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Digitalisierung Künstliche Intelligenz

Wie KI die Prozessoptimierung im Bau beschleunigt

27.05.2025
von Thomas Soltau

Vom Zettelchaos zur smarten Planung – künstliche Intelligenz krempelt die Baustelle um, bevor der Beton überhaupt trocknet.

Die deutsche Bauwirtschaft hats momentan nicht leicht. Während andere Branchen bereits mit künstlicher Intelligenz (KI) jonglieren, wird am Bau noch zu oft mit Zettelwirtschaft und Bauchgefühl geplant. Dabei geht es hier nicht um ein bisschen Kosmetik: Laut einer gemeinsamen Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und des Bundesbauministeriums gingen 2023 rund 20 Prozent der Arbeitszeit auf Aufgaben drauf, die man auch lassen könnte – bei gleichzeitig explodierenden Kosten und akuter Fachkräftelücke. Doch die digitale Abrissbirne gegen ineffiziente Prozesse ist längst da – in Form von KI-gestützter Prozessoptimierung. Was sperrig klingt, kann ganz konkret bedeuten: weniger Fehler, geringere Kosten, bessere Laune auf der Baustelle. Denn wer mit schlauen Tools plant, hat am Ende auch weniger Staub im Getriebe.

Mit Bits und Baggern: Die digitale Baustelle

»Gebäude, die das Prädikat ›DGNB-Zukunftsprojekt‹ erhalten, sind umgesetzte Vorbilder für die Transformation«, erklärt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. »Sie beschützen und stärken unsere Lebensgrundlage, sichern den sozialen Zusammenhalt und transformieren unsere Wirtschaftssysteme zukunftssicher.« Während man andernorts längst in 3D modelliert, arbeitet der Bau vielerorts noch mit 2D-Plänen und Excel-Tabellen. Dabei sind es gerade KI-gestützte Planungstools und Building Information Modeling, kurz BIM, die Projekte schneller, fehlerfreier und günstiger machen können. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) liegt das jährliche Einsparpotenzial bei bis zu 20 Milliarden Euro – allein durch bessere Abstimmung, weniger Nacharbeiten und klarere Kommunikation. Und wer jemals zwischen Statiker, Elektriker und Bauleiter vermitteln musste, weiß: Allein das ist schon Gold wert.

Automatisiert wird besser gemauert

Von Drohnen, die Baumaterial zählen, bis hin zu Robotern, die Vermessungsdaten erfassen – smarte Technik zieht auf die Baustelle, genauso wie Nachhaltigkeit. Und das lohnt sich. Durch die Verknüpfung von Building Information Modeling (BIM) und künstlicher Intelligenz entstehen vielversprechende Ansätze für ein ressourcenschonendes Bauen der Zukunft. Ein Beispiel liefert ein Plusenergiehaus in Stuttgart: Mithilfe digitaler Planungswerkzeuge ließ sich der Einsatz von Materialien gezielt minimieren. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das Potenzial dieser Technologien auch bei der Sanierung bestehender Gebäude. So konnten durch den gezielten Einsatz wiederverwendeter Baustoffe CO₂-Emissionen eingespart werden, die im Vergleich zu einem kompletten Neubau rund 160 Prozent betragen hätten. Solche Systeme sorgen nicht nur für schlankere Budgets, sondern auch für ruhigere Nerven bei Projektleiter:innen. Denn wenn das richtige Material zur richtigen Zeit am richtigen Ort liegt, muss niemand mehr nachts aufwachen, weil die Dämmplatten fehlen.

Gute Qualität braucht keinen Nachschlag

In einer Branche, in der Nachbesserungen teuer und selten beliebt sind, ist Qualität Gold wert. Digitale Prozesse helfen, Fehler frühzeitig zu erkennen – oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen. KI kann sogar in Echtzeit überwachen, ob alles läuft wie geplant – und warnen, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Auch das Umweltbundesamt findet klare Worte zur digitalen Transformation: »Die Bauwirtschaft muss ressourcenschonender und effizienter werden. Digitale Technologien wie BIM, KI und automatisierte Prozesse leisten hierzu einen entscheidenden Beitrag«, heißt es in einer 2024 veröffentlichten Analyse zur Zukunft der Bauwirtschaft.

Mehr Zufriedenheit – mit Mensch und Maschine

Nicht nur Beton lässt sich mit Technik glätten – auch der Arbeitsalltag. Denn digitale Tools entlasten die Menschen auf der Baustelle: weniger Papierkrieg, klarere Abläufe, mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben. Das erhöht nicht nur die Produktivität, sondern auch die Stimmung. Wer digitaler arbeitet, hat weniger Chaos und mehr Struktur. Bauexpert:innen verbringen weniger Zeit in Meetings – und mehr beim Bauen. Und das ist wohl der Sinn der Sache. Last but not least: Auch beim Thema Nachhaltigkeit bringt die Digitalisierung frischen Wind aufs Baugerüst. Expert:innen betonen, dass durch digitale Prozesse der CO₂-Ausstoß der Baubranche bis 2030 um bis zu 30 Prozent sinken könnte – rund 15 Millionen Tonnen pro Jahr. Weniger Materialverschwendung, effizienter Maschineneinsatz, clevere Planung: Es ist fast so, als wäre das Klima auch ein bisschen Bauherr.

Die Zukunft des Bauens hat begonnen

Die digitale Revolution auf dem Bau ist längst angerollt – auch wenn noch nicht alle den Helm gegen ein Tablet getauscht haben. KI und automatisierte Prozesse bieten nicht nur Effizienzgewinne und Kostenersparnis, sondern auch mehr Qualität, Flexibilität und Nachhaltigkeit. Natürlich: Technik allein macht noch keinen guten Bau. Aber sie hilft, dass aus Plänen echte Fortschritte werden. Wer heute investiert, spart morgen – nicht nur Geld, sondern auch Nerven. Und das wohl schönste Nebenprodukt dieser Entwicklung: mehr Zeit für echten Fortschritt. Denn das Baugewerbe war nie dafür gedacht, auf der Stelle zu treten.
Die größte Herausforderung bleibt jedoch die Bereitschaft zur Veränderung. Wer an veralteten Prozessen festhält, wird künftig schwer konkurrenzfähig bleiben. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen. Die Zukunft des Bauens ist smart, nachhaltig und effizient – und sie beginnt jetzt.

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