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Erholung Gesundheit

Träumen nach eigener Vorstellung

14.03.2020
von Dominic Meier

Augen zu und los geht’s: Das Träumen lässt Menschen in fremde Welten eintauchen. Was häufig als zufällig und unkontrollierbar erscheint, ist jedoch beeinflussbar. Luzides Träumen ist lernbar und ermöglicht es, die eigene Traumwelt nach persönlichem Geschmack zu gestalten.

Rund ein Drittel des Lebens verbringt ein Mensch schlafend. Während der Körper entspannt im Bett liegt, läuft das Gehirn aber auf Hochtouren.  Dabei ist das Träumen für viele ein nächtlich wiederkehrendes Phänomen, deren Erforschung und Deutung Menschen schon seit Jahrhunderten beschäftigt. Das wohl spannendste Gebiet der Traumforschung ist dabei das luzide Träumen.

Ein reales Phänomen

Als Klartraum oder luziden Traum bezeichnen Wissenschaftler das Phänomen, in welchem Schlafende Träume bewusst wahrnehmen und lenken. Bereits Aristoteles hat Klarträume beschrieben – die moderne Wissenschaft untersucht das Phänomen wiederum erst seit knapp 40 Jahren. Mithilfe von Experimenten in Schlaflaboren haben Wissenschaftler deren Existenz bestätigt. Dabei spielten die Augenmuskeln eine zentrale Rolle. Diese sind die einzigen Muskeln, welche im Schlaf kontrolliert bewegt werden können. Vor dem Schlafengehen machte man mit den Versuchspersonen eine bestimmte Abfolge von Augenbewegungen aus, die sie im Falle eines Klartraums ausführen sollten. Die Ergebnisse des Experiments waren eindeutig: Alle Versuchspersonen führten die Bewegungen wie abgesprochen durch.

When one is asleep, there is something in consciousness which tells us that what presents itself is but a dream. Aristoteles

Über sich hinauswachen

In luziden Träumen ist man sich bewusst, dass das Erlebte nicht real ist. Dementsprechend versucht man, während eines Klartraums Dinge zu tun, die in der Realität nicht möglich sind. Sich mit berühmten Personen treffen, wie ein Vogel durch die Luft fliegen oder ein Lastwagen mit nur einer Hand stemmen – Grenzen gibt es keine. Klarträumer können der eigenen Kreativität freien Lauf lassen und sich auf neue Abenteuer begeben.

Luzid zu träumen kann auch bedeuten, sich Problemen zu stellen. Indem man bewusst Szenarien im Traum durchlebt, die einem auch im echten Leben bevorstehen, bereitet man sich auf kommende Herausforderungen vor. Auch haben Untersuchungen gezeigt, dass es möglich ist, bestehende Fähigkeiten auszubauen und sich sogar neue anzueignen. So behaupten einige prominente Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte, dass sie in Träumen inspiriert worden sind. Der Künstler Salvador Dali soll im Traum Ideen für seine Werke entdeckt und ausprobiert haben. Auch die Melodie des Welthits «Yesterday» der Beatles hat Paul McCartney nach eigenen Aussagen zum ersten Mal im Traum vernommen.

Klarträume sind trainierbar

Studien in Deutschland haben gezeigt, dass rund ein Fünftel aller Menschen mindestens einmal im Monat klarträumt. Grundsätzlich kann jeder Mensch lernen, die eigenen Träume bewusst wahrzunehmen und zu steuern. In den meisten Fällen ist dies reine Übungssache. Es ist aber unrealistisch, von Anfang an die volle Kontrolle über einen Traum zu erlangen. Gewisse Menschen haben jedoch günstigere Voraussetzungen und können innerhalb weniger Wochen bereits luzide träumen.

Für regelmässige Klarträume braucht es ein gewisses Training. Der erste Schritt in Richtung luzides Träumen ist es, einen Traum als solchen auch identifizieren zu können. Mittels eines Realitätschecks (s. Infobox) mehrmals täglich, stellt man sich selbst die Frage: Träume ich oder bin ich wach? Eine solche regelmässige Überprüfung im Alltag entwickelt sich für das Unterbewusstsein zur Gewohnheit, welche auch im Traum angewendet wird und diesen auch als solchen entlarvt.

Den Schlaf manipulieren

Um luzides Träumen trainieren zu können, kann man auch ein Gute-Nacht-Ritual einführen. Darunter versteht man einen Satz, den man als Gedächtnisstütze während des Tages laut ausspricht. Auch ist es hilfreich, sich gezielt nach fünf bis sechs Stunden wecken zu lassen und anschliessend etwas wach zu bleiben. Während dieser Zeit sollte man über das Geträumte nachdenken, bevor man anschliessend wieder einzuschlafen versucht. Mit dem Wissen, wo der vorherige Traum aufgehört hat, verschafft man sich günstigere Voraussetzungen für einen Klartraum.

Aufschreiben und losträumen

Zu guter Letzt ist es wichtig, sich an die Geschehnisse der Traumwelt erinnern zu können. Eine Traumdokumentation in Form eines Tagebuchs hilft, sich Geträumtes bewusst zu Gemüte zu führen und zu verarbeiten. Dabei sollen nicht nur Handlungen niedergeschrieben werden, sondern auch Gefühle oder Gerüche. Meistens weiss man aber direkt nach dem Aufwachen nicht, was im Traum geschehen ist. Hier lohnt es sich trotzdem, festzuhalten, wie der eigene Schlaf wahrgenommen wurde. Allein der Wille zur Traumdokumentation wird dazu führen, dass man sich mit der Zeit besser an die eigenen Träume erinnern kann.

Wie funktioniert ein Realitätscheck?

Realitätstest sollen Wirklichkeit und Traum unterscheiden. Dabei beobachtet man aufmerksam Dinge des Alltags im Wachzustand. So wird einem bewusst, was es heisst, wach zu sein. Um die eigene Umgebung prüfen zu können, gibt es hilfreiche Fragen und rationale Kriterien. Dank diesen sind logische Widersprüche einfacher erkennbar und man wird sich des Träumens bewusst:

    • Ist das Atmen mit geschlossenem Mund und bei geschlossener Nase möglich?
    • Ist die Uhrzeit lesbar und macht sie auch Sinn? Viele Menschen berichten von Uhren in ihren Träumen, bei denen keine Zeit ablesbar ist oder die Zeiger ununterbrochen im Kreis drehen.
    • Ist es möglich, den Lichtschalter zu betätigen und das Licht im Raum zu löschen?
    • Ist es nachvollziehbar, wie man an einen Ort gelangt ist? Oftmals wechselt man im Traum abrupt den Ort und kann sich nicht mehr daran erinnern, den Weg dorthin auf sich genommen zu haben.
    • Ist das Gesicht einer Person erkennbar? In Träumen sind Personen häufig eine Zusammensetzung aus mehreren Gesichtern und schwer greifbar.
    • Ist ein Text lesbar und ergibt er Sinn?
    • Funktioniert die Schwerkraft wie gewohnt? Gibt es physikalische Ungereimtheiten wie beispielsweise fliegende Menschen?

 

Text Dominic Meier

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