a traditional oden swiss chalet with a stone roof sits beside a hiking trail overlooking a small village near zermatt. symbolbild ferienhnung als kapitalanlage
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Immobilien Finanzen

Ferienwohnung als Kapitalanlage – oder neues Zuhause?

30.03.2024
von Linda Carstensen

Eine junge Frau sitzt Kaffee schlürfend auf ihrer Terrasse mit traumhaftem Blick auf die Schweizer Alpen. Sie schliesst die Augen und geniesst die Sonnenstrahlen, die ihr ins Gesicht fallen. Plötzlich wird sie aus ihrem Halbschlaf gerissen. Ihr Handy klingelt – ups! Fertig «gsünnelet», zurück an die Arbeit. Es ist die Chefin: Hat sich der Kunde schon bei dir gemeldet? «Ja, wir haben gerade telefoniert», antwortet die Frau im Homeoffice. Nach dem zweiminütigen Gespräch schlendert sie zurück in den Raum neben ihrem Schlafzimmer, den sie sich als Büro eingerichtet hat. Sie fährt ihr Pult hoch, damit sie stehend weiterarbeiten kann. Der Kaffee hat sie ganz zappelig gemacht.

Eine klassische Szene, die viele Arbeitnehmer:innen kennen dürften. Seit dem Homeoffice-Trend, der durch die Coronapandemie befeuert wurde, wird die Ferienwohnung zunehmend auch als Dauerwohnsitz genutzt. Wieso nur am Wochenende in die Berge fahren, wenn man unter der Woche sowieso nicht ins Büro muss?

Weniger Stress

Die malerische Landschaft der Schweiz erstreckt sich von idyllischen Seen bis hin zu beeindruckenden Bergpanoramen. Sie bietet einen idealen Rückzugsort vom hektischen Stadtleben. Ferienwohnungen in Regionen wie dem Wallis, Graubünden oder dem Berner Oberland, die als beliebte Feriendestinationen bekannt sind, werden mittlerweile von vielen als dauerhafter Wohnsitz genutzt.

Ein wesentlicher Vorteil der Nutzung von Ferienwohnungen als Hauptwohnsitz liegt in der Flexibilität und der Work-Life-Balance. Wenn Bewohner:innen ihre Arbeitszeiten selbst gestalten können, wartet eine natürliche und ruhige Umgebung zum Geniessen auf sie. Dies trägt nicht nur zu einem geringeren Stresslevel bei, sondern fördert auch die Kreativität und Produktivität.

Allerdings führt die steigende Nachfrage nach Wohnraum in den Ferienwohnungen zu steigenden Immobilienpreisen und Mieten. Für die einheimische Bevölkerung wird es zusehends schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Neben dieser sozioökonomischen Folge machen sich Freund:innen der Natur Sorgen um die ökologischen Auswirkungen, wenn immer mehr Menschen in bisher primär touristisch genutzte Gebiete ziehen.

Bund beschränkt Zweitwohnungsanteil

Die Schweizer Gemeinden führten deshalb regulierende Massnahmen ein. So hat der Bund die Umwandlung von Ferienwohnungen in dauerhafte Wohnsitze beschränkt. Übersteigt der Zweitwohnungsanteil 20 Prozent, dürfen Gemeinden grundsätzlich keine neuen Zweitwohnungen mehr bewilligen, heisst es vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Der Bau von touristisch bewirtschafteten Zweitwohnungen ist jedoch erlaubt.

old farmhouse at the karwendel mountain - austria. Symbolbild Zweitwohnung als Kapitalanlage

Ferienwohnungen sind eine attraktive Option für Menschen, die sich einen flexiblen und naturverbundenen Lebensstil wünschen sowie eine begehrte Investitionsmöglichkeit für Anleger:innen. Bild: iStockPhoto/FooTToo

Das Bundesgesetz über Zweitwohnungen (ZWG) verpflichtet alle Schweizer Gemeinden dazu, jährlich ein Wohnungsinventar zu erstellen. Darin müssen sie mindestens die Gesamtzahl der Wohnungen sowie die Erstwohnungen aufführen. Das ARE wertet das eidgenössische Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) jeweils per 31. Dezember aus. Ende März veröffentlicht es dann die Wohnungsinventare der Gemeinden. Unter- oder überschreitet der Zweitwohnungsanteil einer Gemeinde die Grenze von 20 Prozent, wird ein Verfahren zur Überprüfung des Zweitwohnungsanteils eingeleitet. Ende Oktober entscheidet das ARE, ob eine Gemeinde weiterhin dem ZWG untersteht oder nicht. Das Bundesamt ist ab der Publikation der Wohnungsinventare in Kontakt mit den betroffenen Gemeinden und kantonalen Auftragsbehörden. Einige Gemeinden haben auch eine spezielle Steuer für Zweitwohnsitze eingeführt.

Investition lohnt sich

Zweitwohnungen in der Schweiz sind nicht nur hinsichtlich der Lebensqualität attraktiv, sondern auch aus finanzieller Sicht. Grundsätzlich bietet die Schweiz mit ihrer starken Wirtschaft, niedrigen Inflationsrate und politischen Stabilität ein sicheres Investitionsumfeld. Eigentümer:innen von Zweitwohnungen können unter bestimmten Umständen von steuerlichen Vorteilen profitieren, wie etwa der Absetzung von Hypothekarzinsen und Instandhaltungskosten von den Steuern. Die Regelungen variieren von Kanton zu Kanton, bieten aber häufig Anreize für Investitionen in Immobilien.

Zweitwohnungen in der Schweiz sind nicht nur hinsichtlich der Lebensqualität attraktiv, sondern auch aus finanzieller Sicht.

Zudem haben Immobilien in der Schweiz historisch gesehen ein solides Wertsteigerungspotenzial – insbesondere in gefragten Lagen wie in der Nähe von Skigebieten, Seen oder in städtischen Gebieten. Investor:innen können die Immobilie selbst nutzen, sie langfristig vermieten oder als Ferienwohnung anbieten. Durch diese vielfältigen Möglichkeiten kann optimal auf Marktveränderungen und persönliche Bedürfnisse reagiert werden.

Neben den finanziellen Vorzügen bietet eine Zweitwohnung in der Schweiz auch einen hohen Freizeit- und Erholungswert. Eigentümer:innen können die Schönheit der Natur sowie die Sicherheit und Sauberkeit der Schweiz geniessen – sei es in den eigenen Ferien oder als Rückzugsort vom Alltagsstress.

Harmonisches Zusammenwirken angestrebt

Ziel ist, dass die betroffenen Regionen einen ausgewogenen Ansatz finden, der sowohl die Bedürfnisse der Investor:innen als auch die der lokalen Gemeinschaft berücksichtigt. Dabei soll die natürliche Umgebung so gut wie möglich geschützt und erhalten werden. Ferienwohnungen sind eine attraktive Option für Menschen, die sich einen flexiblen und naturverbundenen Lebensstil wünschen sowie eine begehrte Investitionsmöglichkeit für Anleger:innen. Mit dem richtigen Mass an Umsicht und der Bereitschaft, sich auf neue Wohnkonzepte einzulassen, eröffnen sich Horizonte, die weit über die atemberaubende Aussicht von einer Terrasse auf die Schweizer Alpen hinausgehen.

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