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Editorial Nachhaltigkeit Energie

Editorial Energie & Nachhaltigkeit

10.06.2023
von SMA
Gianni Operto, Präsident aeesuisse

Gianni Operto
Präsident aeesuisse

 

Liebe Leserinnen und Leser

Vor rund zwei Jahren durfte ich an dieser Stelle bereits ein Editorial schreiben. Und wenn ich zurückblicke, staune ich über die beachtliche Dynamik, die sich seit damals in der Energiepolitik und der Energiewende entwickelt hat – auch wenn dessen Auslöser nicht erfreulich ist. Spätestens seit Russland die Ukraine überfallen hat und in Europa wieder Krieg geführt wird, ist das Thema Versorgungssicherheit omnipräsent. Und das zurecht: Die Situation ist mehr als nur anspruchsvoll und die drohende Energiemangellage im vergangenen Winter hat uns unsere fatale Abhängigkeit von importierter fossiler und nuklearer Energie drastisch vor Augen geführt.

Liebe Leserinnen und Leser: Klar ist, die Schweiz hat sich zu lange auf den Lorbeeren ihrer Vorfahren ausgeruht, die vor hundert Jahren mit dem Ausbau der Wasserkraft Grosses geleistet haben. Heute basiert unsere Energieversorgung zu rund Dreiviertel auf Ressourcen, die in der Schweiz nicht verfügbar sind. Dies kann keine solide Basis für eine verlässliche Energieversorgung sein. Dabei haben wir alle Alternativen auf dem Tisch. Die Lösungen sind da, die Anwendungen funktionieren. Tag für Tag. Was es braucht, ist mehr Geschwindigkeit. 

Erfreulich ist, dass die Erkenntnis gewachsen ist, dass echte Versorgungssicherheit nur mit der Energiewende zu haben ist. Seit vergangenem Jahr ist zu spüren, dass ein Ruck durch die Schweiz gegangen ist. Alleine im Jahr 2022 gingen beispielsweise mehr als 30 000 PV-Anlagen neu ans Netz mit einer Gesamtleistung von erstmals einem Gigawatt (die Leistung des KKW Gösgen!). Noch mehr ist möglich, wenn dann endlich auch die anderen erneuerbaren Energien ihren Potenzialen entsprechend zugebaut werden können. So ist es erfreulich und dringend nötig, dass es beim Wind jetzt vorwärtsgehen soll. Auch bei der Energieeffizienz lassen wir viel Potenzial fahrlässig ungenutzt. Dass wir es uns leisten, jährlich soviel Strom zu verschleudern, wie unsere maroden Atomkraftwerke jedes Jahr (noch) beisteuern, ist inakzeptabel und unverantwortlich. 

Weiter ist heute klar, dass auf die Veränderungen bei der Energiebereitstellung auch Anpassungen bei der Energiespeicherung und der -verteilung folgen müssen. Wir erleben heute beispielsweise eine Disruption in der Automobilwirtschaft, die sich zu einem richtigen Treiber der Energiewende entwickeln kann. Wenn dann die Regulierung Grundlagen schafft, die eine Integration von Hunderttausenden von Autobatterien zulässt und sich damit die Integration dieser Speicherkapazitäten als Business Case rechnen lässt, entsteht eine netzstabilisierende Flexibilitätsmasse. Grundlage für Fortschritte in diesen Bereichen liegen in einer weitgehenden Digitalisierung unseres Stromsystems.

Liebe Leserinnen und Leser, mehr Akzeptanz ist gefordert. Mehr Bereitschaft zum Handeln. Wir alle müssen zur Lösung beitragen. 

Das Klimagesetz setzt den richtigen Rahmen für eine klimataugliche Schweiz.

Und vor diesem Hintergrund diskutieren wir über ein Klimagesetz. Ein Gesetz, welches das Ziel einer klimaneutralen Schweiz bis 2050 ohne Verbote und zusätzliche Steuern verfolgt. Ein Klimagesetz, das Unternehmen, Hauseigentümer:innen und indirekt auch Mieter:innen auf ihrem Weg in eine klimaverträgliche Zukunft sinnvoll unterstützt. Ein Klimagesetz, das von der SVP und dem Hauseigentümerverband mit faktenwidrigen Behauptungen und sehr viel Geld vehement bekämpft wird. 

Das Klimagesetz setzt den richtigen Rahmen für eine klimataugliche Schweiz. Vor diesem Hintergrund hat der Wirtschaftsdachverband aeesuisse auch die Allianz Schweizer Wirtschaft für das Klimagesetz mitinitiiert. Die Allianz ist erfreulich breit aufgestellt. Zu ihr zählen unter anderem Akteure wie Alpiq, BKW, BASF, Coop, Helion, Ikea, MAN, Migros, Novartis, Siemens sowie unterschiedlichste Verbände und Organisationen von bauenschweiz über IG Detailhandel Schweiz bis Hotelleriesuisse, Seilbahnen Schweiz oder Swiss Sustainable Finance. 

Wir alle haben es in der Hand. Mit einem lauten «Ja» am 18. Juni leisten wir einen wichtigen Beitrag, damit eine nachhaltige Energiepolitik jetzt konsequent umgesetzt werden kann. 

Text Gianni Operto, Präsident aeesuisse

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