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Fachkräftemangel: Wenn Kompetenz zur Mangelware wird

15.09.2020
von SMA

Das Thema »Fachkräftemangel« spaltet seit jeher die Gemüter. Während manche Marktbeobachter den seit Jahren prognostizierten Rückgang von gutausgebildeten Personen als mediales Schreckgespenst abtun, sehen andere darin eine zentrale Herausforderung für den Wirtschaftsplatz Deutschland. Was stimmt? »Smart Great Employers« begab sich auf Antwortsuche. Soviel sei hier schon verraten: Der Kampf um Talente wird in gewissen Branchen härter werden.

Nachwievor bestimmt die Coronapandemie den Alltag in Deutschland. Zudem hat Covid-19 einigen Wirtschaftszweigen enormen Schaden zugefügt. Doch selbst wenn die Konjunktur die aktuelle Entwicklung relativ unbeschadet überstehen sollte, sehen manche Expertinnen und Experten schwierige Zeiten auf deutsche Unternehmen zukommen. Der Grund dafür liegt im sogenannten Fachkräftemangel. Denn wenn es hiesigen Unternehmen an jungen und gutausgebildeten Arbeitnehmenden fehlt, erlahmt die Innovationskraft. Die digitale Transformation gerät ins Stocken.

Nachwievor bestimmt die Coronapandemie den Alltag in Deutschland.

Wie sieht der Stand heute aus? Gemäss Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) herrscht in Deutschland derzeit noch kein flächendeckender Fachkräftemangel. Diese Entwarnung gilt aber nur partiell. Denn im gleichen offiziellen Bericht wird ausgeführt, dass von rund 800 Berufsgruppen bereits 352, also beinahe die Hälfte, mit einem Fachkräfteengpass zu kämpfen haben. In einigen Berufen habe sich die Situation verfestigt und betrifft inzwischen das ganze Bundesgebiet.

Ein Problem, das sich zuspitzt

Besonders unter dem Engpass zu leiden haben Berufe aus dem Handwerk, der Metall- und Elektroindustrie sowie dem sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Naturwissenschaften und Technik). Darüber hinaus gehörten auch einige Gesundheitsberufe, wie beispielsweise die Altenpflege schon sehr lange zu den Engpassberufen. Diese weisen einen flächendeckenden Fachkräftemangel auf. Ein Grund für die sich zuspitzende Situation auf dem Arbeitsmarkt besteht laut BMWI im demografische Wandel und der damit verbundenen Alterung des Erwerbspersonenpotenzials: Die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit, die sogenannten Babyboomer, gehen in den Ruhestand, während deutlich weniger junge Menschen nachrücken. Da Jugendliche heute nicht nur weniger sind, sondern auch häufiger ein Abitur haben und studieren, wird es insbesondere in Berufen, die einen Aus- oder Fortbildungsabschluss erfordern, immer schwieriger, geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Das ist prekär, da besonders »Zukunftsbranchen« wie Medizin, Ingenieurwesen im Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik, IT und Softwareentwicklung und Programmierung vom Fachkräftemangel betroffen sind.

Interessanterweise ist der Fachkräftemangel nicht nur nach Berufsgruppen unterschiedlich ausgeprägt – auch regional bestehen Unterschiede. Die wirtschaftsstarken Bundesländer im Süden Deutschlands sind besonders betroffen, in Bayern und Baden-Württemberg ist der Anteil an Stellen in Engpassberufen mit 86 bzw. 88 Prozent am größten (gemäss KOFA-Bundesländersteckbriefe). Allerdings werden auch in Thüringen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz inzwischen mehr als jede achte Stelle in einem Engpassberuf ausgeschrieben.

Wo ansetzen?

Das größte Beschäftigungspotenzial zur Fachkräftesicherung stellen laut MBWI die Frauen dar. Grundsätzlich stehe Deutschland mit einer Erwerbsbeteiligung von Frauen zwischen 20 und 64 Jahren von über 75 Prozent (Stand: 2017) gut da. Die Zunahme der Frauenbeschäftigung in den letzten zehn Jahren basiere allerdings auf mehr Teilzeitbeschäftigung; die Zahl der Frauen, die in Vollzeit arbeiten, habe sich faktisch nicht verändert. Zudem: In fast allen anderen EU-Ländern sei die Vollzeitquote höher. Zahlreiche Frauen mit Teilzeitjobs würden gerne ihre Stundenzahl erhöhen. Unter den knapp fünf Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter, die derzeit nicht arbeiten und nicht aktiv auf Jobsuche sind, verfüge die Mehrzahl über eine gute Ausbildung. Es liege also im Interesse der Wirtschaft, das Leistungs- und Qualifikationspotenzial der Frauen noch besser zu nutzen. Ein Weg dazu ist die Förderung von Diversität in Unternehmen.

Mehr Informationen zu Fachkräftemangel in der Schweiz gibt es hier.

Text SMA

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