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Editorial Innovation Sicherheit

Roger Strässle – Sich nie in Sicherheit wiegen

04.11.2020
von SMA

Roger Strässle

Roger Strässle

Betrachten wir es für einmal von der positiven Seite: Die Coronapandemie hat einen längst fälligen Digitalisierungsschub ausgelöst. Wurde vor der Covid-19-Krise eher kritisch darüber nachgedacht, wie viel Homeoffice es denn sein darf, so ging alles auf einmal blitzschnell. Präsenzkultur ade – die Arbeit musste man plötzlich zu Hause erledigen. Eine Herausforderung für die ganze Familie und den Arbeitgeber, der parallel dazu die digitale Infrastruktur auf- oder ausbauen musste. Vieles hat gut geklappt, auch wenn Zoom und Co. zuweilen mit dem teilweise langsamen Internetanschluss im Homeoffice Mühe haben. Solches lässt sich lösen. Gleiches gilt für einen anderen Punkt, den man nur zu gerne vergisst: die Ergonomie. Das Heimbüro will fachgerecht eingerichtet sein, mit der Gesundheit lässt sich nicht spassen. Der Arbeitgeber sollte dabei Unterstützung bieten!

Digitale Kriminalität im Aufwind

Straftaten wie Einbruch und Diebstahl sind in der Schweiz seit Jahren rückläufig, nicht so die digitale Kriminalität. Sie ist im Aufwind, und landauf, landab muss man spezialisierte Polizeiteams aufgebauen, um den digitalen Gangstern das Handwerk zu legen. Wer im Computersystem, zu Hause oder im Unternehmen, einen Verschlüsselungstrojaner einfängt, hat nichts zu lachen. Die wertvollen Daten sind verloren, es sei denn, man bezahlt den modernen Raubrittern das geforderte Lösegeld.

Schlupflöcher

Ob zu Hause oder im Büro, die Welt wird digitaler und vernetzter, dadurch aber auch anfälliger. Wo nicht gut gesichert, lauern Schlupflöcher, die ambitionierten Hackern Tür und Tor öffnen, um ins IT-System einzudringen. In verschiedenen Branchen hat man erkannt, dass dieses Thema höchste Priorität hat. Sicherheitstechnische Einrichtungen wie Zutrittskontrollen oder Einbruchmeldeanlagen, um nur zwei Beispiele zu nennen, sind heutzutage meist in ein Gesamtsystem der Gebäudetechnik eingebunden. Wenn nur eine dieser Anwendungen in Sachen Cybersicherheit versagen würde, wäre der Schaden angerichtet. Seien Sie deshalb auf der Hut, wenn vollmundig von Smart Home und Smart Office geschwärmt wird. Was nicht niet- und nagelfest gegen Cyberkriminelle abgesichert ist, gehört nicht vernetzt.

Ob zu Hause oder im Büro, die Welt wird digitaler und vernetzter, dadurch aber auch anfälliger. Roger Strässle, Chefredaktor der Fachzeitschrift «SicherheitsForum»

Ob Cyberrisiko, Pandemie, Brand oder ein durch Hochwasser überflutetes Firmengebäude – auf solche Betriebsunterbrüche muss sich die weitsichtige Chefetage in «Friedenszeiten» vorbereiten; im Fachjargon ist die Rede von Business Continuity Management. Im Ernstfall müssen die Verantwortlichen möglichst schnell Plan B zücken können. Für viele Unternehmen kamen Instrumente wie ein Pandemieplan erst kürzlich zum Zug, und es kann gut sein, dass mit den jüngsten Erfahrungen das eine oder andere Kapitel im Krisenhandbuch umgeschrieben werden muss. Gab es Engpässe bei der Lieferkette? Konnte die Firma rasch ein Notlager errichten, damit die Servicemonteure trotzdem noch halbwegs funktionieren konnten, ohne die Kundschaft zu verärgern? Muss im Krisenfall die Firma in Zukunft mit Mitbewerbern zusammenarbeiten, um sich gegenseitig mit Ressourcen inklusive Manpower auszuhelfen? Fragen über Fragen, denen sich das verantwortungsvolle Management stellen muss. Wie resilient ein Unternehmen ist, zeigt sich meist im Ernstfall. Und klar ist auch: Nach der Krise ist vor der Krise.

Text Roger Strässle, Chefredaktor der Fachzeitschrift «SicherheitsForum»

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