Interview von Adriana Clemente

Dr. med. Emi Arpa: «Schöne Haut beginnt unter der Oberfläche»

Zwischen Laser, Likes und Lebenslust – über Evidenz, Ästhetik und echte Hautgesundheit.

Unsere Haut ist Spiegel unserer Gesundheit – und somit auch unserer Seele. Dr. med. Emi Arpa ist Dermatologin, Unternehmerin und Kreatorin. Im Interview mit »Smart« spricht sie darüber, wie moderne Dermatologie weit mehr leistet als reine Schönheitskorrekturen – und warum es ihr ein Anliegen ist, Personen zu stärken, damit sie sich in ihrer Haut wieder rundum wohlfühlen.

Dr. med. Emi Arpa, Sie sind eine anerkannte Expertin der Dermatologie. Was hat Sie ursprünglich dazu inspiriert, diesen Weg einzuschlagen?

Zu Beginn meines Weges in die Medizin habe ich mich von vielen Einflüssen inspirieren und leiten lassen. Doch schon früh im Studium entwickelte ich eine besondere Leidenschaft für Hautgesundheit und Ästhetik. Während meiner Facharztausbildung für Dermatologie und Venerologie festigte sich dieses Interesse immer mehr und wurde zum klaren Schwerpunkt meiner beruflichen Ausrichtung. Oft wird unterschätzt, welchen Einfluss unsere Hautgesundheit auf unser allgemeines Wohlbefinden hat. Nicht umsonst redet man davon, »sich wohl in seiner Haut zu fühlen«. In meinem Beruf als Dermatologin erfüllt es mich daher immer sehr, wenn ich meinen Patientinnen und Patienten helfen kann, in allen Belangen rund um ihre Hautgesundheit. Es handelt sich dabei nicht nur um Hautkrankheiten. Auch altersbedingte Hautveränderungen oder Folgen von beispielsweise Sonnenstrahlung können eine Veränderung der Hautgesundheit – und somit das äußere Erscheinungsbild – hervorrufen. 

Die Dermatologie hat sich in den letzten Jahren stark weiter-entwickelt. Welche Innovationen begeistern Sie besonders?

Die Fortschritte sind enorm – sowohl in der Behandlung chronischer Hauterkrankungen als auch im ästhetischen Bereich. Ein Beispiel ist die Psoriasis: Früher standen uns nur topische Therapien oder klassische Immunsuppressiva zur Verfügung, heute ermöglichen Biologika einen gezielten Eingriff ins Immunsystem und oft eine fast erscheinungsfreie Haut. Ähnliches gilt für Neurodermitis oder Hidradenitis suppurativa.

Auch in der Hautkrebstherapie gibt es bahnbrechende Entwicklungen. Besonders beim malignen Melanom hat sich die Prognose dank Immuntherapien und zielgerichteter Medikamente deutlich verbessert. Während eine fortgeschrittene Erkrankung früher kaum behandelbar war, können wir heute mit Checkpoint-Inhibitoren das Immunsystem aktivieren und so häufig eine langfristige Kontrolle erreichen. Auch andere Hautkrebsformen wie Basalzell- oder Plattenepithelkarzinome profitieren von modernen, nicht invasiven Therapien.

Im ästhetischen Bereich setzen wir längst nicht mehr nur auf Filler oder Botulinumtoxin, sondern verstärkt auf regenerative Verfahren wie PRP, RF-Needling oder fraktionierte Lasertherapien. Dabei ist mir ein natürliches Ergebnis besonders wichtig – weniger ist oft mehr. Ziel ist es nicht, Gesichter zu verändern, sondern Frische und Harmonie zu bewahren.   

Gibt es dermatologische Mythen, mit denen Sie gerne aufräumen würden?

Oh ja, da gibt es einige, die sich hartnäckig halten. Ein Klassiker: »Perfekte Haut bekommt man nur mit der richtigen Skincare und zusätzlichen Behandlungen.« Das stimmt so nicht. Unsere Genetik spielt die größte Rolle. Natürlich hilft eine auf den Hauttyp abgestimmte Pflege, aber nachhaltige Ergebnisse entstehen nur bei konsequenter Anwendung – über Monate hinweg.

Auch der Glaube, dass Produkte Aknenarben einfach verschwinden lassen, ist falsch. Tiefe Narben sind deutlich schwieriger zu behandeln als Akne selbst. Hier helfen nur Methoden wie Radiofrequenz-Needling oder CO2-Laser – und das meist mehrfach.

Ein weiterer Mythos: Physikalische Sonnenschutzfilter seien grundsätzlich besser als chemische. Auch das ist zu pauschal. Chemische Filter ermöglichen oft angenehmere Texturen und einen besseren Tragekomfort. Wichtig ist am Ende, dass der Sonnenschutz konsequent angewendet wird.

Was raten Sie Frauen, die sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen – sei es aufgrund von Hautproblemen oder gesellschaftlichem Druck?

Als Dermatologin erlebe ich häufig, dass Frauen sich in ihrer Haut unwohl fühlen – sei es aufgrund von Hauterkrankungen wie Akne, Rosazea oder Pigmentstörungen oder durch den gesellschaftlichen Druck, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen. Meine Aufgabe ist es, hier medizinische, aber auch ganzheitliche Unterstützung zu bieten.

Zunächst ist es wichtig, Hautprobleme ernst zu nehmen und individuell zu behandeln. Dank moderner Dermatologie stehen uns heute zahlreiche therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung – von innovativen Wirkstoffen über Lasertherapien bis hin zu regenerativen Verfahren. Ein maßgeschneiderter Behandlungsansatz kann oft nicht nur die Haut verbessern, sondern auch das Selbstbewusstsein stärken.

Gleichzeitig sehe ich es als sehr wichtig an, Frauen zu ermutigen, ihre Haut nicht durch den Filter sozialer Medien zu betrachten. Perfekte, makellose Haut existiert in der Realität kaum – Haut hat Textur, Poren, kleine Unregelmäßigkeiten und das ist völlig normal.

Sie haben eine eigene Praxis in Berlin aufgebaut – was waren die größten Herausforderungen und Erfolge auf diesem Weg?

Ich verfolge prinzipiell ganzheitliche und individuell angepasste Behandlungskonzepte und habe über die letzten Jahre meine eigenen Techniken entwickelt. Jeder Mensch und jedes Gesicht sind einzigartig und schön – mir kommt es darauf an, die natürlichen Facetten meiner Patient:innen zu unterstreichen, ohne dabei die individuelle Anatomie grundlegend zu verändern. Ich denke, die Schwierigkeit meines Berufs besteht nicht allein in der Durchführung der verschiedenen Behandlungen, sondern vielmehr darin, die richtigen und zielführenden Maßnahmen für jede:n Patient:in im Einzelnen zu erkennen. Dies bedarf jedoch jahrelanger Erfahrung und ist für mich auf jeden Fall die wichtigste Kompetenz als Ärztin in der Dermatologie und ästhetischen Medizin.

Oft sind wir viel zu kritisch mit uns selbst und achten auf Details, die in Wirklichkeit kaum Bedeutung haben.

Neben Ihrer medizinischen Tätigkeit sind Sie auch auf Social Media sehr aktiv. Was hat Sie dazu bewegt, diesen Schritt zu gehen? 

Social Media ist ein zugängliches Tool, es macht Spaß und erreicht viele Menschen. Ich hätte aber nie gedacht, dass meine Aktivitäten auf Social Media – die aus einem »test and learn« geboren wurden – so konvertieren würden. Und dabei hilft, als Fachärztin aufklärende Arbeit zu leisten und gleichzeitig eine Community aufzubauen, die sich für Hautgesundheit und -pflege so sehr interessiert. 

Welche Botschaft möchten Sie Frauen mit auf den Weg geben, wenn es um Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz geht?

Es klingt vielleicht klischeehaft, aber es ist wirklich ernst gemeint: Du bist schön, genauso wie du bist! Oft sind wir viel zu kritisch mit uns selbst und achten auf Details, die in Wirklichkeit kaum Bedeutung haben. Der Klassiker ist der Blick in den Vergrößerungsspiegel, wo ein kleiner »Makelfleck« plötzlich riesig erscheint, obwohl er in der Realität kaum auffällt.

Leg den Spiegel mal zur Seite und sei liebevoller zu dir selbst. Wahre Schönheit steckt nicht in der Perfektion, sondern in der Akzeptanz unserer eigenen, einzigartigen Merkmale. Du bist perfekt, so wie du bist – mit all deinen kleinen Besonderheiten.

Wie gelingt es Ihnen, eine Balance zwischen Beruf, Social Media und Privatleben zu halten?

Es ist ein Balance-Akt. Ich habe jedoch das Glück, beziehungsweise es mir mit viel Willensstärke und Disziplin erarbeitet, dass ich nicht nur diverse Berufe innehabe, sondern diese meine Berufung sind, die ich täglich ausführen und leben kann. Das erfüllt einen nicht nur mit Stolz, sondern bringt den jeweiligen intrinsischen Antrieb mit sich, immer wieder aufs Neue über sich hinauszuwachsen. Die Gedanken stehen selten still, zudem sind mein Mann und ich auch Geschäftspartner. Aber die kleinen Momente des Alltags mit ihm oder unserer Hündin Zumi, bei einem Spaziergang durch Berlin oder bei kleinen Auszeiten in den Bergen als mein Ruhepol geben mir stets die nötige Energie wieder zurück. 


Weitere Informationen zu Dr. med. Emi Arpa unter dr-emiskin.de

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13.06.2025
von Adriana Clemente
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