Vom Banker zum Food-Creator: Nicolas Sandmeier steht für Authentizität, Leidenschaft und den Mut, neue Wege zu gehen. Im Interview erzählt er, wie aus Kochleidenschaft und Reiselust ein Social-Media-Erfolg wurde, warum sein kleiner Bruder von Anfang an dabei war und was er jungen Menschen in Zeiten von Likes und Karrieredruck mitgeben möchte.
Nicolas Sandmeier, wie kamst du zum Kochen? War das schon immer deine Leidenschaft?
Durch den Kraftsport. Ich habe mich früh mit Ernährung beschäftigt und mit 17 Jahren täglich selbst gekocht. Daraus wurde mit der Zeit eine echte Leidenschaft.
Wie entwickelte sich daraus dein Social-Media-Content?
Neben Kochen und Sport hat mich auch das Reisen fasziniert. Irgendwann habe ich alles hinter mir gelassen: Job gekündigt, Wohnung aufgegeben, Auto verkauft und bin nach Mexiko geflogen. Von dort aus reiste ich durch Zentralamerika. Nach drei Monaten zog es mich zurück in die Schweiz. Eigentlich nur kurz. Aber ich blieb und fing mit dem Kochen an.
Du hast aber nicht nur gekocht, sondern auch gefilmt.
Genau. Als dann mein erstes Video, Kartoffelsticks mit einer High-Protein-Sauce, viral ging, hat mich das motiviert, weiterzumachen. Da mein kleiner Bruder zu dem Zeitpunkt Ferien hatte, habe ich am Anfang auch viel mit ihm zusammen gedreht. Danach ging es für mich wieder arbeiten und ich habe am Abend nach der Arbeit gekocht, gefilmt und geschnitten.
Erinnerst du dich an dein allererstes Video?
Ja, das erste Video war noch ohne Sprechen. So auch die folgenden paar. Die ersten Clips waren eher ein Ausprobieren. Der Wechsel von Fitnessfotos zu Kochvideos war gross, somit musste ich schauen, wie ich die Videos gestalten wollte.
Wie entsteht bei dir ein typisches Video?
Zuerst braucht es eine Idee oder ein Rezept – selbst entwickelt oder inspiriert. Dann wird eingekauft, gekocht, gefilmt und geschnitten. Ich arbeite ohne Skript, alles ist sehr spontan.
Welches deiner Videos hat bisher am meisten eingeschlagen?
Der knusprige Kartoffel-Gurken-Salat. Auf Instagram hat er rund 16 Millionen Aufrufe, auf TikTok etwa 7,5 Millionen. Und auf YouTube hat ein Wrap-Rezept fast 50 Millionen Views.
Dein kleiner Bruder ist in deinen Videos oft zu sehen. Tritt er in deine Fussstapfen?
Er war von Anfang an dabei. Vor allem in der Anfangszeit haben wir viel gemeinsam gedreht, da wir im selben Haus gewohnt haben. Ob er den gleichen Weg geht, wird sich zeigen. Wichtig ist, dass er das macht, was ihm Freude bereitet.
Du hast inzwischen auch ein eigenes Kochbuch veröffentlicht. Wie kam es dazu?
Viele Followerinnen und Follower haben mich gefragt, ob ich meine Rezepte nicht in einem Buch sammeln könnte, damit sie nicht im Feed danach suchen müssen. Zudem hatte ich schon seit dem Anfang, als ich mit den Kochvideos begonnen habe, mit dem Gedanken gespielt, ein Kochbuch zu veröffentlichen. Ich wollte das Buch bewusst nur für meine Community machen, ohne Verlag, direkt mit einer Druckerei und über meinen Onlineshop. Deswegen findet man es zurzeit auch nicht im Handel, sondern nur auf engu.shop.
Welche Rezepte haben es ins Buch geschafft?
Einige beliebte Social-Media-Rezepte wie die Reispapier-Dumplings, aber vor allem viele neue Gerichte. Egal ob vegan, vegetarisch oder mit Fleisch, es ist für alle etwas dabei.
Was unterscheidet dein Buch von anderen?
Schwer zu sagen, ich kenne ehrlich gesagt nicht viele Kochbücher. Aber ich bin sehr stolz auf das Resultat und es steckt viel Herzblut drin.
Du nimmst deine Follower:innen mit rund um die Welt. Was bedeutet dir das Reisen – auch kulinarisch?
Reisen ist für mich Freiheit. Ich liebe es, neue Kulturen, Küchen und Techniken kennenzulernen. Das inspiriert mich ständig. Besonders Japan war ein echtes Highlight, kulinarisch und kulturell. Der respektvolle Umgang zwischen den Menschen dort hat mich tief beeindruckt.
Wie oft interagierst du mit deiner Community?
So oft ich kann. Ich versuche, DMs und Kommentare zu beantworten. Aber bei meiner Reichweite ist es nicht immer möglich, auf alles einzugehen.
Wie gehst du mit negativen Kommentaren oder Stress um?
Solche Kommentare gibt es, wenn auch selten. Ich nehme sie nicht persönlich. Sie sagen mehr über die schreibende Person aus als über mich. Bei Stress hilft mir Durchatmen und den Fokus auf Lösungen legen, nicht auf Probleme.
Du warst nicht immer Video-Creator. Was hast du ursprünglich gelernt?
Ich habe eine KV-Ausbildung gemacht und war danach im Bankbereich tätig. Seit Juni 2023 bin ich komplett selbstständig. Meine Einnahmequellen sind mein Onlineshop, Kooperationen, YouTube und mein Fitnesssponsoring.
Viele Jugendliche wollen heute Influencer:in werden. Was denkst du darüber?
Viele unterschätzen, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ein 60-Sekunden-Video braucht inklusive Planung, Dreh, Schnitt schnell mal sieben Stunden. Lange YouTube-Videos zwei bis drei Tage inklusive Schnitt. Dazu kommt der ganze administrative Aufwand. Ich habe kein Management und mache ganz bewusst alles selbst. Es ist viel Arbeit, aber es lohnt sich.
Wie wird man von Videoposten auf Social Media denn selbstständig?
Content is Key. Am Anfang am besten jeden Tag posten, damit dein Profil Reichweite bekommt. Sei dabei authentisch und poste qualitativen Content. Sobald du Reichweite hast, wirst du auch für Firmen interessant, die dann für Werbung auf deinem Kanal bezahlen.
Was rätst du jungen Menschen bei der Berufswahl?
Mach das, was sich für dich richtig anfühlt. Ich habe damals eine Ausbildung gemacht, weil Social Media noch kein Thema war. Heute gibt es mehr Möglichkeiten. Wichtig ist, dass man wirklich dahintersteht. Und: Verstell dich nicht. Sei du selbst und geh deinen eigenen Weg. Egal, was andere sagen.
Welches ist denn dein Weg? Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich will weiterhin das machen, was mir Freude bereitet. Meine Motivation ist jeden Tag besser zu sein als am Tag davor. Meine konkreten Ziele verrate ich aber nicht. So viel sei aber gesagt: Von mir wird noch einiges kommen.
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