industrie
Editorial Industrie Innovation

Was würde Frederick Taylor uns heute sagen?

12.11.2020
von SMA

Christian Hunziker, Geschäftsführer swissICT, Verwaltungsrat 3L Informatik AG (ein Joint-Venture von swissICT und der Schweizer Informatikgesellschaft SI)

Christian Hunziker, Geschäftsführer swissICT, Verwaltungsrat 3L Informatik AG (ein Joint-Venture von swissICT und der Schweizer Informatikgesellschaft SI)

In den letzten Monaten mussten wir uns alle mit neuen wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen auseinandersetzen, wie es sonst nur alle paar Jahrzehnte vorkommt. Dass eine Veränderung auf uns zukommt, wurde uns schon vor zehn Jahren prognostiziert. Damals kam der Begriff der «Industrie 4.0» zum ersten Mal auf den Tisch. Noch übergreifender wurde gar von der «vierten industriellen Revolution» gesprochen. Im Unterschied zu früheren Revolutionen, geschah diese Definition nicht erst im Nachhinein, sondern wurde schon im Voraus angekündigt.

Und ja, was in den letzten zehn Jahren auf uns zukam, kann problemlos als Revolution gelten. Dass Roboter Prozesse automatisieren, war schon damals ein Fakt.

Nur die wenigsten hatten aber in ihrer Strategie-Planung bedacht, dass ihre Daten künftig mühelos über das «Internet of Things» oder «Internet of Everything» übermittelt werden könnten – auch über heterogene Technologien und Technologie-Generationen hinweg. Ebenso wenig wurde erwartet, dass künstliche Intelligenz (oder zumindest maschinelles Lernen) dank «Big Data» so rasch soweit ist, dass sie hie und da bessere Entscheidungen fällen kann als erfahrene Manager. So kann etwa auch die ein oder andere Fabrik unterdessen im «Lights out» Modus betrieben werden.

Arbeitgeber sollten die Mitarbeitenden aktiv zur Weiter- bildung motivieren. Christian Hunziker

Wie konnte es nun passieren, dass die Pandemie so viele Betriebe der produzierenden Industrie in die Bredouille gebracht hat? Was braucht es – oder – was hätte es gebraucht, um besser vorbereitet zu sein?

Schon vor über 100 Jahren war die Frage nach der richtigen Beleuchtung in Fabrikhallen ein Thema. Damals machte Frederick W. Taylor im Kontext seiner 1913 erschienen «Principles of Scientific Management» Studien, um die Produktivität der Arbeiter zu steigern. Er kam aber zu keinem Schluss. Denn egal, ob das Licht heller oder dunkler gestellt wurde, die Produktivität stieg. Was war die Ursache dieser Produktivitätssteigerung? Ganz einfach: Weil die Arbeiter das Gefühl bekamen, dass man sich um sie kümmerte, arbeiteten sie motivierter und dadurch produktiver. Der Kern zur Lösung unserer heutigen Herausforderungen steckt auch wieder in der Motivation der Arbeitnehmer. Und zwar die Motivation zum lebenslangen Lernen – man könnte sagen «Education Industrie 4.0».

Schon vor über 100 Jahren war die Frage nach der richtigen Beleuchtung in Fabrikhallen ein Thema. Damals machte Frederick W. Taylor im Kontext seiner 1913 erschienen «Principles of Scientific Management» Studien, um die Produktivität der Arbeiter zu steigern. Christian Hunziker

Dass sich Investitionen in «Smart Factories» zumindest mittelfristig lohnen können, hat die Pandemie aufgezeigt. Dazu braucht es aber auch die fähigen Arbeitnehmer und eine Zusammenarbeit über alle Hierarchiestufen hinweg. Genau diese Punkte wurde im «Taylorismus» kritisiert. Hier können wir aus der Geschichte lernen und davon profitieren, dass wir uns bereits heute bewusst sind: Wir befinden uns mitten in einer Revolution!

Heisst konkret: Statt die Arbeitenden nur nach bestehenden Fähigkeiten einzuteilen und die Arbeit entsprechend zu organisieren, sollten Arbeitgeber die Mitarbeitenden aktiv zur Weiterbildung motivieren. Ein «Training on the Job» reicht nicht mehr aus, um mit der technologischen Entwicklung mithalten zu können. Damit kann die Gefahr des Job-Verlusts für die Arbeitnehmer reduziert und die Investitionen der Arbeitgeber ihr Potential voll entfalten. Welche Themen relevant sind, kann zum Beispiel dem swissICT Digital Maturity Modell entnommen werden. Die Jury des Digital Transformation Awards setzt auf dieses Modell – genauso ist es die Basis des Digital Excellence Checkups, eines neuen Benchmarks.

Und natürlich wäre es spannend zu wissen, was uns Frederick Winslaw Taylor heute sagen würde.

Text Christian Hunziker

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Elektrische Geräte als häufige Brandursache – wir alle können Brände verhüten
Nächster Artikel Eigenmietwert: Ab in die Mottenkiste!