ermöglichen. Momentan ist es möglich, sich auf dem eigenen Gebiet weiterzubilden, jedoch nicht umzuschulen. Dies würde älteren Arbeitssuchenden neue Möglichkeiten eröffnen, um eine neue Berufung zu finden.

Die Generation 50 Plus besitzt mehr Lebens- und Berufserfahrung, ist urteils- und kooperationsfähiger, zuverlässiger und hat meistens eine positive Arbeitseinstellung.

Das Potenzial für Unternehmen

Die Generation 50 Plus besitzt mehr Lebens- und Berufserfahrung, ist urteils- und kooperationsfähiger, zuverlässiger und hat meistens eine positive Arbeitseinstellung. Bei älteren Mitarbeitern rückt auch der Karrieregedanke mehr in den Hintergrund als bei den jungen, sodass diese kein grosses Risiko für Vorgesetzte darstellen. Zusätzlich besitzen sie aufgrund ihrer langjähriger Berufserfahrung den Vorteil des besseren Kooperations- und Einschätzungsvermögen. Das Problem ist jedoch, das der Arbeitsmarkt die Generation 50 Plus trotz Erfahrung und Qualifikation weniger schätzt und daher diskriminiert. Man stellt ihnen nach, dass sie weniger flexibel sowie lern- und anpassungsfähig sind als jüngere Mitarbeiter. Für Firmen wäre die Kombination von alten und jungen Mitarbeitern jedoch optimal, da das Praxiswissen der älteren auf das neue Wissen der jüngeren trifft. Somit profitiert letztendlich das gesamte Unternehmen von dieser Zusammenarbeit.

Eine erfolgreiche Rückkehr in die Arbeitswelt

Wenn man im Alter von über 50 die Arbeitsstelle verliert, findet man sich in einer heiklen Situation wieder. Das Wichtigste dabei ist, schnell zu reagieren und gleich nach einer neuen Stelle zu suchen. Leider reagieren viele ältere Arbeitslose zu spät. Sie bewerben sich hektisch und nur in bereits bekannten Bereichen. Eine gute Stütze für eine Arbeitssuche sind regionale Arbeitsvermittlungszentren. Auch wenn die Entlassung kurz vor der Rente eintrifft, bleibt man gefordert und möchte sich wieder «gebraucht» fühlen. Mini-Jobs auf ungeahnten Gebieten bieten hier spannende Möglichkeiten seiner Lebenslust weiter Schub zu verleihen. Portale wie coople.com oder indeed.ch sind mögliche Plattformen für schnelle Einsätze.

Ein gepflegtes Netzwerk öffnet zusätzlich den Zugang zum sogenannten Graumarkt. 70 Prozent aller freien Stellen werden nicht öffentlich ausgeschrieben, Bund und Kantone bilden die Ausnahme. Aus diesem Grund ist es wichtig, ein solches Netzwerk auf- und auszubauen. Es ist jedoch nicht so einfach, sich auf den Graumarkt zu begeben, da Bemühungen erforderlich sind. «Es gibt Menschen, die sich nicht hervorragend verkaufen können und für diese wird es schwierig», sagt Urs Thierstein.

Das wichtige ist jedoch, dass man sich ak- tiv engagiert und somit auf seinen Stärken aufbaut und die Vorurteile ignoriert. «Eine Job-Krise ist auch noch keine Katastrophe, es braucht aber rasch Eigeninitiative, eine präzise Analyse der eigenen Kompetenzen und fortführende Weiterbildung», meint Urs Thierstein.

Leider sind immer mehr Menschen von der Arbeitslosigkeit im Alter betroffen. Das Wichtigste ist jedoch, nie den Mut zu verlieren und stets souverän weiterzukämpfen. «Man sollte sich ständig um die eigene Arbeitsmarktfähigkeit sorgen», so Urs Thierstein. Viele Unternehmen schätzen die sogenannte «silberne Generation» und setzen auf kompetente Fachkräfte. Man ist nie zu alt, weder für einen Neuanfang, noch für eine neue Stelle.

Text: Sara Culum

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