menschen versammeln sich am 21. mai 2022 zum "belgian pride", einer manifestation lesbischer, schwuler, bisexueller  transgen-orientierter menschen in brüssel, belgien. symbolbild lgbtqia-community
iStock/Alexandros Michailidis
Diversität Bildung

«LGBTQIA» – Die farbenfrohe Regenbogen-Community

04.07.2018
von Katharina Haberling

Diversität ist ein Wort, welches auf die bunten Regenbogen-Fahnen der LGBTQIA-Community besonders zutrifft. In einer Welt, in der nach aussen vermittelt wird, dass wir Menschen alle gleich sind, kommt ungerechte Behandlung öfter vor als gedacht. Darunter leidet auch die Regenbogen-Community.

LGBTQIA steht für «Lesbian», «Gay», «Bisexual», «Transgender», «Queer», «Intersexual» und «Asexuell/-romantisch». Diese und ähnliche Abkürzung prägen die Gesellschaft schon seit den 1990ern. Sie beinhaltet einerseits die sexuelle Orientierung und andererseits die Geschlechtsidentität der Menschen. Am 17. Mai feiert die Community den jährlichen «International Day Against Homophobia, Transphobia & Biphobia». Dieser gilt als besonderer Tag in der Szene, da vor 28 Jahren, am 17. Mai 1990, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste der psychischen Erkrankungen strich. Dieses Ereignis war in der Szene natürlich äusserst umjubelt und stand für eine Revolution.

Der Alltag ist alles andere als einfach

In der Schweiz liegen Hassdelikte gegen die LGBTQIA-Community nach wie vor an der Tagesordnung. Da es lange Zeit keine genauen Zahlen bezüglich Anfeindungen gab, erfasst die LGBTIQ-Helpline seit 2016 online Meldungen von Diskriminierungen und Hassreden gegen trans Menschen, Bisexuelle, Lesben und Schwule. 2018 wurden dazu die ersten Zahlen publiziert. Ein Fünftel aller Meldungen stammen demnach von trans Menschen. Sie sind eher von Diskriminierungen betroffen als homo- und bisexuelle Menschen. Laut Strafgesetzbuch sind Hassreden strafbar. Jedoch fehlen nach wie vor neben den Kategorien «Rasse, Ethnie oder Religion» die Kategorien «Sexuelle Orientierung», «Geschlechtsidentität» und «Geschlechtsausdruck». Deswegen ist eine konkrete Strafverfolgung nicht möglich. Um dies zu ändern, hat der SP-Nationalrat Mathias Reynard bereits eine parlamentarische Initiative eingeleitet, in der die Erweiterung des entsprechenden Artikels um «sexuelle Orientierung» im Strafgesetzbuch gefordert wird. Zumindest erfolgte bereits die Ergänzung des Kriteriums «Geschlechtsidentität».

Der Weg zur Gleichberechtigung

Verschiedene Dachverbände in der Schweiz, wie die LOS, Pink Cross, das Transgender Network Switzerland oder der Dachverband Regenbogenfamilien setzen sich schon seit mehreren Jahren dafür ein, dass Ungleichberechtigung und Menschenrechtsverletzungen von LGBTGIAs keinen Platz mehr in der Gesellschaft finden. Doch auch heute noch schneidet die Schweiz in Sachen Gleichberechtigung nicht sonderlich gut ab. Die Dachverbände kämpften beispielsweise für die «Ehe für alle», also dafür, dass Homosexuelle ebenfalls heiraten dürfen. Die Initiative wurde deutlich angenommen und trat am 1. Juli 2022 in Kraft. Ebenso werden Menschen der LGBTQIA-Community häufig am Arbeitsplatz diskriminiert. Besonders betroffen sind auch da trans Menschen.

Im Job als trans Mensch

Transsexualität zählt seit Neustem ebenfalls nicht mehr zur Liste «psychischer Verhaltensstörungen» der WHO. Lange Zeit stand die Nicht-Anerkennung in der Kritik und Studien ergaben, dass Betroffene mehr unter sozialer Ausgrenzung und ungleichberechtigter Behandlung leiden als unter den direkten Folgen der Transsexualität.

Diverse Executive Team Meeting im Büroempfangsraum

Immer mehr Unternehmen geben sich Mühe, Vielfalt und Akzeptanz aktiv zu fördern. Bild: iStock/xavierarnau

Der neuen Änderung im Klassifikationssystem für Krankheiten der WHO zum Trotz, gibt es besonders am Arbeitsplatz nach wie vor Diskriminierung von trans Menschen. Der Dachverband «Transgender Network Switzerland» hat mit dem Projekt «trans welcome» bereits eine wichtige Massnahme eingeleitet, um der Benachteiligung von trans Menschen am Arbeitsplatz entgegenzuwirken. Das Projekt unterstützt trans Menschen und deren Arbeitgeber bei der Bewerbung und vor allem auch beim Outing. Wie der Dachverband angibt, sind 20 Prozent der Schweizer trans Personen arbeitslos. Zudem führen rund 25 Prozent der Outings am Arbeitsplatz zur Kündigung. Die Zahlen sprechen für sich.

LGBTQIA

Mit der immer grösser werdenden Akzeptanz hat sich die ursprüngliche Abkürzung LGBT im Laufe der Zeit weiterentwickelt. So fügt man dem Kürzel auch ein «I» für «Intersexuals» oder ein «Q» für «Queers» hinzu.

Die beiden Ergänzungen sind zwar weniger gängig, da man «Intersexuals» beispielsweise auch dem Begriff «Transgender» zuordnen kann und mit «Queers» ist die ganze Community gemeint. Zudem werden die Reihenfolge LGBTQIA als auch LGBTIQA genutzt – die Bedeutung ist allerdings dieselbe.

Intersexuelle Menschen können nach der Geburt nicht eindeutig als weiblich oder männlich identifiziert werden. Das eindeutige Geschlecht entwickelt sich erst beim Heranwachsen. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Betroffenen mit dem Geschlecht identifizieren können. Mit den neuen Buchstaben zeigt die Szene, dass sie auf immer mehr Akzeptanz stösst. Jedoch heisst das noch lange nicht, dass die Gesellschaft die Regenbogen-Community ins Herz geschlossen hat. Es bleibt abzuwarten, wann die Helpline keine Meldungen von Anfeindungen mehr erhält. Wünschenswert wäre es auf jeden Fall.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Ist Chancengleichheit eine Frage des Geschlechts?
Nächster Artikel Die Freuden und Leiden des interkulturellen Schaffens