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Kultur Bildung

Warum viele Popsongs gleich klingen

10.02.2020
von Lars Meier

«Die Lieder im Radio klingen doch alle gleich!» Wer eine solche Aussage trifft, hat nicht ganz Unrecht. Tatsächlich sorgt ein Phänomen dafür, dass sich viele Popsongs auf den Ton gleichen: der Millennial Whoop. Eine Aufdeckung der berühmten Tonfolge, die alle schon unzählige Male gehört haben, deren Namen aber fast niemand kennt.

Millennial Whoop? Nie gehört. Doch! Einfach mal kurz an den Refrain von Katy Perrys «California Gurls» denken. Ebenfalls nie gehört? Kein Problem, «In The Shadows» von The Rasmus oder «Really Don’t Care» von Demi Lovato gehen auch. Genau so wie «The Mother We Share» von Chvrches oder «Live While We’re Young» von One Direction.

Immer noch völlig planlos? Beim Millennial Whoop handelt es sich um die Sequenz in den genannten Liedern, bei der zwischen dem dritten und fünften Ton einer Dur-Tonleiter hin- und hergesungen wird. Text an sich wird dabei nicht verwendet, in den meisten Fällen beschränkt sich der Millennial Whoop auf ein simples «Wa-oh-wa-oh».

Im August 2016 erwähnte der US-Musiker Patrick Metzger dieses Phänomen erstmals auf dem Blog «The Patterning» und gab ihm den Namen Millennial Whoop. In diesem Blogeintrag listete er auch Beispiele für Songs auf, die den Millennial Whoop verwenden. Diese Liste wird laufend aktualisiert (siehe Infobox).

Erklärung der Beliebtheit

Was macht den Millennial Whoop und seine Verwendung so populär? Dazu existieren verschiedene Erklärungen: Eine davon lautet, dass wir die Tonfolge als speziell angenehm empfinden. Es ist übrigens dieselbe, wenn ein Kind nach seiner Mutter ruft: «Ma-ma!» Eine andere Theorie ist, dass wir einen Song mit Millennial Whoop deswegen mögen, weil wir ihn im Grunde schon zuvor gehört haben. Oder es ist das Fehlen vom Text: Den Millennial Whoop kann man im jeweiligen Song auch mitsingen, wenn man den Rest der Lyrics nicht kennt: «Wa-oh-wa-oh».

Keine Einschränkungen durch das
Gesetz

Das Perfide am Millennial Whoop: Da es sich um lediglich zwei Noten handelt, existiert auch kein Urheberrecht. Die mehrfache Wiederholung von zwei Noten ist offiziell nämlich nicht geschützt. Somit kann der Millennial Whoop beliebig in jeden Song eingebaut werden, und niemand muss sich vor Plagiatsvorwürfen fürchten. Wer gegen den Millennial Whoop rechtlich vorgehen will, hat schon so gut wie verloren. So verklagte Ally Burnett im Oktober 2012 die Künstler Carly Rae Jepsen und Adam Young alias Owl City wegen deren gemeinsamen Songs «Good Time». Er verstosse gegen das Copyright ihres Songs «Ah, It’s a Love Song», den Burnett zwei Jahre zuvor veröffentlicht hatte. Der Clou an der ganzen Sache: Sowohl «Ah, It’s a Love Song» und «Good Time» beinhalten den Millennial Whoop.

Wer gegen den Millennial Whoop rechtlich vorgehen will, hat schon so gut wie verloren.

Das Ende vom Lied im wahrsten Sinne des Wortes: 2014 wurde die Klage fallen gelassen, nachdem das Gericht «Good Time» für ein Originalwerk befunden hatte – obwohl die Ähnlichkeit zwischen den beiden Songs aufgrund des Millennial Whoops frappant ist. Wer weiss, vielleicht wird sich eines Tages ein neues Muster durchsetzen, welches die Popmusik prägt. Bis dahin singt man am besten einfach «Wa-oh-wa-oh».

Zehn Lieder mit dem Millennial Whoop:

Frank Ocean – «Ivy»
Twenty One Pilots – «Ride»
Tove Lo – «Habits (Stay High)»
Of Monsters and Men – «Mountain Sound»
Fifth Harmony – «Anything Is Possible»
American Authors – «Best Day Of My Life»
Imagine Dragons – «Monster»
The Lumineers – «Ho Hey»
Chris Brown – «Turn Up the Music»
Kings of Leon – «Use Somebody»

Text Lars Gabriel Meier

2 Antworten zu “Warum viele Popsongs gleich klingen”

  1. YVONNE LAEDERACH sagt:

    Guten Tag
    Ich warte sensüchtig auf meinen Enkel Jamie Läderach am Mikrophon heute im Radio auf dem Sender Enegie BE
    Sende ganz Liebe Grüsse von Grosi Yvonne

  2. Tieu Kha Vu sagt:

    musikalische Klischees eben halt. Gut dass The Common Linnets nicht Mainstream klingt, was „No Time to Die“ von Billie Eillish auch nicht tut.

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