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Licht und Schatten der Energiestrategie 2050

14.11.2018
von SMA

Mit der Energiestrategie 2050 steht die Schweizer Zukunft ganz im Zeichen der erneuerbaren Energien. Während die Strategie den Weg aufzeigt, wie wir in dieser Zukunft angelangen können, werden einige Herausforderungen sichtbar, die es zu überwinden gilt.

Am 21. Mai 2017 wurde die Energiestrategie 2050 an einer Volksabstimmung angenommen. Beide Räte haben das Massnahmenpaket vor dem Hintergrund des geplanten Atomausstieges durchgewinkt. Die Massnahmen beinhalten unter anderem die Energieeffizienzerhöhung, die Senkung von Abgas-Emissionen und die Förderung erneuerbarer Energien. Bei Letzterem ist das Ziel vor allem die Unabhängigkeit von importierten fossilen Energien zu erreichen oder zumindest die Abhängigkeit zu vermindern. Dafür steht die Förderung einheimischer Energieproduzenten im Vordergrund.

Energiestrategie 2050 und erneuerbare Energien

In den letzten Jahren tauchten immer mehr Photovoltaikanlagen auf den Dächern in Schweizer Dörfern und Städten auf. Die Anlagen dienen vor allem der Selbstversorgung des Haushalts. Den überschüssigen Strom können die Besitzer der Anlagen ins Stromnetz speisen und verkaufen. Allerdings sind die Produktionskosten zurzeit noch höher als der Verkaufspreis. Dies und die teure Installation führen dazu, dass der Ansporn, sich eine Photovoltaikanlage zu kaufen, noch nicht sehr hoch ausfällt.

Dem will die Energiestrategie mit einer Erhöhung der Einspeisevergütung von 1.5 Rappen pro Kilowattstunde auf maximal 2.3 entgegenwirken. Weiterhin macht das Massnahmenpaket neu, dass die Produzenten nun ihren Strom direkt am Markt verkaufen müssen. Das führt zu einem Anreiz, den Strom dann zu verkaufen, wenn er knapp ist. Dann erziehlt er einen höheren Preis.

Bevor sie aber Strom produzieren kann, muss die Anlage erst installiert werden. Eine teure Angelegenheit, für die der Bund oder die Kantone bereits vor der Energiestrategie bis zu 30 Prozent der Kosten rückerstatteten. Neu ist, dass der Bund nun auch grössere Anlagen vergütet. Die Energiestrategie 2050 verkürzt und vereinfacht ausserdem das Bewilligungsverfahren, um eine neue Anlage zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu bauen.

Kritik und Herausforderungen

Auch wenn das Ziel der Energiestrategie ist, die Schweiz unabhängiger und das Land gegen den Klimawandel stark zu machen, verursacht sie einige Kritikpunkte und Herausforderungen.

Wenn der Strombedarf nicht deutlich gesenkt wird, würde die Produktion aus erneuerbaren Energien die Schweiz entgegen den Zielen der Energiestrategie noch abhängiger von Stromimporten machen.

Eine Herausforderung stellt die Witterungsabhängigkeit der erneuerbaren Energien dar. Die Kritik lautet, dass dadurch die Energieversorgung weder planbar noch steuerbar wird. Weiterhin können erneuerbare Energiequellen nicht so schnell so viel Strom produzieren wie herkömmliche Quellen. Das heisst, wenn der Strombedarf nicht deutlich gesenkt wird, würde die Produktion aus erneuerbaren Energien die Schweiz entgegen den Zielen der Energiestrategie noch abhängiger von Stromimporten machen.

Lösungen für Unternehmen und Endverbraucher

Ein möglicher Weg dem zu entgehen, ist die Erhöhung der Energieeffizienz. In der Schweiz fallen über 40 Prozent des Energieverbrauchs im Gebäudebereich an. Die Energiestrategie sieht vor, diesen Verbrauch zu vermindern. Dafür wollen Bund und Kantone finanzielle Beiträge an energetische Sanierungen ausrichten. Vor der Energiestrategie war es bereits möglich, energetische Gebäudesanierungen von den Steuern abzuziehen. Nun sind aber auch die Rückbaukosten für einen Ersatzneubau abzugsfähig. Gesamtsanierungen sind energetisch sinnvoller als Teilsanierungen und diese Massnahme soll jene erstrebenswerter machen.

Ausserdem können Unternehmen und Privathaushalte ihren Energieverbrauch vor allem im Bereich der Erzeugung von Wärme für Heizung und Warmwasser effizienter gestalten. «Bei Unternehmen sind die Einsparungsmöglichkeiten sehr heterogen, da der Energieverbrauch stark von der jeweiligen Branche abhängt», erklärt Fabien Lüthi, Fachspezialist Kommunikation des Bundesamtes für Energie. Deshalb sei es wichtig, die verschiedenen Einsparpotentiale zu erkennen. Dabei hilft die Digitalisierung. Durch die Visualisierung vom Stromverbrauch und die Steuerung der Verbrauchsgeräte – sodass möglichst viel Strom angebot- und nachfragegerecht vor Ort verbraucht wird – kann viel Verbrauch eingespart werden. «Die Digitalisierung bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten und wird zukünftig eine wesentlich bedeutendere Rolle bei der Energieeffizienz und der Nutzung der erneuerbaren Energien spielen», so Fabien Lüthi.

Bei Unternehmen sind die Einsparungsmöglichkeiten sehr heterogen, da der Energieverbrauch stark von der jeweiligen Branche abhängt.Fabien Lüthi, Fachspezialist Kommunikation des Bundesamtes für Energie.

Stromspeichermöglichkeiten

Eine Möglichkeit, der Volatilität der witterungsabhängigen Stromversorgung entgegen zu wirken, besteht in Stromspeichersystemen. Unternehmen, die sich mit einer Photovoltaikanlage selbst versorgen, haben die Möglichkeit, eigene Stromspeicher zu unterhalten, um mit ihrer Überproduktion Lastspitzen auszugleichen. Andererseits können sie sich auch an einen Quartierspeicher anschliessen. Die Überlegung eines solchen Stadtteilspeichers ist, dass sowohl private Haushalte als auch Unternehmen selbst produzierten Strom in den Speicher einspeisen und, sobald nötig, den Strom wieder beziehen.

Derartige Stromspeicher sind jedoch eher für den stündlichen als für einen saisonalen Ausgleich geeignet. Um in den dunkleren Monaten, in denen die Photovoltaikanlagen weniger Strom liefern, das Elektrizitätsbedürfnis zu befriedigen, können Importe schlecht umgangen werden. Einzig die Umwandlung der überschüssigen Energie im Sommer in Wärme, Gas oder Treibstoffe helfen, die Höhe der Importe verringern.

Erneuerbare Energien werden die Zukunft sein. Sie bringen ohne Fragen Herausforderungen und Probleme mit sich, aber je mehr sich damit befasst wird, desto mehr nimmt die aus erneuerbaren Energien angetriebene Gesellschaft der Zukunft Form an. Und die brauchen wir, um dem Klimawandel und den ausgehenden fossilen Rohstoffen zu entkommen.

Text: SMA

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