schenken schenken  freude
Familie Lifestyle Weihnachten

Schenken mit Freude

08.12.2018
von Simon Misteli

Viele Menschen fühlen sich auf der Suche nach dem passenden Geschenk überfordert und gestresst. Deshalb werden immer öfter Pakte abgeschlossen, einander nichts zu schenken. Dabei sollte Schenken doch Freude bereiten.

Der Zeitdruck, die Geschenke für das grosse Fest zu besorgen, wird immer grösser. Für manche hat die Suche nach den Geschenken schon längst begonnen und die sorgfältig ausgesuchten Gaben warten in einem Versteck bereits darauf, verpackt zu werden. Andere lassen sich jetzt noch nicht aus der Ruhe bringen. Erst kurz vor dem Fest fällt ihnen ein, dass sie ja noch so einiges zu besorgen haben. Dann stehen sie mit Last-Minute-Geschenken wie Pralinen da, beschämt und hintersinnend.

Viele haben Mühe damit, Ideen zu finden. Sie wissen nicht, wie sie es angehen sollen oder haben keine grosse Lust, sich länger damit auseinanderzusetzen. Dann entschliessen sie sich für einen Gutschein oder Geldgeschenke. Andere bekämpfen die Ideenflaute simpel, indem sie jedes Jahr das Gleiche schenken.

Immer öfter wird auch ein «Pakt» geschlossen. Ich schenke dir nichts und du mir nichts. Abgemacht? Gut. Und dann liegt da doch ein kleines, ominöses Päckchen unter dem Baum und innerlich macht sich Panik breit, weil sich dummerweise nur einer an den Pakt gehalten hat.

Diese Pakte werden von vielen geschlossen, damit beide dem Stress entgehen können, der der Weihnachtszeit vorausgeht. Allerdings lassen sie so Chancen für Beziehungsmanagement ungenutzt, erklärt Dr. Johannes Ullrich, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Zürich. «Geschenke erfüllen eine wichtige Funktion in unseren Beziehungen. Sie zeigen, dass man an den anderen gedacht hat und wie man über ihn derzeit denkt. Man setzt sich mit der Person und ihren Bedürfnissen intensiv auseinander und festigt damit die Beziehung.»

Ein Geschenk, das dabei unterstützt, nach diesen Zielen zu streben, zeigt, dass man in ihre Zukunft investiert ist.

Dieses Auseinandersetzen bringt ausserdem auch dem Schenkenden Freude. Dabei sollten verschiedenste Aspekte in Betracht gezogen werden.

Interessen und Wünsche

Als erstes gilt es, den Liebsten zuzuhören. Wie bereits erwähnt, fängt die Vorbereitungszeit der einfühlsamen Schenker lange vor der Weihnachtszeit an. Sie machen sich zumindest innerlich Notizen, wenn ihre Freunde oder Familienangehörige von Dingen sprechen, die sie gerne haben würden, oder gar benötigen. Vielleicht haben sie sogar eine «Must-Have»-Liste, auf die man zurückgreifen kann. Sich ihren Wünschen bewusst zu sein, erleichtert das Schenken beträchtlich und versichert einem, dass sie sich an der Gabe erfreuen. Allerdings muss man aufpassen, dass nicht jemand anderes aus dem Umfeld dieselbe Idee hat, was durchaus passieren kann, da diese Geschenke oft auf der Hand liegen.

Weiterhin hilft es, sich Gedanken über die Interessen der zu beschenkenden Person zu machen. Wie verbringt sie ihre Zeit am liebsten? Liest sie gerne? Macht sie Sport? Mag sie Musik? Sehr banale Fragen, die, um originelle Geschenke zu ersinnen, vertieft werden sollten.

Klar, wenn sie gerne liest, könnte man ihr einfach ein Buch schenken. Aber wenn man sich überlegt, was genau sie gerne liest, wird schon ein passenderes Geschenk ersichtlich. Es geht jedoch noch besser. Warum liest sie gerne? Vielleicht mag sie schön geschriebene Stellen und Zitate. So kann man sie anstatt mit einem Buch mit einem Plakat mit ihren liebsten Zitaten beglücken. Vertiefte Überlegungen über die Interessen einer Person zeigen ihr, dass sie einem viel bedeutet.

Träume und Erinnerungen

Meistens hängen Interessen und Hobbys mit Träumen oder Zielen zusammen. Ein Geschenk, das dabei unterstützt, nach diesen Zielen zu streben, zeigt, dass man in ihre Zukunft investiert ist. Das gilt für Eltern, die für ihr Kind ein Geschenk suchen, genau so wie für Freunde, die ihren Freunden Rückhalt geben möchten. Denn mit einem solchen Geschenk zeigt der Schenkende, dass er hinter dem Vorhaben steht und als helfende Hand sogar daran teilhaben will. Dies kann ein Handbuch sein, das Einsichten für die angestrebte Karriere offenbart, oder ein Aufnahmegerät, dass den kleinen Tom seine ersten Singversuche aufnehmen lässt.

Leuchtende Augen und staunende Gesichter hervorzurufen, erfordert Originalität und Kreativität.

Ein Investment in die Zukunft einer Person zeigt ein grosses Interesse in die Person selbst. Dies kann nur mit einem persönlichen Geschenk getoppt werden. Ein Geschenk, das nur Sinn macht, wenn die Beziehung zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten berücksichtigt wird. Das kann ein scherzhafter Insider zwischen den Beiden sein, vielleicht aber auch ein ehrlicher Brief. Man kann die Beziehung sogar zelebrieren, indem das Geschenk eine Erinnerung an sie in Form eines Fotobuchs über ein gemeinsames Erlebnis ist. Umgekehrt kann man sie vertiefen, in dem man ein zukünftiges gemeinsames Erlebnis unter den Christbaum legt. Dabei sollten die Schenkenden allerdings aufpassen, dass es nicht zu einem «strategischen» Geschenk verkommt. Das Erlebnis soll am besten eines sein, wovon der oder die Beschenkte mehr profitiert als die Schenkenden.

Überraschung mit Stil

Wie auch immer man die Geschenke aussucht, drei Aspekte sollten immer beachtet werden: Den Stil der zu beschenkenden Personen, die Praktikabilität der Geschenke und die Überraschung, die man den Liebsten mit dem Geschenk bereitet.

Der Stil ist vor allem in der Einrichtung des Heims oder Zimmers, oder in der Art, wie sie sich kleidet, erkennbar. Am wichtigsten ist die Berücksichtigung des Stils bei Geschenken, die weniger oder gar nicht praktikabel sind und einfach nur für schön geschenkt werden. Allerdings sollte auch bei praktikableren Geschenken an den passenden Stil gedacht werden. Und auch wenn nicht alle Geschenke nützlich sein müssen, so bewirken praktische oft mehr Freude als unnütze Kleinode.

Egal, ob nützlich oder nicht, ob auf die Interesse der Liebsten abgestimmt oder in Erinnerung an ein persönliches Erlebnis; das Schönste am Schenken ist die Überraschung. Leuchtende Augen und staunende Gesichter hervorzurufen, erfordert Originalität und Kreativität. Deshalb gilt es, ausserhalb der Box zu denken.

Text: Simon Misteli

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Die vergessene Welt der Kindheit
Nächster Artikel Franck Giovannini setzt seinen Erfolgskurs fort