Berufsnetzwerke richtig zu bespielen, ist nicht einfach. Oft leiden Marken unter falschen Strategien, ideenlosen Postings oder oberflächlichen Erfolgsmeldungen. LinkedIn-Beraterin Fabiénne Niehues hilft Unternehmen dabei, sich auf LinkedIn klar zu positionieren – um Kundinnen und Kunden sowie Talente zu begeistern und die Marke zu festigen.
Frau Niehues, was machen Unternehmen auf LinkedIn falsch?
Viele nutzen LinkedIn wie eine Litfaßsäule. Pressemitteilungen, Jubiläen, Produktnews – Dinge, die intern gefeiert werden, aber extern oft wenig bewegen. LinkedIn ist kein schwarzes Brett. Es ist ein Ort für Austausch, Sichtbarkeit und Vertrauen. Ein großer Fehler ist auch, dass Unternehmen als »Marke« auftreten, aber die Menschen dahinter unsichtbar bleiben. Genau die machen den wichtigen Unterschied – Mitarbeitende und Führungskräfte sind die besten Botschafter.
Wozu sollten Unternehmen LinkedIn denn vor allem nutzen?
LinkedIn ist die Bühne, auf der Kunden und Talente längst nach Antworten suchen: Wer seid ihr? Wofür steht ihr? Wollt ihr für mich arbeiten oder mit mir arbeiten? Wer das nicht versteht, verschenkt täglich große Chancen. Gerade im B2B spielt die erste Begegnung nicht mehr auf Messen oder am Telefon, sondern auf LinkedIn. Dort wird recherchiert, verglichen und entschieden, ob man in Kontakt tritt.
Haben Unternehmen verlernt, sich abseits ihrer Werbemaßnahmen als Marke zu präsentieren? Was braucht es dazu?
Eher hat sich die Erwartung geändert. Früher reichte ein Logo, ein Claim, eine Kampagne. Heute wollen Menschen wissen: Wer steckt dahinter? Wer steckt hinter der Brand? Welche Werte werden wirklich gelebt? Dafür braucht es Mut zur Authentizität – und die Bereitschaft, echte Stimmen sichtbar zu machen. Nicht nur das Management, sondern auch Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen. Das ist das, was eine Marke auf LinkedIn glaubwürdig macht.
Viele Unternehmen versuchen auch kurzfristig auf tagesaktuelle Themen aufzuspringen? Kann das funktionieren?
Wenn es passt – ja. Aber nicht jedes Trendthema ist ein gutes Thema. LinkedIn ist nicht Twitter. Hier zählt weniger Viralität als Relevanz. Wenn ein Thema zur eigenen Branche, zur Zielgruppe oder zum Standing passt, kann eine schnelle Einordnung starke Wirkung haben. Aber nur »mitlaufen« ohne Substanz funktioniert nicht.
Perfekt sein muss niemand. Authentisch schon.
Wie wichtig ist eine Strategie oder regelmäßiges Posten?
Ohne Strategie ist LinkedIn, wie ins Blaue zu posten. Man braucht Antworten auf drei Fragen: Wen wollen wir erreichen? Was interessiert meine Zielgruppe? Und wie oft können wir es durchhalten? Sichtbarkeit entsteht nicht durch einen Post, sondern durch Kontinuität. Das heißt nicht, dass man täglich liefern muss – aber dass ein Rhythmus erkennbar ist. Regelmäßigkeit baut Vertrauen auf.
Sie plädieren dafür, mit LinkedIn gezielt um Kundschaft und neue Mitarbeitende zu werben. Wie sollte man dabei vorgehen?
Erster Schritt: die Profile. Das Unternehmensprofil – klar. Aber vor allem die Profile der Führungskräfte und Schlüsselpersonen. LinkedIn ist ein People-Business. Danach gehts um Inhalte: Welche Probleme lösen wir für Kunden? Wofür stehen wir als Arbeitgeber? Und wie können wir das so erzählen, dass es wirklich gerne gelesen wird? Erfolgreich wird, wer nicht nur postet, sondern interagiert. Kommentieren, vernetzen, Gespräche führen – das macht am Ende den Unterschied.
Wie hat sich denn die Jobsuche verändert? Auf was schauen junge Menschen heute – und nach was durchsuchen Sie LinkedIn?
Wer morgen Talente und Kunden gewinnen will, muss heute auf LinkedIn sichtbar werden. Gerade im Corporate-Umfeld läuft Jobsuche heute anders. Junge Menschen sind stark social affin – sie öffnen nicht zuerst Jobbörsen, sondern LinkedIn. Dort suchen sie nicht nur nach offenen Stellen, sondern nach Kultur, Werten und Gesichtern. Wer führt das Unternehmen? Wie spricht das Team? Wie authentisch wirkt es nach außen? Titel und Gehalt reichen längst nicht mehr. Entscheidend ist: Passt das Umfeld zu mir? LinkedIn ist für viele das direkte Tool, um genau das zu prüfen – und Unternehmen, die dort sichtbar und nahbar sind, haben im Recruiting klar die Nase vorn.
Unternehmen haben zunehmend Angst vor falschen Äußerungen oder Shitstorms. Wie fängt man es denn am besten an, wenn man auf LinkedIn einen Neustart wagen will?
Gar nichts zu sagen, ist gefährlicher. Denn dann reden nur die anderen. Mit einer richtigen Strategie kann man das sehr gut vermeiden. Ein Neustart sollte klar abgesteckt sein: Welche Themen gehören zu uns? Worüber reden wir bewusst nicht? Wer ist verantwortlich? Es reicht, klein anzufangen: ein Pilotprojekt mit ausgewählten Führungskräften oder Teams, die regelmäßig posten und lernen. Wichtig ist ein gutes Community-Management – auf Kommentare reagieren, transparent sein, Haltung zeigen. Perfekt sein muss niemand. Authentisch schon.
Schreibe einen Kommentar