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Die vergessene Welt der Kindheit

08.12.2018
von SMA

Wahrnehmen, was nicht sichtbar ist, spüren, was nicht fassbar ist, von einer Melodie erfasst werden, wo bedächtige Stille herrscht und Düften folgen, die die Erinnerung an Geborgenheit wecken: Das ist Weihnachten. Ein Tor, das die reale Welt öffnet hin zu einer sinnlichen, fast magischen Sphäre.

Eine Sphäre, die über den Rest des Jahres vor alten, müden Augen verborgen bleibt. Einzig die strahlenden und ungetrübten Augen von Kindern erkennen die wunderliche Welt jenseits der Euren. Das kindliche Vertrauen in etwas, das über die Realität hinaus geht, beglückt mich jedes Jahr aufs Neue mit tausend entzückenden Brieflein. In ihnen stehen mit krakeliger Handschrift verfasste Wünsche. Wünsche, auf deren Erfüllung die Verfasser vertrauen, weil sie an mich glauben.

Dabei bin nicht ich es, der die Kleinode fröhlich summend einpackt und behutsam unter den Baum legt. Nein, es seid Ihr, die Eltern, Grosseltern, Onkel, Tanten und Paten. Erwachsene, die ihren Aufwand bewusst hinunterspielen, um ihren Sprösslingen den Zauber der Kindheit zu schenken, an den sie selbst längst nicht mehr glauben.

Doch wenn die Kinder sich bei mir bedanken, haben sie nicht ganz Unrecht. Was denkt Ihr, woher die Erinnerung, die Ahnung an die zauberhafte Welt, bei Geschöpfen aufkommt, die gegenüber ihrer Magie ansonsten das ganze Jahr über verschlossen sind?

Es ist wahr, ich schenke vielleicht nicht Spielzeuge, Kleidungsstücke oder – immer seltener – Bücher. Doch das Leuchten in den Augen der Kleinen, das sich in denen ihrer Eltern widerspiegelt, das Strahlen in den Gesichter aller Anwesenden um den Baum, ja, selbst die Fröhlichkeit, mit der eine Familie gemeinsam Guetzli backt: Dies alles ist mein Werk. Ich sorge für die Wärme, die sogar in der kältesten Winternacht spürbar ist, und für die Melodie, die gemeinsam singen lässt. Ich kitzle den letzten Rest kindlichen Glaubens aus den Erwachsenen heraus.

Oh, wie trist eine Welt ohne diese Gefühle sein muss, so dunkel, so grau. Kein Wunder, dass genau in der Winterzeit der Wunsch nach Zauber und Wunder erwacht. In der gedämpften Stille, die der Schnee bringt und in seinem wundervollen Schleier, der die reale Welt vor uns verbirgt, sehen sich selbst die Fantasielosesten gezwungen, ihr Augenmerk von den Ablenkungen des Alltags zu lösen und in sich zu kehren. Selbst sie werden dann erkennen, dass ihnen etwas fehlt, und sie werden sich wünschen, die Welt aus den ungezeichneten Augen eines Kindes erblicken zu können. Diesen Wunsch zu gewähren, dafür existiere ich.

Ich sorge für die Wärme, die sogar in der kältesten Winternacht spürbar ist, und für die Melodie, die gemeinsam singen lässt.

Freude am Schenken, ein Gefühl der Liebe zu den Nächsten und Geborgenheit in der Familie. Dies sind meine Geschenke an Euch, liebste Erwachsene. Es sind die Geschenke der Kindheit. Allem voran aber, schenke ich Euch Hoffnung. Weihnachten markiert das Ende des Jahres. Trotz der andächtigen Jahreszeit sollten wir dieses Ende aber nicht betrauern, sondern dem Neubeginn des nächsten Jahres entgegensehen. Erhobenen Hauptes und frohen Mutes feiern wir den Beginn des neuen Jahres. Und hoffen, dass es uns Gutes bringt und wir Grossartiges erreichen.

Haltet diese Geschenke in Ehren. Viel zu oft werden sie nach der Weihnachtszeit allzu bald vergessen. Der Glanz der Kindheit in den Augen geht verloren. Mit ihm all die Wunder, all die Möglichkeiten, für die in der realen Welt kein Platz zu sein scheint.

Freude, Liebe, Geborgenheit und Hoffnung, das bin ich und das macht Weihnachten aus. Diese Magie sollte niemandem vorenthalten, noch vergessen werden.

Deswegen schreibe ich diesen Brief, deswegen will ich Euch daran erinnern, wie schön es ist, ein Kind zu sein.

Ich wünsche Euch allen eine wunderschöne Zeit der Wunder.

Euer Christkind

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