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Social Trading: Tradern in die Karten schauen

09.08.2018
von Olga Shostak

Menschen sehnen sich nach dem Einfachen und Klaren – das gab es schon immer. Bereits viele erfolgreiche Geschäftsmodelle wurden nach diesen Prinzipien aufgebaut. Ganz anders war es an der Börse: Verständlich war sie nur für Spezialisten auf diesem Gebiet. Seit «Social Trading» ist aber das Einfache nun auch im Wertpapierhandel zu finden. Die simple Idee des gemeinschaftlichen Handels begeistert Massen.

«Liken», «folgen», «kopieren» – was sich auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter schon längst etabliert hat, ist nun auch in der Finanzwelt angekommen. Neben dieser Welt, in der Diskretion und Geheimhaltung bis anhin das höchste Gut waren, gibt es eine Parallelwelt: «Social Trading». Dieses Konstrukt verkörpert das komplette Gegenteil des klassischen Anlegungsprozesses, wie ihn die meisten von uns kennen. Das Prinzip dabei ist bestechend einfach: Mittels Social Trading wird auf einer Online-Plattform offengelegt, auf welche Art ein Kunde sein Geld investiert und in welcher Höhe. Wer diese Informationen erhalten möchte, braucht nicht mehr zu tun, als sich auf eine Social Trading-Plattform zu begeben. Und so simpel wie der Einstieg ist, geht es auch weiter. Man wählt sich eine passende oder mehrere Strategien aus und investiert seinen gewünschten Betrag. Und wie der Name es bereits verrät: Das wichtigste Instrument von Social Trading ist die Gemeinschaft an sich. User helfen Usern, damit am Schluss alle vom Wissensaustausch und der Transparenz profitieren können. Wie der Online-Handel genau funktioniert, wird in den drei folgenden Abschnitten genauer erklärt.

Wissen aneignen

«Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen», sagte einmal Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Nun, rund 300 Jahre später behält seine Aussage immer noch volle Gültigkeit. Denn Wissen ist einer der wichtigsten Bestandteile von Social Trading. Der erste Schritt einer erfolgreichen Investition liegt darin, sich Wissen anzueignen. Auf den diversen Social Trading-Plattformen veröffentlichen zahlreiche Trader ihre Anlagestrategien. Als Anleger hat man Einsicht in alle Transaktionen des Traders: Hat er gekauft, verkauft oder einen Betrag erhöht? Egal welche Aktion, seine Investitionen werden völlig offengelegt. Überzeugt eine Strategie, so kann man sich den Trader merken und zum nächsten Schritt übergehen. Auf den jeweiligen Trading-Portalen ist zudem ein Ranking mit den erfolgreichsten Tradern aufgelistet.

Tradern folgen

Wenn man vollumfänglich über die jeweiligen Trader und ihre Investmentstrategien informiert ist, geht es darum, ihnen zu folgen. Dies funktioniert genau gleich wie zum Beispiel auf Facebook oder Twitter. Als Follower erhält man nun eine hilfreiche Übersicht über die eigene Auswahl von Tradern und ihre Handelsaktionen.

Strategien kopieren

Nun geht es ans Eingemachte. Die ausgewählten Anlagestrategien können eins zu eins mit dem eigenen Vermögen nachgebildet werden. Als Anleger entscheidet man sich für einen Betrag und teilt diesen den verschiedenen Strategien zu. Von diesem Zeitpunkt an verfügt man über ein Portfolio an Wertpapieren und handelt aktiv mit. Experten raten zunächst mit einem niedrigen Prozentsatz in einen Trader zu investieren. Wenn sich dieser Trader als zuverlässig erwiesen hat, kann man den Betrag zu einem späteren Zeitpunkt beliebig erhöhen.

Als Anleger entscheidet man sich für einen Betrag und teilt diesen den verschiedenen Strategien zu.

Verständlich und transparent

Die Vorteile von Social Trading sind vielseitig. Der Handel mittels Kopierfunktion ist besonders für Privatanleger mit wenig Know-how auf diesem Gebiet viel leichter als das normale Trading. Man beschäftigt sich nicht damit, Finanzmärkte zu analysieren. Denn diese Beschäftigung kann schnell mehrere Recherche-Stunden in Anspruch nehmen und erfordert meist ein fundiertes Fachwissen. Beim Social Trading wird diese Arbeit den Anlegern abgenommen. Alles was man tun muss, ist, erfolgreiche Trader zu beobachten und diese dann zu kopieren. Des Weiteren ist die hohe Transparenz ein grosser Vorteil. Alle notwendigen Daten wie Angaben zu Tradern, Depots, Strategien, Entwicklungen oder Risikoansätzen können von den Usern eingesehen werden. Als Anleger ist man immer darüber informiert, wie ein Trader gerade handelt. Dazu kommt, dass interessierte Anleger mit den Tradern in Kontakt treten können. Sie haben beispielsweise die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen oder eine Frage zu stellen.

Jeder ist ein «Experte»

Doch wie so oft gilt auch hier: Social Trading ist nicht ganz risikofrei. Die wohl grösste Herausforderung und zugleich auch die grösste Gefahr ist, dass sich jeder Trader als «Experte» bezeichnet, egal ob er es tatsächlich ist oder nicht. Abgesehen vom Pseudonym des Traders und seiner Handelsstrategie weiss man vorerst nicht, ob man einer Fachperson auf dem Gebiet folgt, oder einem Laien. Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Denn es gibt zahlreiche versierte Händler, die über keine entsprechende Ausbildung verfügen. Die Strategie wird demnach kopiert, ohne dass man eine Garantie für Gewinn hat.

Text: Olga Shostak

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