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Editorial Nachhaltigkeit Innovation

Energiestandort Schweiz: Antwort auf die Klimakrise

27.11.2020
von SMA

Prof. Thomas Stocker UniBe zum Energiestandort Schweiz

Prof. Thomas Stocker, Physikalisches Institut, Universität Bern

Die Klimakrise ist da. Die global gemittelte Temperatur ist seit 1900 um 1.1 Grad Celsius angestiegen, in der Schweiz sogar um über 2 Grad. Sie steigt weiterhin rasant an: 17 der letzten 20 Jahre sind weltweit die wärmsten seit 1880. Hauptschuld trägt das Treibhausgas CO2, das als Abfallprodukt aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in die Atmosphäre gelangt. Heute ist die CO2 Konzentration knapp 40 Prozent höher als je zuvor in den letzten 800 000 Jahren.

Wohin gehen wir? Es gibt mehrere mögliche Zukunftsszenarien: Entweder steigt der Verbrauch fossiler Brennstoffe weiterhin ungebremst an, und es kommt zur globalen Erhitzung mit verheerenden Auswirkungen. Die Klimaerhitzung und ihre weltweiten Konsequenzen betreffen nicht nur uns Menschen, sondern auch alle Ökosysteme, auf deren Dienstleistungen und Ressourcen wir angewiesen sind. Die Klimakrise wird so zur eigentlichen Ressourcenkrise. Eine alternative Zukunft wäre, wenn wir die Krise an der Wurzel anpacken und die Verwendung der fossilen Brennstoffe Öl und Kohle vollständig durch erneuerbare Energieträger ersetzen.

Zukunft wäre, wenn wir die Krise an der Wurzel anpacken. Prof. Thomas Stocker, Physikalisches Institut, Universität Bern

Das ist die Chance für den Energiestandort Schweiz. Wasserkraft, Photovoltaik, Wind, Geothermie, Produktion von synthetischen Brennstoffen und weitere bieten enorme wirtschaftliche Opportunitäten und neue Geschäftsfelder, die die Transformation beschleunigen. Dazu gehören aber stabile Rahmenbedingungen, Planungssicherheit, und Forschung und Entwicklung in erneuerbaren Energieträgern und Speichersystemen. Mit dem neuen CO2-Gesetz und der Energiestrategie ist die Schweiz dazu bestens aufgestellt.

Wachstum in die Kreislaufwirtschaft: Der Umbau der fossil-basierten Infrastruktur erfordert aber noch viel grössere Anstrengungen. Nach der Mechanisierung im 18., der Elektrifizierung im 19., und der Digitalisierung im 20. Jahrhundert, muss nun die Dekarbonisierung im 21. Jahrhundert stattfinden. Das ist die Vierte Industrielle Revolution: das heisst neue Arbeitsplätze, Innovation, Wertschöpfung. Die endlichen Ressourcen auf unserem Planeten zwingen uns, gleichzeitig eine Kreislaufwirtschaft einzurichten, in welcher sämtliche Materialkreisläufe geschlossen werden und der Abfall zum Wertstoff wird. Nicht ungebremstes Wachstum und Konsum, sondern die Transformation zur CO2-freien Kreislaufwirtschaft ist der Ausweg aus der Klima- und Ressourcenkrise. Dieser Ausweg stellt aber auch die grösste wirtschaftliche Chance des 21. Jahrhunderts dar. Diese Transformation ist eine ökologische Notwendigkeit und ein ökonomischer Imperativ.

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