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Die Herausforderungen und Chancen des Bauens: Ein Blick in die Zukunft

15.01.2024
von Boubacar Sarr

Unsere Welt entwickelt sich ständig – von der Technologie bis hin zum Menschen selbst. Diese Entwicklung lässt sich auch in der Bau- und Immobilienbranche beobachten. Wolkenkratzer werden immer höher gebaut und Gebäude mit immer modernerer Technologie ausgestattet. Jedoch haben Technologien und Materialien ein Ablaufdatum und Neu- und Umbauten, Renovationen sowie Sanierungen gehören zum bauwirtschaftlichen Alltag. Nebst der Alterung der Gebäudematerialien sind auch Natureinflüsse, Vandalismus oder eben neue hilfreiche Technologien zentrale Gründe für Gebäudeerneuerungen. Die Nachhaltigkeit bringt hier ebenfalls viel Innovation und Effizienz in zahlreichen Aspekten, um unter anderem das Beste aus wenigem zu machen.

Ebenso wie bei Plastikgegenständen wie PET-Flaschen ist die Wiederverwendung der Materialien im Bau durchaus möglich. «Erstaunlich viel Baumaterial kann wiederverwendet werden. Der Aufwand für die Aufbereitung ist teilweise hoch, weshalb neue Produkte häufig noch günstiger sind», betont der stellvertretende Geschäftsführer der Umwelt Arena Schweiz Andreas Kriesi. Dennoch steigt dank neuer Technologien der Recyclinganteil. Beispielsweise werden etwa 70 Prozent des anfallenden Bauschutts wiederverwertet. Günstiges, robustes und zugleich nachhaltiges Material zu finden, ist laut Kriesi jedoch schwierig: «Meistens widersprechen sich die Eigenschaften Preis versus Robustheit und Nachhaltigkeit.» Bei der Dämmung wird beispielsweise häufig auf fossile Quellen zurückgegriffen, die umweltschädlich sind. Aber sie erfüllen den Zweck und halten auch sehr lange.

Die Top vier Baumaterialien

Zusammen mit Backstein, Zement und Stahl ist Beton das meist verwendete Baumaterial für Gebäude in der Schweiz. Mit ihrer Langlebigkeit und Robustheit erfüllen all diese Materialien gleich mehrere Forderungen im Bereich Umweltschutz und Bauqualität. Gebäude, die aus diesen vier Grundbausteinen gebaut werden, müssen bei Defekten nicht sofort abgerissen oder neu gebaut werden. Zudem halten sie Unwettern stand. Beton setzt sich beispielsweise überwiegend aus Sand, Kies, Zement und Wasser zusammen, also mehrheitlich aus Ressourcen der Natur. Auf der anderen Seite besteht noch ein langer Weg, bis hier die CO2-Emissionierung auf tolerierbarer Ebene ankommt. Zwar kann man undichte und kaputte Stellen leicht ersetzen, ohne das Gebäude abreissen zu müssen, jedoch stösst die Brennung von Zement – und demnach auch bei Beton – eine grosse Menge an Kohlenstoffdioxid aus. Der massive Ressourcenverbrauch für deren Herstellung trägt ebenso nicht sehr viel zur Nachhaltigkeit bei.

Meistens widersprechen sich die Eigenschaften Preis versus Robustheit und Nachhaltigkeit.

Wie gut auf Neubauten verzichtet werden kann

Häuser mögen von aussen simpel erscheinen, doch deren Architektur ist um einiges komplexer, als so manche annehmen. Bei Hausabrissen oder Neubauten wird dies nochmals ersichtlich. Aber auch bei den nachhaltigeren Lösungen wie Reparaturen, Sanierungen und Renovationen. «Ich hoffe, dass die Sanierungsquote stark ansteigen wird», so Kriesi. Je nachdem, was erneuert werden muss, wird es mühsamer oder einfacher. Kriesi erzählt dabei aus eigener Erfahrung: «Bei unserem Sanierungsprojekt in Glattbrugg haben wir auf die wirtschaftlich effizientesten Stellen gesetzt. Dies sind die Fenster, eine Keller- und Dachdämmung sowie ein Heizungsersatz. Am teuersten wäre eine Fassadensanierung.»

Sanierungen sind zwar eine Möglichkeit, die Gebäudenachhaltigkeit zu erhöhen, jedoch gibt es auch hier Hürden. Gemäss Kriesi machen Vollsanierungen aus ökologischer Sicht Sinn. Da die Mietzinsen aber danach zumeist verdoppelt werden, erscheint diese Methode auf der sozialen Ebene etwas kritisch. Leute müssen ihre Wohnungen verlassen und sich nach einem neuen Zuhause umsehen. Anstelle von Vollsanierungen gibt es andere Möglichkeiten: «Als Alternative haben wir bei einem Leuchtturmprojekt auf eine sanfte Sanierung gesetzt, bei welcher nur die nötigsten Massnahmen ergriffen wurden, die Mieter:innen im Haus bleiben konnten und nur eine moderate Mietzinserhöhung von 120 Franken in Kauf nehmen mussten», so Kriesi. «Eine Gesetzesänderung ist aber notwendig, damit diese Möglichkeit in der Masse ergriffen werden kann», ergänzt er.

Die Flora involvieren

Nicht nur in der Schweiz, sondern auch weltweit ist die Begrünung von Gebäuden eine sehr revolutionäre und fortschrittliche Domäne der Nachhaltigkeit. Dazu kommen die vielseitigen Möglichkeiten im gestalterischen Bereich. Kreative Köpfe haben die Wahl, an welcher Stelle an welchem Gebäude welche Pflanzen am besten passen. «In der Schweiz avanciert die Begrünung vor allem in den Städten», meint Kriesi.

Geografisch ist die Schweiz ebenfalls sehr gut aufgestellt. Allein mit den vielen Gebirgs- und Landgebieten sowie zahlreichen Gewässern haben wir hier weniger Sorge um eine sterbende Pflanzen- und Tierwelt als in anderen Ländern. Bezüglich der Gebirge profitieren die dort angesiedelten Häuser im Winter von einer passiven Gebäudeerwärmung, generiert durch die natürliche Sonneneinstrahlung. Nachteile, was wiederum kleine Vorteile bringt, sind die beschränkten Möglichkeiten bei Bauten, die dicht zusammenliegen. Eine hohe Populationsanzahl liegt in den Bergen demnach nicht drin. Das wiederum vermeidet die Zerstörung der Natur sowie überbevölkerte Wohngebiete.

Womit der Natur aber noch immer geschadet wird, ist mit Neubauten. «Meistens wird auf die Neupflanzung von Bäumen, Gebüschen, Hecken oder anderes verzichtet, da es mit Aufwand verbunden ist», erklärt Kriesi. Immer mehr Hochhäuser werden in der Schweiz gebaut. Dies scheint aber keine so schlechte Auswirkung auf die Umwelt zu haben. «Sie ist eher positiv, da auf der gleichen verbauten Fläche mehr Personen wohnen können.»

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