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Der 8. März: Die Geschichte des Weltfrauentags

02.03.2020
von SMA

Seit über einem Jahrhundert besteht die Tradition, einen Tag den Frauen zu widmen. Heute ist der 8. März als Weltfrauentag anerkannt. Historisch gesehen ist das Datum des Frauentages jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich.

Wussten Sie, dass der Weltfrauentag seine Wurzeln im Sozialismus hat? Der allererste Frauentag fand im Mai 1908 in Chicago statt. Über 1500 Frauen lauschten einer Rede über die Anliegen erwerbstätiger Frauen. Besagte Rede hielt die marxistische Aktivistin Corinne S. Brown, damalige Präsidentin der Illinois Women’s Alliance. Sie argumentierte für ihre Rechte auf wirtschaftliche sowie politische Gleichberechtigung.

Gleichberechtigung der Geschlechter

Der Frauentag wurde somit zu einem offiziellen Teil der sozialistischen Agenda der USA. Einige Jahre später schlug Clara Zetkin, eine deutsche Journalistin und Politikerin, an einer sozialistischen Konferenz in Kopenhagen vor, dem Beispiel der USA zu folgen. Ihr Vorschlag gewann die Delegiertenstimmen der 17 anwesenden Länder. Die Forderungen der Frauen fanden in vielen Ländern Gehör, bevor 1945 schliesslich das erste internationale Abkommen zur Anerkennung des Prinzips der Gleichberechtigung beider Geschlechter in der Charta der Vereinten Nationen verankert wurde.

Ein gemeinsamer Kampf

In der Deutschschweiz schlossen sich bereits 1885 Schweizer Arbeiterinnen zu Vereinen zusammen. Einige Jahre später, 1890, gründeten fünf dieser Gruppen den Verband Schweizerischer Arbeiterinnenvereine.

Diese Frauen kämpften für die Verbesserung der Sozialversicherung, für den Mutterschutz und das Frauenwahlrecht. Am 19. März 1911 organisierten die Sozialdemokraten in mehreren Deutschschweizer Städten den ersten Frauentag.

Regionale Unterschiede

In der Romandie entstand der Frauentag erst 1914. Sechshundert Menschen versammelten sich in Genf zu einem Tag der Aktionen und Forderungen. Der zeitliche Unterschied zwischen den Sprachregionen lässt sich übrigens erklären: «In der Deutschschweiz waren Frauenorganisationen sehr aktiv. Die SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschland) setzte sich in der Frauenfrage stark ein, die PS (Sozialistische Partei Frankreich) tat dies hingegen nicht. Die SPD-Politikerin Clara Zetkin hatte derweil gute Kontakte in die Schweiz», erklärt Brigitte Studer, Professorin für Schweizer Geschichte und Neueste Allgemeine Geschichte am Historischen Institut der Universität Bern.

Der offizielle Internationale Frauentag

Die Vereinten Nationen erklärten den 8. März im Jahre 1975 schliesslich offiziell zum Internationalen Frauentag. Russische Frauen waren unwissentlich an der Wahl des Datums beteiligt, weil in Russland erste Versammlungen für die Anliegen der Frauen am 8. März 1913 stattfanden. Vier Jahre später gingen am selben Tag tausende russische Frauen auf die Strasse. Sie forderten viele Veränderungen. Eine davon war das Wahlrecht, welches sie kurz darauf auch erhielten.

Fordern oder Feiern?

Im Laufe der Jahre hat der 8. März an politischer Sprengkraft eingebüsst. Für die Russen bleibt er aber nach wie vor ein wichtiger Feiertag. Es ist üblich, dass die Männer den Frauen in ihrem Bekanntenkreis Geschenke machen. «Mir ist aufgefallen, dass der Westen am 8. März vor allem Wert auf Frauenrechte legt, während in Russland die Frau gefeiert wird», erzählt Anastacia Satuchina, die bis zu ihrem 14. Lebensjahr in Russland lebte, bevor sie ins schweizerische Freiburg zog.

Alle Frauen werden gefeiert, vom kleinen Mädchen bis zur Grossmutter.

Blumen für die Damen

«Alle Frauen werden gefeiert, vom kleinen Mädchen bis zur Grossmutter. Wenn du den Frauen in deinem Leben an diesem Tag keine Blumen schenkst, wirst du verpönt», erklärt der Pilot Vazgen Papykants, ein russischer Auswanderer in den USA.

«Ich glaube, russische Blumenläden machen am 8. März den gleichen Umsatz wie am 14. Februar, wenn nicht sogar mehr. Jede Frau hat Anspruch auf einen Blumenstrauss, eine Karte oder ein Geschenk», bestätigt Anastacia.

Weltfrauentag – Ein anerkannter Feiertag

In Italien ist es derweil üblich, den Frauen am 8. März einen Mimosenzweig oder eine Mimosentorte zu schenken. Einst war die Blume ein politisches Symbol. 1955 wurden mehrere Frauen in Bologna verhaftet, weil sie vor der Ducati-Fabrik Mimosen verteilt hatten. Mit den Blumen forderten die Arbeiterinnen, die gleichen Rechte zu erhalten wie die Männer, angefangen bei der Lohngleichheit.

In einigen afrikanischen Ländern ist der 8. März ein anerkannter Feiertag, beispielsweise in Uganda, Eritrea, Kamerun und Burkino Faso. In Madagaskar, China, Mazedonien, und seit Kurzem auch in der Stadt Berlin, haben Frauen am 8. März frei.

Gewisse Probleme bestehen

Derweil ist es in Lateinamerika üblich, dass Frauen auf die Strasse gehen und lautstark von den Ungerechtigkeiten kundtun, die sie täglich erleben. 2019 veröffentlichte die spanische Tageszeitung «El pais» einen Artikel mit der Überschrift: «Am 8. März wird in Lateinamerika nicht gefeiert, es wird gekämpft». Dies fasst die Situation treffend zusammen. Am Weltfrauentag wird vor allem in den südamerikanischen Ländern die Gewalt gegen Frauen angeprangert. Weltweit ist diese noch immer ein Problem.

Ziele der UNO für die Agenda 2030

Bis zum Jahr 2030 haben sich die Vereinten Nationen eine Reihe von Zielen zur Gleichstellung der Geschlechter vorgenommen. Diese beinhalten unter anderem:

  • die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen weltweit
  • die Beseitigung aller Formen von Gewalt gegen Frauen, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich, einschliesslich des Menschenhandels und des sexuellen Handels sowie allen anderen Formen der Ausbeutung
  • ein Ende aller schädlichen Praktiken wie Genitalverstümmelung oder Zwangs-, Kinder- oder arrangierten Ehen
  • eine gerechte, kostenlose und qualitativ hochwertige Grund- und Sekundarschulbildung für alle Kinder, unabhängig vom Geschlecht

Text Laetizia Barreto
Übersetzung aus dem Französischen Fatima Di Pane

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