norwegen die qual  wahl in norwegen
Reisen

Die Qual der Wahl in Norwegen

24.07.2018
von Miriam Dibsdale

Norwegen boomt als Reiseziel. Allein von 2015 auf 2016 nahm die Anzahl ausländischer Gästeübernachtungen um 10 Prozent zu. Kein Wunder: Hier lässt sich nicht nur Kultur erleben, sondern vor allem atemberaubende Natur.

Die meisten Norwegen-Reisen nehmen ihren Anfang in der Hauptstadt. Oslo ist zwar eine grosse Stadt, bietet aber viel Naturerlebnisse. Einerseits ist die Stadt am Meer gelegen, mit vielen kleinen Inseln im Oslofjord. Verschiedene Touren locken aufs Meer. Der Salz- und Tanggeruch in der Nase und der Wind im Haar lassen schnell den Alltag vergessen. Auch der Anblick von den kleinen, bunten Holzh.usern auf all den Inseln tragen das Ihre dazu bei.

Mit dem Bootstaxi kommt man auch einfach vom Steg unterhalb des Rathauses hinüber zu Bygd.y, wo das Fram-Museum, das Kon-Tiki-Museum und die Wikingerschiffe einen Einblick in die Schifffahrtsgeschichte der Nation geben. Die Hauptstadt hat neben der futuristischen Oper, dem Nationaltheater und vielen Museen natürlich auch jede Menge Shopping und Kulinarik zu bieten. Der Charme und die Kraft Norwegens liegt aber meines Erachtens – und ich muss es wissen, ich bin halbe Norwegerin – nicht unbedingt in den vielen hübschen Städte und Dörfchen, sondern in der Natur. Das Gefühl, das mich überfüllt, wenn ich am nördlichsten Zipfel des europäischen Kontinents, am Nordkap, stehe, ist unbeschreiblich. Jenseits dieses Felsplateaus sieht man viel Meer, und dann käme irgendwann die Arktis. Was für eine Weite! Ein Gefühl von Verlorenheit und Unbedeutsamkeit macht sich breit und befreit von jeglichem Druck.

Aktiv im Sommer und Winter

Zehn Stunden Autofahrt südlicher liegt die nördlichste Uni-Stadt der Welt: Tromsø. Das herzige Städtchen lädt nicht nur mit seiner berühmten Eismeerkathedrale ein. Rechts der Kathedrale geht das kleine Gondelbähnli Fjellheisen auf den Haushügel Storsteinen, der 421 Meter über Meer hoch ist. Hier oben bietet Tromsø einen schönen Anblick. Ausserdem kann man direkt loslaufen und die Gegend erkunden. Hier oben kann man in der dunklen Jahreszeit auch das Nordlicht beobachten. Sowohl im Winter wie im Sommer gibt es in Tromsø jede Menge zu unternehmen – ob es eine Tour mit Rentieren ist, eine Walsafari, ein Besuch im Polar Park, eine Husky-Safari, Fjord-Fischen und so weiter.

Planung ist wichtig

Per Auto, Wohnmobil, Bus oder Schiff geht es weiter südwärts: Hier liegen die Lofoten – eine weit herum berühmte Inselgruppe, die mit spektakulärer Natur aufwartet, mit kleinen Seen, weissen Stränden und schroffen Berggipfel, die zwar mit 1161 Meter nicht wahnsinnig hoch sind, aber quasi direkt aus dem Meer emporwachsen. Die Lofoten sind auch bei Künstlern sehr beliebt, denn das Licht ist hier besonders sch.n, etwa während des Sommers, wenn zwischen dem 27.Mai und dem 17. Juli die Mitternachtssonne scheint. Da die Inselgruppe bei Touristen unglaublich beliebt sind, ist es während den Sommerferien fast unmöglich, spontan einen Übernachtungsort zu finden. Frühzeitig buchen – auch Campingplätze – oder ausserhalb der Ferienzeiten anreisen, lohnt sich.

Trondheim ist n.chste grössere Stadt südlich von Lofoten. Die 997 gegründete Stadt liegt an der Nidelva und ist mit seinem internationalen Flugplatz, dem Bahnhof und dem Hurtigrute-Kai das Zentrum Mittelnorwegens. Kulturinteressierte kommen hier auf ihre Rechnung. Der Nidarosdom wurde auf der Grabstätte von König Olav Haraldsson errichtet: Die erste Kapelle wurde hier bereits 1031 gebaut. Heute ist die Kirche mit 102 Meter Länge, 50 Meter Breite und 21 Meter Höhe die nördlichst gelegene gotische Kathedrale der Welt. Während fast 100 Jahren wurden hier auch die norwegischen Könige gekrönt. Vom Nidarosdom lässt sich herrlich hinüberflanieren zum Bakklandet, der Altstadt Trondheims. Hier finden sich kleine Cafés, Geschäfte und der erste Velolift der Welt – ein unterhaltsamer Ort, um ein Solo (Orangenlimonade) zu trinken und Waffeln mit gerührten Erdbeeren zu essen. Diese schmecken in Norwegen wegen der kühlen Nächte und dem vielen Licht besonders süss.

Ein Publikumsmagnet sind im Sommer die Olavsfesttage, Norwegens grösstes Kirchenund Kulturfestival, das zu einem grossen Teil im eben erwähnten Dom stattfinden.

Kein Besuch ohne Fjord

Natürlich ist kein Norwegen-Besuch komplett, wenn man nicht einen Fjord gesehen hat. Der Lysefjord beherbergt zum Beispiel gleich auch noch den Preikestol, das berühmte 604 Meter hohe Felsplateau, das jedes Jahr von 300’000 Menschen besucht wird. Wer oben stehen will, muss für Auf- und Abstieg etwa vier Stunden einrechnen. Aber auch eine Bootsfahrt in den rund 40 Kilometer langen Lysefjord von Stavanger aus ist beeindruckend, weil man die bis zu 1000 Meter hohen steile Berge aus einer besonderen Perspektive erlebt.

Eine andere Art Naturerlebnis bietet die Hardangervidda. Das Hochplateau ist die grösste Hochebene Europas und erstreckt sich auf über 8000 Quadratkilometer. Gletscher formten die flachen Weiten mit den vielen kleinen Seen und sanften Hügeln. Ein ideales Wandergebiet mit zahlreichen Hytten der Norwegischen Touristvereinigung, dem norwegischen Pendant zum SAC. Auf dem Weg von Bergen nach Oslo kann man in Geilo, Haugastøl, Finse, Hallingskeid und Myrdal aus dem Zug steigen.

Wer mit dem Auto unterwegs ist, findet längs dem Riksvei 7 (Rv 7) verschiedene Zugänge. Norwegen-Reisende sehen sich, sofern sie nicht wahnsinnig viel Zeit haben, einem Dilemma gegenüber: Das Land ist etwa 1750 Kilometer lang, mit wenig Autobahnen versehen. Man muss sich entscheiden: Erkundet man den Süden, muss man Mittel- und Nordnorwegen wohl weglassen und umgekehrt. Nur wer sich die Rosinen herauspickt und zum Beispiel mit einem Car unterwegs ist, kann einen Überblick über das Land im Norden gewinnen. Oder noch besser: Man kommt einfach immer wieder zurück!

Text: Nathalie Ehrenzweig

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