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Wodurch zeichnet sich das nachhaltige Finanzwesen aus?

06.01.2020
von SMA

Unternehmen und Organisationen aller Grössen und Branchen sehen sich heute mit neuen Kundenbedürfnissen konfrontiert. Eine wesentliche Forderung der Verbraucher: Produkte und Dienstleistungen sollen möglichst nachhaltig sein. Das wird auch von der Unternehmensstrategie und -philosophie erwartet. Längst hat diese Entwicklung auch den Finanzsektor erreicht. Mit interessanten Folgen.

Im vergangenen Jahr wurde im Sektor des nachhaltigen Finanzwesens eine wichtige Weiche gestellt: Denn im März 2018 legte die EU ihren «Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums» vor. Wie das Finanzportal investrends.ch schreibt, soll dieser Aktionsplan – nebst anderen Massnahmen – dazu führen, dass «durchdachte Investitionspläne eine nachhaltige Entwicklung erleichtern.» Und das wiederum soll dem Klimaschutz zugutekommen.

Der Aktionsplan der EU listet zehn konkrete Massnahmen auf. Unter anderem werden institutionelle Anleger und Vermögensverwalter ausdrücklich dazu angehalten, bei ihren Anlageentscheidungen Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen – und diesbezügliches Vorgehen transparenter für die Endanleger zu machen. Darüber hinaus sei zu untersuchen, ob Risiken im Zusammenhang mit Klima- und Umweltfaktoren in die Risikomanagementstrategien von Versicherungen oder Pensionskassen integriert werden können. In diesem Jahr wurde der Aktionsplan durch drei EU-Richtlinien und eine Verordnung konkretisiert.

Druck auch in der Schweiz spürbar

Die EU nimmt die institutionellen Anleger also vermehrt in die Verantwortung und setzt bei ihnen den «Klima-Hebel» an. Doch wie sieht es in der Schweiz aus? Hierzulande gibt es laut investrends.ch zwar keine rechtliche Vorschriften zur ESG-Integration (mehr dazu finden Sie im Info-Kasten) im Anlageprozess. Doch gerade Pensionskassen spürten den Druck von verschiedenen Stakeholdern, bei ihren Anlagen stärker auf Nachhaltigkeit zu achten. NGOs zum Beispiel appellierten an die Verantwortung grosser Anleger und Versicherte erwarten von ihrer Pensionskasse, dass diese verantwortungsvoll mit ihren Geldern umgeht.

Der öffentliche Druck macht sich also auch in der Schweiz bemerkbar, zumindest für die grossen Player. Und obschon hierzulande kein eigentlicher Zwang zur ESG-Integration besteht, hat die Schweiz dennoch im «ISS-ESG Country Report 2019» den dritten Platz erzielt. Der Report vergleicht das Engagement und die Performance verschiedener Länder hinsichtlich der Förderung von Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsmassnahmen. Er soll Investoren als Orientierung dienen, die bspw. in entsprechende Obligationen anlegen möchten.

Besser als die Schweiz schneiden im «ISS-ESG Country Report 2019» nur Schweden und Finnland ab. Für Hans-Ruedi Mosberger, Leiter Asset Management der Schweizerischen Bankiervereinigung «SwissBanking», ist dies ein äusserst erfreuliches Signal. Denn die Branche scheint ihre Hausaufgaben gemacht zu haben: «Sowohl in Genf als auch in Zürich sind Nachhaltigkeits-Ökosysteme entstanden. Diese beinhalten nebst dem eigentlichen Asset Management auch andere spezifische Tätigkeiten im Zusammenhang mit Sustainable Finance und einen damit verbundenen Arbeitsmarkt.» Im Laufe der letzten Jahre hätten sich aus einer Vielzahl von Initiativen im Bereich Sustainable Finance einige letztendlich wirklich bedeutsame Bewegungen entwickelt. «Bei all diesen bringt sich die Schweiz aktiv ein und trägt damit zu einer Beschleunigung und Vertiefung von Sustainable Finance bei.»

Worauf sollten Anleger achten?

Wie können nun aber Privatanleger vom nachhaltigen Finanzmarkt profitieren? Beziehungsweise welche Weg müssen Asset Manager einschlagen, wenn sie für ihre Kunden mehr Transparenz und Verantwortung anstreben? Laut investrends.ch sind dafür die Anlegerberichterstattung sowie das Impact-Reporting von grösster Bedeutung. Denn für viele Investoren sei die Orientierung an Ausschlusskriterien der erste Schritt in Richtung nachhaltiges Investieren. Diese Ausschlusskriterien könnten mehr oder weniger streng sein und auf Länder, Branchen oder einzelne Unternehmen angewendet werden. Beispielsweise könne man Länder meiden, die offensichtlich die Menschenrechte verletzen oder Branchen ausschliessen, die mit der Produktion fossiler Brennstoffe oder Tabak in Verbindung stehen. Auf der Unternehmens-Ebene wiederum könnten Ausschlusskriterien zum Tragen kommen wie die Durchführung von Tierversuche oder Kinderarbeit.

Eine weitere Möglichkeit, um Orientierung zu erlangen besteht darin, die ESG-Integration in Portfolios zu bewerten. Der «RobecoSAM Sustainability Report» etwa messe das Nachhaltigkeitsexposure eines Aktien- oder Anleihenportfolios anhand ausgewählter ESG-Kriterien, die auf ein breites Spektrum von Unternehmen anwendbar sind. So gibt der Bericht einen allgemeinen Überblick über die Nachhaltigkeitsperformance eines Portfolios im Vergleich zum relevanten Referenzindex.

Wofür steht ESG?

ESG ist die englische Abkürzung für «Environment Social Governance» – und steht damit also für «Umwelt, Soziales und Unternehmensführung». Der Begriff hat sich international sowohl in Unternehmen als auch in der Finanzwelt etabliert. Die ESG-Kriterien sollen Investoren aufzeigen, ob und wie bei Entscheidungen von Unternehmen und der unternehmerischen Praxis sowie bei Firmenanalysen von Finanzdienstleistern ökologische und sozial-gesellschaftliche beachtet werden.

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