yellow electric taxi charging in charging station. the charging station supply by solar panel and battery. symbolbild elektromobilität in  schweiz
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Mobilität

Die Schweiz steht vor einer elektrischen Revolution

16.03.2024
von Linda Carstensen

Bis 2025 sollen 50 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge Elektroautos sein. Bis 2035 werden voraussichtlich 84 000 öffentlich zugängliche Ladepunkte benötigt. Wie begegnet die Schweiz dieser herausfordernden Entwicklung?

Derzeit erlebt die Elektromobilität in der Schweiz einen enormen Aufschwung. Gründe dafür sind die angestrebte Reduktion der CO2-Emissionen sowie technologische Fortschritte – insbesondere bei den Batterien. Die Elektromobilität bietet der Strombranche Chancen für neue Geschäftsmodelle, stellt sie jedoch gleichzeitig vor Herausforderungen.

«Bereits 2035 könnte über die Hälfte aller Personenwagen in der Schweiz ein Steckerfahrzeug sein.» Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die das Bundesamt für Energie (BFE) im Rahmen der 11. Plattform der Roadmap Elektromobilität präsentiert hat. Dies bedeutet, dass der Aufbau der Ladeinfrastruktur in elf Jahren weitgehend abgeschlossen sein muss. Dazu braucht es einen Mix aus verschiedenen Ladeoptionen zu Hause, am Arbeitsplatz, im Quartier, am Zielort und Schnellladestationen.

Sorgfältig und zukunftssicher planen

Diese steigende Tendenz zur Elektrifizierung des Verkehrs führt also zur Notwendigkeit, die Infrastruktur entsprechend anzupassen. Das BFE hat auch einen Leitfaden veröffentlicht, der den Aufbau von Ladeinfrastruktur in Mietobjekten unterstützen soll. «Denn Elektroautos werden dort am einfachsten, bequemsten und günstigsten aufgeladen, wo sie lange stehen: zu Hause und am Arbeitsplatz. Damit werden Park- zu Ladeplätzen», heisst es in der Einleitung des Leitfadens. 

Das Ziel ist, Ladeinfrastrukturen auf eine langfristige Nutzung auszurichten und Fehlinvestitionen zu vermeiden. Ladelösungen sollen «sorgfältig und zukunftssicher» geplant werden. Der Leitfaden beschreibt auch das Vorgehen bei der Umsetzung einer Ladeanlage. Dabei handelt es sich um eine Empfehlung, die je nach individueller Situation und etablierten Prozessen angepasst werden kann. 

Der Leitfaden wurde im Mai 2023 veröffentlicht. Herausgegeben wurde er von Swiss eMobility und mit Unterstützung von EnergieSchweiz unter Einbezug einer breiten Expert:innengruppe von Bund, Verbänden und Fachstellen im Rahmen der Roadmap Elektromobilität 2025 erarbeitet.

Roadmap Elektromobilität 2025

Damit die Schweiz ihre Klimaziele erreichen kann, ist eine schnelle und erfolgreiche Entwicklung und Implementierung der Elektromobilität vonnöten. Wichtige Vertreter:innen der Wirtschaft und der öffentlichen Hand setzen sich mit dem Unterzeichnen der Roadmap gemeinsam dafür ein, diese Entwicklung zu fördern. 

Roadmap ist eine Plattform, um diese wichtigen Akteure zu vernetzen. Sie tragen mit individuellen Massnahmen zur Entwicklung der Elektromobilität bei. Das Ziel von Roadmap ist nicht, die Elektromobilität mit «schwerfälligen» Förderprogrammen voranzubringen. Vielmehr sollen gut abgestimmte, aber freiwillige Massnahmen und eine direkte Kommunikation den Weg zur Etablierung einer erfolgreichen Elektromobilität ebnen.

Drei Ziele bis 2025:

  1. 50 Prozent Steckerfahrzeuge bei den Neuzulassungen (Stand Dezember 2023: 36,9 Prozent)
  2. 20 000 allgemein zugängliche Ladestationen (Stand November 2023: 12 567)
  3. Nutzer:innenfreundlich und netzdienlich laden – zu Hause, am Arbeitsort und unterwegs

Am 16. Mai 2022 haben sich 56 Organisationen verpflichtet, diese drei Ziele zu erreichen. Dafür haben sie verschiedene Massnahmen lanciert.

Die amag hat zum Beispiel eine Wissensplattform zur Elektromobilität erstellt. Die Baloise Group hat sich bemüht, nahezu 20 Prozent der rund 15 000 Tiefgaragenparkplätze ihrer Liegenschaften mit Elektroladestationen auszurüsten. In einer zweiten Phase soll der benötigte Strom über Solarzellen auf den Liegenschaftsdächern erzeugt werden.

ABB engagiert sich hingegen für die Entwicklung von kosteneffizienten bidirektionalen Ladestationen, um zur Verbreitung dieser Technologie beizutragen.

Bidirektionales Laden bedeutet einen Stromfluss in beide Richtungen. Je nach Bedarf oder je nach lokaler Stromerzeugung wird dem Auto Energie zugeführt oder dem Auto Energie entnommen. So kann beispielsweise die regenerative Sonnenenergie abends zum Kochen genutzt werden, auch wenn die Sonne nicht mehr scheint. Das Elektroauto wird durch die Bidirektionalität zu einem nachhaltigen Energiespeicher. In Japan ist die bidirektionale Ladetechnologie bereits seit Jahren Pflicht.

Strombedarf steigt

Mit der Zunahme an Elektroautos steigt auch der Strombedarf. Der Ausbau erneuerbarer Energien und eine effiziente Energienutzung werden also immer wichtiger. Die Elektromobilität bietet der Strombranche Chancen für neue Geschäftsmodelle, stellt sie jedoch gleichzeitig vor einige Herausforderungen. Bis 2035 wird ein Strombedarf von 7,3 TWh für die Elektromobilität prognostiziert, was über den früheren Annahmen von 4,1 TWh liegt.

Eine Schlüsselkomponente zur Bewältigung des steigenden Strombedarfs ist der Ausbau erneuerbarer Energien: Photovoltaik wird als eine der wichtigsten Quellen angesehen. Im Winter ist die Photovoltaik weniger effizient und im Sommer entstehen Überschüsse. Deshalb sind ergänzende Energiequellen wie Wind, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie sowie Speicherlösungen von entscheidender Bedeutung.

Ein weiterer Ansatz zur Bewältigung des steigenden Strombedarfs ist das Lastmanagement, insbesondere im Zusammenhang mit Elektrofahrzeugen. Lastmanagement-Systeme können das Laden von Elektrofahrzeugen koordinieren, indem sie die aktuelle Netzlast und die Verfügbarkeit von Strom berücksichtigen. Das Laden könnte beispielsweise dann forciert werden, wenn viel Solarenergie verfügbar ist und dafür in Spitzenlastzeiten reduziert oder unterbrochen werden.

Die Schweiz steht nicht nur vor einer elektrischen Revolution, sondern vor einer nachhaltigen Verkehrswende. Mit ihren ehrgeizigen Zielen zeigt sie ihr Engagement für eine umweltfreundliche Zukunft und mit ihrer proaktiven Haltung sowie der Bereitschaft zur Anpassung und Innovation wird die Schweiz die Herausforderungen der Elektromobilität meistern.

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