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Nachhaltigkeit Bau & Immobilien Energie

Der Einfluss von neuen Gebäudetechnologien auf die Energiewirtschaft

31.03.2020
von Lars Meier

Experten wie Khalil Amine sagen voraus, dass die Nutzung von Energie die grösste Herausforderung der Zukunft darstellt. Gebäudetechnologien leisten dabei einen nicht unwesentlichen Beitrag. «Fokus» zeigt, welche dies sind und welchen Stellenwert sie beim Erreichen der Umweltziele einnehmen.

Wie gehen wir mit der Nutzung unserer Energieressourcen um? Mit dieser Frage werden wir uns laut Prognosen von Experten wie Khalil Amine in Zukunft am meisten beschäftigen. Die Art, wie wir gegenwärtig bauen und wohnen, sorgt bereits heute in einem hohen Mass für die Zukunft vor. Denn unser Zuhause ist nicht nur eine Wohnunterkunft, sondern bietet auch eine Entwicklungsmöglichkeit als Energieproduzent.

Die Art, wie wir gegenwärtig bauen und wohnen, sorgt bereits heute in einem hohen Mass für die Zukunft vor.

Dass diese Leistungsstärke aber in vielen Fällen noch nicht vollkommen ausgeschöpft wird, zeigt bereits ein Spaziergang durch jede beliebige Schweizer Ortschaft: Beispielsweise bilden Solaranlagen an Hausfassaden oder -dächern immer noch eine Seltenheit. Zu Unrecht, denn das Potenzial diesbezüglich ist gewaltig. Laut Zahlen des Bundesamts für Energie könnte bis zum Jahr 2050 rund ein Fünftel des aktuellen Strombedarfs durch Photovoltaik erzeugt werden. Das Jahr, welches aktuell noch drei Jahrzehnte von uns entfernt in der Zukunft liegt, stellt dabei nicht nur einen zufällig gewählten Richtwert dar, sondern ist eng mit einem politischen Entscheid in Bezug auf Energie verknüpft (siehe Infobox).

Umweltfreundliche Lösung

Besonders die Umwelt profitiert von Photovoltaikanlagen: Diese sparen fossile Brennstoffe ein und haben so eine Reduktion der Kohlendioxidemissionen zur Folge. Dies ist aber nicht der einzige Vorteil: Über ihre Lebensdauer erzeugen Anlagen dieser Art unter dem Strich sogar mehr Energie, als bei ihrer Herstellung benötigt worden ist. Im Gegensatz zu Anlagen anderer Art kommt es zudem weder zu einer Geruchs- noch einer Lärmbelästigung. Letzten Endes liegt das Kernargument auf der Hand oder scheint genauer gesagt am Himmel: Die Sonne scheint jeden Tag – man läuft somit nicht Gefahr, dass die Energiequelle versiegt.

Stichwort Smart Home

Doch nicht alle Gebäudetechnologien sind auch von aussen sichtbar. Die Funktionsweise von Smarthomes eröffnen sich beispielsweise erst im Inneren des Gebäudes. Doch was bezeichnet dieser Begriff überhaupt? Ein Smarthome ist, wie es der Name schon verrät, ein intelligentes Zuhause. Dies erfolgt durch eine Vernetzung zahlreicher verschiedener Anwendungen, was unter anderem wiederum Monitoring und Management von ausserhalb möglich macht.

Konkrete Beispiele sind etwa Licht, welches beim Betreten eines Raumes mit Bewegungsmelder aktiviert wird oder die Heizung, welche sich je nach vorherrschender Aussentemperatur autonom ein- oder ausschaltet.

Die verschiedenen Funktionen steigern somit sowohl die Lebensqualität als auch den Komfort. Aufgrund der Möglichkeit der Fernsteuerung kommt weiterhin der sicherheitstechnische Vorteil zum Tragen. Auch wenn man etliche Kilometer von zuhause entfernt ist, lassen sich so dennoch Lichter einschalten oder Rollläden herunterfahren, um die tatsächliche Ab- in vermeintliche Anwesenheit zu verwandeln.

Energieeffizienz von Smarthomes

Aktuellen Prognosen zufolge befinden sich Smarthomes eindeutig auf dem Vormarsch: Laut «statista» setzten in der Schweiz 2017 rund 540 000 Haushalte auf den Nutzen von Smarthomes, 2024 sollen es bereits 1,25 Millionen sein – die Zahl wird sich also mehr als verdoppeln.

Bezüglich der Energieeffizienz bieten Smarthomes ebenfalls grosses Potenzial. Dies lässt sich an einfachen Beispielen verdeutlichen lässt: Eine Heizung, welche sich bei Bedarf ein- oder ausschaltet, verbraucht deutlich weniger Energie als eine, welche rund um die Uhr läuft. In vielen Fällen läuft die Heizung den ganzen Tag, obwohl niemand zuhause ist. Dies wird – mit dem Argument begründet, dass niemand im Winter am Abend in eine klirrend kalte Wohnung zurückkehren will. Mit der neuen Technologie ist es aber möglich, dass sich die Heizung vor der Heimkehr wieder einschaltet. Somit kann mandennoch ein angenehm warmes Zuhause betreten.

Die Rolle von Smart Metern

Eine zentrale Rolle spielen ebenfalls bei der Gebäudetechnologie die Smart Meter. Dabei handelt es sich um einen intelligenten Stromzähler, welcher im Austausch mit den jeweiligen Gerätschaften verbunden ist und die digitalen Daten empfängt und sendet. Smart Meter stellen ebenfalls einen Teil der Energiestrategie 2050 dar. Die schlauen Messgeräte ermöglichen so etwa, die grössten Stromverbraucher im Haushalt aufzudecken sowie diese zu überwachen oder gegebenenfalls sogar auszuschalten.

Prognosen hin oder her: Feststeht, dass das 21. Jahrhundert grosse Herausforderungen für die Menschheit bereithält – neben der globalen Erwärmung auch die effiziente Nutzung unserer Energieressourcen. Wer etwas aktiv beitragen möchte, muss also gar nicht weit suchen. Die Neugestaltung und Ergänzung der eigenen vier Wände kann bereits ein erster wichtiger Schritt sein.

Energiestrategie 2050 – das Wichtigste in Kürze:

Infolge der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 haben Bundesrat und Parlament den schrittweisen Ausstieg der Schweiz aus der Kernenergie beschlossen. Im Zuge dessen hat der Bundesrat die Energiestrategie 2050 erarbeitet. Das zentrale Anliegen ist die effizientere Nutzung von Energie sowie ein Umbau des Energiesystems in der Schweiz. Konkret bewegt man sich dabei von der Atomkraft weg und hin zu klimaneutralen und erneuerbaren Energieträgern wie Sonne, Wind oder Wasser – wozu zu einem grossen Teil auch Gebäudetechnologien beitragen können.

Text Lars Gabriel Meier

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