Zwei Gen-Z-Stars, die sich nicht in eine Schablone zwängen lassen wollen: Bella Ramsey und Isabela Merced geben als Ellie und Dina in der zweiten Staffel der Hit-Serie «The Last of Us» junger, queerer Liebe ein frisches Gesicht.
Bella Ramsey hatte bereits mit elf Jahren …
… den ersten TV-Auftritt, nämlich als die mit Jon Snow verbündete Lady Lyanna Mormont in «Games of Thrones». Zehn Jahre später führt Ramsey nun den Cast der Erfolgsserie «The Last of Us» an. In der Fernsehadaption des gleichnamigen Video-Games spielt Bella die grosse Hoffnungsträgerin Ellie: Im post-apokalyptischen Amerika wüten mit einem Pilz infizierte Zombies und Ellie ist die einzige Person, die immun gegen Ansteckung ist. Schlummert in ihr der Schlüssel zu einer Impfung? «Die erste Staffel war eine Riesensache und hat mir schon etwas Angst gemacht. Ich versuche nun das Ganze als Zelebrierung unserer harten Arbeit zu betrachten», erklärt das sich als nicht-binär definierende Schauspieltalent, wie es den Rummel um die Hit-Show verarbeitet hat.
Bella Ramsey wurde 2003 in Nottingham geboren und schauspielerte schon als Kind, besuchte Schauspielklassen und TV-Workshops. Der Glaube half Bella, Essstörungen zu überwinden. Auf dem Youtube-Channel United Hope sprach und sang Ramsey damals über ihre Beziehung mit Gott und dem Heiligen Geist. Während der Dreharbeiten zur ersten Staffel von «The Last of Us» wurde Ramsey als autistisch diagnostiziert.
In der zweiten Staffel hat sich Ellie mit ihrem Beschützer Joel (Pedro Pascal) verzankt und findet eine neue emotionale Heimat bei Dina (Isabela Merced). Dass die väterliche Beziehung zu Joel einen Riss bekam, machte Bella Ramsey zu schaffen: «Es war kein gutes Gefühl, sauer auf Pedro sein zu müssen», so Ramsey beim Medientermin im Frühling. «Ellie war in der ersten Staffel 14, jetzt ist sie 19 Jahre alt. Da ändert sich viel im Leben eines Teenagers. Aber die Gründe für den Zwist liegen tiefer …»
Keine Sorge, hier gibt es keine Spoiler. Doch bis zum Ende der Staffel ändert sich für Ellie einiges. Und auch für Bella beginnt ein neues Lebenskapitel. In einem Interview mit «Game of Thrones»-Co-Star Kit Harington spricht Ramsey über Freundschaften und dass sie privat erstmals alleine wohnt. «Ich hatte vorher Mitbewohner, aber ich lebe lieber alleine. Es kann einsam sein, ich habe jedoch gleichaltrige Freunde in der Nähe gefunden, was hilft. Viele meiner Freunde sind nämlich älter, haben ihre Leben gefestigt. Ich bewege mich da nur am Rande des Freundeskreises.»
Als nächstes möchte Ramsey einen Anti-Helden wie Hannibal Lecter spielen und nebenbei hat das Multitalent auch ein Drehbuch geschrieben. Die Social-Media-Accounts hat Ramsey inzwischen gelöscht. Sie seien zu süchtig machend. Mehr Aufmerksamkeit will Bella Ramsey sowieso nicht: «Wenn die Staffel durch ist, legt sich der Rummel wieder und wenn man nichts macht, um ihn aufrechtzuerhalten, wendet sich die Welt etwas anderem zu. Dafür bin ich sehr dankbar.»

Isabela Merced (links) und Bella Ramsey (rechts) in einer Szene von «The Last of Us». Bild: Jeff Kravitz/FilmMagic
Isabela Merced ist nicht …
… der nervöse Typ. Auch nicht, wenn sie sich erst in der zweiten Staffel einer Hit-Serie anschliesst: «Ich fühlte mich wie die Neue in der Schule. Ich habe ein grundloses Selbstvertrauen – so wie Dina. Deshalb trage ich hier im Gegensatz zu den anderen auch ein verdammt glitzerndes Kleid», lacht die Schauspielerin bei der «The Last of Us»-Pressekonferenz in Los Angeles. Dina ist Ellies Vertraute, Partnerin und Wegbegleiterin auf Rachefeldzug. Isabela Merced, die während der Dreharbeiten eine geheime Zeichensprache mit Bella Ramsey entwickelte, brachte auch etwas Humor in die Endzeit-Serie: «Wenn ich in einer apokalyptischen Situation wäre, würde ich auch versuchen, mein Umfeld etwas aufzuheitern. Das ist doch die Superpower von uns Menschen: Wir haben die Macht, unsere Perspektive zu ändern und unsere eigene Realität zu kreieren.»
Nicht allen TV-Zuschauer:innen scheint es jedoch leicht zu fallen, eine Realität zu akzeptieren, die nicht der eigenen entspricht: Die queere Lovestory in «The Last of Us» entfachte jedenfalls einen Backlash online. Von «wokem Mist» und «politischer Propaganda» ist da zu lesen, was mehr über das politische Klima aussagt als über die von Kritikern viel gepriesene Serie. Für Isabela Merced war die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Ellie und Dina aber ein Meilenstein: «Ich finde, in Filmen und in den Medien allgemein wird sapphischer Content übersexualisiert (Anmerkung der Redaktion: «Sapphisch» beschreibt Frauen jeglicher sexuellen Orientierung, die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlen)», erklärt sie im Interview mit «Deadline». «Ich bin daher froh, war die Geschichte von Ellie und Dina ein langsamer, geschmackvoller Slow Burn und hoffentlich gibts einen Emmy dafür. Das wäre für junge queere Menschen wichtig zu sehen.»
Obwohl erst 23-jährig, ist Isabela Merced ein alter Hase im Showbusiness. Bereits mit zehn Jahren trat sie an der Seite von Ricky Martin am Broadway in «Evita» auf. Die in Cleveland, Ohio, geborene Schauspielerin mit peruanischen Wurzeln verkörperte die Hauptrollen in der Nickelodeon-Serie «100 Things to Do Before High School» und in «Dora and the Lost City of Gold». Dazu trat sie in «Sicario: Day of the Soldado», «Transformers: The Last Knight» und in «Alien: Romulus» auf. Am 6. Juni wurde Isabela Merced mit dem Next Generation Impact Award der National Hispanic Media Coalition in Beverly Hills ausgezeichnet. Sie beschreibt sich als queer und verdanke es dem Beispiel von Emily Estefan, der Tochter der Musik-Ikonen Gloria und Emilio Estefan, auch ihre eigene Wahrheit zu leben.
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