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Heilpädagogik und integrative Förderung im Vormarsch

29.09.2018
von Sara Schild

Im Sommer 2009 wurde in den Schulen der Stadt Zürich eine neue Praxis zur integrativen Förderung der Schülerschaft eingeführt. Seit ein paar Jahren bieten Hochschulen die Ausbildung in schulischer Heilpädagogik an. Doch was verbirgt sich hinter diesem Konzept?

Die integrative Förderung wird notwendig, wenn Schülerinnen und Schüler persönliche Unterstützung benötigen. Diese Unterstützung soll Lernschwierigkeiten entgegenwirken, kann aber auch bei Interkulturalität und Begabungserscheinungen eingesetzt werden. Das Ziel der Förderpraxis, welche vor nun fast zehn Jahren eingeführt wurde, sollte die integrative Ausrichtung der Schulen der Stadt Zürich zur Folge haben. Konnte dieses Ziel umgesetzt werden?

Auf einem guten Weg

«Ja, alle Schulen der Stadt Zürich sind integrativ ausgerichtet und verfügen über ein entsprechendes Förderkonzept. Integrative Förderung und integrierte Sonderschulungen wurden flächendeckend ausgebaut und etabliert. Besondere Förderung des Schulamts Stadt Zürich», berichtet Anita Giger von der Fachstelle. Eine Massnahme, die mit dieser Entwicklung einhergeht, ist die Aufhebung von Kleinklassen und stattdessen der Aufbau von Angeboten zur situativen Unterstützung. Dank der Förderung an Regelschulen müssen Schüler- Innen mit besonderen Bedürfnissen nicht immer in Sonderschulen eingewiesen werden, so Anita Giger. Sie können sich genauso in Regelklassen besser entwickeln.

Grundliegende Entwicklungen

«Zahlreiche internationale Studien zeigen, dass Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen in durchmischten Klassen bessere Lernfortschritte erzielen als in separaten Gruppen oder Kleinklassen. Weitere Studien belegen, dass die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen das Klassenniveau nicht senkt. Die breitere Schulstruktur verhilft gleichzeitig zu einer besseren Unterstützung. Die Tragfähigkeit der Regelschulen hat sich seit Einführung der integrativen Förderung fortlaufend gesteigert. Bei Bedarf erhalten die Schülerinnen und Schüler logopädische Therapie, Psychomotorik-Therapie und/oder Unterricht in Deutsch als Zweitsprache», erklärt Giger. Sollten die Förderung trotz guter Integrationsmassnahmen noch schwer fallen, ist die Heilpädagogische Schule oder eine andere Sonderschule der Stadt Zürich eine passende Lösung.

Zahlreiche internationale Studien zeigen, dass Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen in durchmischten Klassen bessere Lernfortschritte erzielen als in separaten Gruppen oder Kleinklassen.Anita Giger, von der Fachstelle «Besondere Förderung des Schulamts Stadt Zürich»

Schulen für spezielle Bedürfnisse

«Die Heilpädagogische Schule der Stadt Zürich und andere Sonderschulen haben das Angebot an integrierten Sonderschulungen stark ausgebaut. Diese kommt vor allem Schülerinnen und Schülern mit kognitiver Beeinträchtigung, Körper- und Mehrfachbehinderung und Sinnesbehinderungen (Seh- und Hörbehinderung) zugute », erläutert Anita Giger. Bei Behinderungsformen, für die keine Möglichkeit zur integrierten Sonderschulung bestehe, entstehe im Laufe der Zeit eine mehr oder weniger grosse Versorgungslücke. Dies unter anderem bei Störungen im Autismus-Spektrum, psychische Störungen, Sprachbehinderung und/oder Lernbehinderung. Um dafür eine Förderung zu generieren, wurde das Projekt «Stärkung der Integrationskraft der Regelschulen » (SIS) lanciert: «In Zusammenarbeit mit Partnerschulen wurden verschiedene Instrumente und Massnahmen entwickelt, um in den Schulen selbst die integrative Kompetenz zu steigern. Die Umsetzung und Einführung wird im kommenden Schuljahr lanciert», berichtet Giger. Bei allen Schulen und Lernstrategien ist die Unterstützung durch die Schule wichtig. Jedoch  auch eine richtige Abklärung über ideale Vorgehensweisen sowie der Einbezug der Familie.

Einbezug der Beteiligten

«Ausschlaggebend ist eine sorgfältige Abklärung des Kindes, seiner Bildungsziele sowie seines schulischen und familiären Umfeldes. Bei einer schulpsychologischen Abklärung werden die Kinder bzw. Jugendlichen, die Eltern und weitere Beteiligte einbezogen», erklärt Anita Giger. Auch nach der Einschulung ist die Mitwirkung der Eltern grundlegend: «Die Einführung der integrativen Förderung hat in den Schulen zu einer Vielzahl von positiven Entwicklungen geführt. Es wurden Instrumente für das schulische Standortgespräch entwickelt. Dies ist ein Verfahren, um gemeinsam mit den Eltern und der Schülerin bzw. dem Schüler die aktuelle Situation zu besprechen und bei Bedarf Förderziele und Massnahmen zu vereinbaren. Dadurch konnten wir die Zusammenarbeit im Schulteam fördern und sonderpädagogisches Fachwissen aufbauen», so Giger. Das Schuldepartement der Stadt Zürich erhofft sich für die Zukunft noch weitere positive Entwicklungen.

Möglichkeiten und Weiterentwicklungen

«Es braucht vermehrt systemstärkende Massnahmen, zum Beispiel den Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für spezialisiertes Fachwissen oder zusätzliche personelle Unterstützung in Klassen mit hoher Gruppendynamik. Im Umgang mit schwierigen Schulsituationen und Verhaltensauffälligkeiten ist zudem vermehrt sozialpädagogisches Fachwissen gefragt», fordert Anita Giger. Die Ausbildungsmöglichkeiten seien bereits gegeben, die Auszubildenden müssen allerdings noch um einiges zunehmen. Die laufenden Anpassungen der Ausbildungen an die Erfordernisse der Praxis versprechen dabei einen guten Fortschritt für die Zukunft.

Text: Sara Schild

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