coop erfolgsrezept à la coop: innovation, motivierte mitarbeitende  flache hierarchien
Industrie Innovation Wirtschaft Interview

Erfolgsrezept à la Coop: Innovation, motivierte Mitarbeitende und flache Hierarchien

03.07.2019
von Mona Martin

Nicht nur als Einkaufsparadies, sondern auch als Arbeitgeberin ist Coop zentral für die Schweizer Gesellschaft.  Fokus sprach mit Coop-CEO Joos Sutter über seinen Führungsstil, die Firmenkultur und die Besonderheiten des Unternehmens.

Joos Sutter, Sie waren früher auch einmal Angestellter und hatten einen Chef. Was war Ihnen da wichtig?

Ein einfacher Zugang, genügend Freiraum und Vertrauen, um Erfolg zu haben – und auch einmal Risiken eingehen zu können. Und selbstverständlich muss man vom Chef auch lernen können, sonst ist es die falsche Besetzung.

Lassen Sie diese Erfahrungen bei Coop einfliessen und was wäre ein konkretes Beispiel dafür?

Mit all unseren Filialen in der ganzen Schweiz und der damit verbundenen dezentralen Führung muss die Führung zwangsläufig auf Vertrauen beruhen. Projekte haben heute oftmals eine hohe Komplexität erreicht, da basiert viel auf Vertrauen und auf gezielt geschaffenen Freiräumen. 

Nach welchen Grundsätzen führen Sie Ihr Unternehmen?

Teamwork, flache Hierarchien und Transparenz. Führung durch Fach- und Sozialkompetenz und nicht durch Hierarchie. Nur mit Teamwork hat man auf lange Sicht Erfolg. Jeder ist wichtig für den Erfolg, jeder Einzelne trägt seinen Teil dazu bei. Deshalb setze ich auf den transparenten, persönlichen Austausch quer durch alle Hierarchien auf gleicher Augenhöhe. Das wird sehr geschätzt.

Die Natur hat mich schon immer begeistert und darum ist es für mich völlig klar, dass wir ihr auch Sorge tragen wollen. 

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Ich komme gerne direkt auf den Punkt, spiele nichts vor und bin, so denke ich, einfach im Zugang. Gradlinigkeit, Offenheit und Authentizität erwarte ich auch von meinem Gegenüber. Und als Detailhändler bin ich interessiert an Details – sie ergeben ja am Schluss «the big picture». Ich erwarte von meinen Leuten, dass sie Details kennen und sich dafür interessieren. Aber trotz aller Details muss man auch Händler bleiben, Opportunitäten kurzfristig nutzen und Risiken eingehen. 

Sind Sie der Meinung, dass Führungspositionen aufgeteilt werden können?

In gewissen Situationen durchaus. Für Gesamtführungen und über grosse Führungsspannen ist es eher schwierig. Der Koordinationsaufwand ist gross und der Charakter einer Führungsperson kann nicht einfach kopiert und multipliziert werden. Dabei ist der Charakter, die Art und Weise des Führens enorm wichtig.

Wie definieren Sie Ihre Verantwortung gegenüber Ihren Arbeitnehmenden?

Meine Verantwortung besteht in erster Linie darin, ein Umfeld zu schaffen, welches den Mitarbeitenden und Coop erlaubt, langfristig erfolgreich zu sein. 

Was macht Coop als Arbeitgeberin aus? 

Wir haben eine starke Unternehmenskultur und einen guten Spirit, der von vielen loyalen Mitarbeitern geprägt wird. Das ist enorm wichtig. Man muss wissen, warum man etwas macht, und muss überzeugt davon sein, es auch mit Freude zu machen. Besonders gross ist die Identifikation bei Coop auch in allen Belangen der Nachhaltigkeit – das gibt Sinn, zieht gute Mitarbeiter an und ist Motor für eine gute Leistung. Dann hat man auch Erfolg.

Inwiefern unterscheidet sich Ihr Unternehmen von anderen Detailhändlern in der Schweiz?

Was Coop wirklich unvergleichlich macht, ist ihre ungeheure Vielfalt und ihr Mut zu Innovationen. Und dies nicht nur im Sortiment, sondern auch als Arbeitgeberin. In der Coop-Gruppe findet man so viele spannende und moderne Jobs – vom Foodscout über den Zugführer, den Gastroberater bis hin zum Videojournalisten. Coop ist dank ihrer Vielfalt in allen Bereichen überdurchschnittlich attraktiv.

Wo sehen Sie das grösste Entwicklungspotential von Coop?

In unserer Branche haben wir sehr viele Spezialisten. Spezialisten sind gut. Aber wir brauchen künftig wieder mehr Generalisten, die sich schnell in neue und komplexe Themenfelder eindenken können. Die Digitalisierung wird auch ein Zusammenrücken von Know-how in der Analytik hin zum Business brauchen – da werden Leute mit breiter Erfahrung Erfolg haben. Das ist für einen Arbeitnehmer heutzutage von grossem Vorteil.

Coop regt Diskussionen an, zum Beispiel mit dem Verkauf von Insektenprodukten. Provozieren Sie selbst gerne, um Diskussionen herbeizuführen?

Aber natürlich. Provokationen gehören dazu. Sie schaffen neue Impulse, um Dinge anders zu sehen und kritisch zu hinterfragen. Gerade bei Innovationen im Food-Bereich ist es für uns «Ehrensache», die ersten im Markt zu sein – und meistens gelingt uns dies auch. Aber ebenso in Projekten ist es immer wieder wichtig, die Gretchen-Frage zu stellen: «Hast du dies erfunden oder ist es wirklich ein Bedürfnis unserer Kundinnen und Kunden?». 

Wie kompromissbereit sind Sie dabei?

Ich bin vielleicht nicht gleich zu Beginn von allem begeistert. Aber bei guten Argumenten bin ich schon kompromissbereit. Es gibt erfolgreiche Innovationen, von denen man mich erst überzeugen musste. Aber das ist Teamwork und gehört zum Prozess. So gesehen bin ich recht kompromissbereit, aber das müssten Sie mein Umfeld fragen. 

Sind Sie eher der nachhaltige oder der Convenience-Typ?

Der nachhaltige. Die Natur hat mich schon immer begeistert und darum ist es für mich völlig klar, dass wir ihr auch Sorge tragen wollen. 

Sie wirken in Interviews stets sehr ausgeglichen. Gibt es Dinge, die Sie auf die Palme bringen?

Ja, klar gibt es die. Oberflächlichkeit zum Beispiel, sinnlose Schuldzuweisungen anstatt lösungsorientiert und gemeinsam voranzugehen. Endlose Abhandlungen auf 10 000 Metern Höhe. Das finde ich doch eher anstrengend.

Was waren Ihre bisher schwierigsten Momente in der Zeit als Coop-Chef?

Zweifellos alle, welche personelle Konsequenzen hatten.

Wie haben Sie diese bewältigt?

Ich habe Verantwortung übernommen und habe mich vorne hingestellt. 

Könnten Sie sich noch vorstellen, woanders zu arbeiten als bei Coop?

Ich habe ja nicht bei Coop angefangen, aber heute kann ich mir kaum einen anderen Job vorstellen, der interessanter wäre und mir mehr Befriedigung geben würde.

Sind Sie privat ein anderer Mensch als im Beruf?

Nein. Ich bin wie ich bin und da die Werte von Coop wie Nachhaltigkeit und Vielfalt sich voll und ganz mit meiner Einstellung decken, gibt es keinen Grund, ein anderer zu sein.

Suchen Sie auch privat Herausforderungen?

Ja, aber das ist privat (lacht). Aber sicherlich ist im Privaten der Ausgleich mit Familie und Kolleginnen und Kollegen ebenso wichtig wie die permanente Herausforderung. 

Text Mona Martin, Bild Coop

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