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Editorial Finanzen

Stehen Schweizer Banken vor dem Aus?

11.06.2021
von SMA

Der Untergang der Banken wurde schon vor einigen Jahrzehnten heraufbeschworen. Bislang geht es den Banken in der Schweiz aber – trotz einigen Redimensionierungen – immer noch erstaunlich gut.

Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch, spricht über Banken

Benjamin Manz

Klar ist aber auch: Es kommen Herausforderungen auf die Schweizer Banken zu, die den Schweizer Bankenplatz vor neue Probleme stellen. Selbst das Ende des Bankkundengeheimnisses und das Negativzinsumfeld sind im Vergleich zur wohl schwierigsten Herausforderung «Peanuts». Die Rede ist von der Digitalisierung, die für viele Banken nicht als Chance, sondern als Bedrohung wahrgenommen wird.

Einen Vorgeschmack hat die britische Digitalbank Revolut geliefert, die mit günstigen Wechselkursen und gutem Marketing in wenigen Jahren mehrere Hunderttausend Kunden in der Schweiz gewinnen konnte. Ein Weckruf für viele Schweizer Institute, die nach vielen Jahren aus ihrem digitalen Dornröschenschlaf erwacht sind. Es ist vielen Bankern klar geworden, dass die Wechselquoten im Swiss Banking nicht für ewig tief bleiben werden.

In einer voll digitalisierten Welt sichern sich oft die grössten Player die Pfründe – die Mehrheit der kleineren Firmen kämpft ums Überleben.
Benjamin Manz, Geschäftsführer, moneyland.ch

Die digitale Welt kennt kaum Landesgrenzen – das gilt auch für das Banking. Das Problem: In einer voll digitalisierten Welt sichern sich oft die grössten Player die Pfründe. Die Mehrheit der kleineren Firmen kämpft ums Überleben. Dasselbe Schicksal wird früher oder später auch viele Schweizer Banken ereilen. Die Frage ist nicht, ob es ein Bankensterben geben wird. Sondern vielmehr, welche Schweizer Banken überleben werden. Das gilt auch für unabhängige Vermögensverwalter und andere Finanzdienstleister.

Digitalisierung im Bankenwesen

Die grösste Bedrohung für Banken sind Internet-Giganten wie Google, Amazon oder neue digitale Konkurrenten, welche international den traditionellen Banken das Geschäft streitig machen. Und bei neuen Internet-Geschäftsmodellen, wo das Marketing mindestens so wichtig wie die Technologie ist, spielt die Schweiz höchstens im Mittelfeld mit. Hier geben bisher angelsächsische und asiatische Konzerne den Ton an.

Seit Kurzem gibt es zwar eine Handvoll Schweizer Smartphone-Banken, und auch bei der Digitalisierung der Schweizer Vermögensverwaltung und der Vorsorge tut sich was. Doch die einzelnen Initiativen genügen nicht. Das Swiss Banking muss einen Gang höher schalten, wenn es im zukünftigen digitalen Umfeld vorne mitspielen möchte.

Im Bereich Zahlungsverkehr scheinen schon viele Schweizer Banken kapituliert zu haben. So ist der anfängliche Widerstand gegenüber Apple Pay trotz dem arroganten Auftreten von Apple in kurzer Zeit verschwunden. Auch bieten immer mehr Neobanken Apps und Zahlkarten an, mit denen die Kunden im Ausland günstiger einkaufen können als mit herkömmlichen Bankkarten.

Der grösste Trumpf der Banken ist der Schweizer Standort. Dieser wird weiterhin von vielen Kunden mit Sicherheit und Stabilität in Verbindung gebracht. Doch könnten auch internationale Konzerne eine Schweizer Banklizenz erwerben.

Deshalb gilt: Wenn eine Schweizer Bank auch in 10 bis 20 Jahren noch auf dem Markt sein will, muss sie bereits jetzt in Sachen Digitalisierung Gas geben. Dazu gehören nicht nur nutzerfreundliche Apps mit praktischen Funktionen. Es braucht auch attraktive Konditionen für Kundinnen und Kunden, die einem kritischen Vergleich standhalten können.

Text Benjamin Manz, Geschäftsführer, moneyland.ch

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