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Sprachen Bildung

Welche Sprachen sprechen wir morgen und übermorgen?

18.03.2023
von SMA

Seit Jahrzehnten gilt sowohl im beruflichen als auch privatem Kontext: Wer die jeweilige Landessprache nicht beherrscht, kann sich mit Englisch meistens irgendwie verständlich machen. Aber könnte es sein, dass dereinst eine andere Sprache das Englische vom Thron stossen wird? Und welche Rolle spielt die Digitalisierung in diesem Zusammenhang?

Wer der Frage nachgeht, welche Sprache weltweit am häufigsten gesprochen wird, erhält unterschiedliche Angaben – und muss aus diesem Grund differenzieren. Geht es darum, welche Muttersprache oder Zweitsprache am weitesten verbreitet ist, landet Mandarin auf dem ersten Platz. Je nach Quelle verständigen sich damit rund eine Milliarde Menschen. Auf dem zweiten Platz finden sich in den meisten Rankings Hindi (gemäss Statista mit mehr als 525 Millionen Sprechenden) sowie Englisch (510 Millionen) auf dem dritten Platz wieder. In dieser Auflistung sind allerdings nicht diejenigen Sprachen miteinbezogen, welche die Menschen als Fremdsprache beherrschen und nutzen. Berücksichtigt man nämlich diesen Umstand, ist Englisch die Nummer eins der Sprachenwelt. Verschiedene Quellen, darunter eine Erhebung des Lehrmittelverlags Berlitz, beziffern die Anzahl Englisch sprechender Personen auf 1,3 Milliarden weltweit. Davon handle es sich bei ungefähr 750 Millionen um Leute, für die Englisch eine Fremdsprache darstellt. In dieser Liste folgen knapp dahinter Mandarin (1,1 Milliarden) sowie Hindi (600 Millionen). Funfact: Gemäss Berlitz existieren weltweit gut 7000 Sprachen. Trotzdem spricht mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung gerade einmal 23 davon.

Die Sprache der Zukunft dürfte also auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entweder Englisch, Mandarin oder Hindi sein. Wer eine dieser drei beherrscht, dürfte sich künftig weltweit verständlich machen können. Gleiches gilt für Spanisch, da diese Sprache in sämtlichen Rankings in den Top-Fünf auftaucht. Doch Forschungen legen überdies nahe, dass auch andere Sprachen künftig mehr Relevanz gewinnen könnten. Und interessanterweise könnte gemäss einer Studie der Investmentbank Natixis von 2017 im Jahr 2050 Französisch zur neuen Sprachen-Spitzenreiterin avancieren: 750 Millionen Menschen könnten dann Französisch sprechen.

Vraiment? Vraiment!

Diese Prognose dürfte für viele Leute auf den ersten Blick irritierend erscheinen. Die Gründe dafür, warum eine der drei Schweizer Landessprachen auf der weltweiten linguistischen Poleposition landen könnte, sind aber stichhaltig. So halten die Analystinnen und Analysten der Investmentbank fest, dass der französischsprachige (frankofone) Sprachraum äusserst gross sei und nebst Frankreich auch Länder wie Belgien, Teile Kanadas, Burundi, Marokko, Tunesien oder Algerien umfasst. Als offizielle Amtssprache dient Französisch demnach in rund 30 Ländern. Und gemäss Schätzungen werde die afrikanische Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten rasant wachsen – schneller als die Englisch sprechende Weltbevölkerung sowie die Mandarin sprechende Weltbevölkerung. Zudem gehen die Studienautor:innen davon aus, dass sich die Zahl derjenigen, die Mandarin sprechen, künftig eher verringern werde.

Sprache ist auch digital

Natürlich darf man das Thema «Sprache» in einer zunehmend digitalisierten Welt nicht zu eng fassen. Denn während wir den Begriff heute mehrheitlich als verbales oder schriftlich festgehaltenes Kommunikationsmittel zwischen Personen verstehen, erhält Sprache im digitalen Raum eine neue Bedeutung. Aus diesem Grund können gemäss Fachleuten auch Daten heute als Sprache oder zumindest Kommunikationsfragmente angesehen werden; zum Beispiel für KIs (künstliche Intelligenzen). Denn diese nutzen die Fülle an digitalen Informationen, um diese zu neuen Inhalten zusammenzusetzen. Die binäre Sprache der Einsen und Nullen wird auf diese Weise in eine vom Menschen verständliche Form gebracht – und kann wahlweise in verschiedene Sprachen übersetzt werden. Doch dies birgt auch Tücken: In einem aktuellen Interview mit der «Handelszeitung» betont Cornelia Diethelm, Unternehmerin sowie Expertin für Digitale Ethik, dass KI dazu neigen können, auf Stereotypen hereinzufallen. Denn KI-Modelle basierten auf der Vergangenheit, also auf Daten, die wir bereits besitzen. «Und in der Vergangenheit lebten wir nach anderen gesellschaftlichen Modellen – beispielsweise dem, dass die Frau zu Hause blieb.» Das könne bedeuten, dass KI sogar dazu beitragen könne, dass Stereotypen in Zukunft erhalten bleiben und verbreitet werden. Ein möglicher Lösungsansatz liege darin, dass die Prorgrammierer:innen ihre KIs mit diverseren Datensätzen trainieren, damit eine breitere Realität abgebildet wird. Diese Einblicke zeigen: Unabhängig davon, welche Sprache sich letztlich als die Sprache der Zukunft etabliert – man muss sich stets auch darüber Gedanken machen, mit wem man spricht und auf welchen Grundlagen Aussagen getroffen werden. Sprachkompetenz ist ein essenzieller Future Skill. Verständnis- oder Interpretationskompetenz ebenfalls.

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