Interview von SMA

Matthias Malmedie: Fasziniert von der Geschwindigkeit, der Technologie – und der Gefahr

Der TV-Moderator spricht im Interview über die Faszination Automobil, E-Fahrzeuge und sein Lieblingsauto.

Matthias Malmedie hat Benzin im Blut. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht: Seit Jahren bringt der deutsche Automobiljournalist, TV-Mann und Rennfahrer seine Passion für das schnelle Fahren auf vier Rädern unzähligen Menschen näher. «Fokus» sprach mit dem Grip-Moderator über seine Faszination, seinen Beruf – und über die Zukunft des Automobilverkehrs.

Herr Malmedie, Sie gehören im deutschsprachigen Raum zu den bekanntesten Automobiljournalisten. Wie kamen Sie auf diesen Karriereweg?

Dieser Weg reicht bis in meine Jugend zurück: Ich hatte damals eher wenig Lust auf Schule, schaute dafür aber umso lieber die beiden Autosendungen, die damals im deutschen Fernsehen liefen. Namentlich waren das «auto motor und sport tv» sowie «Motorvision TV». In einem der Beiträge kam es für mich zu einer Art «Initialzündung»: Ein Rallyefahrer fuhr mit dem Porsche 911 durch die französischen Berge. Dabei driftete er traumhaft und fuhr das Auto am Limit. Sofort kam in mir der Wunsch auf, dies auch mal zu erleben. Für mich war das Gesehene der Inbegriff dessen, wie man ein Fahrzeug bewegen kann und soll. Als Jugendlicher schraubte ich viel an meiner Vespa herum. Doch da mein Vater Dirigent von Beruf war, stand bei uns zu Hause eher die Musik im Zentrum. Ich war mit meinen Interessen quasi «das schwarze Schaf» und wollte auch nicht studieren, sondern lieber arbeiten und selbstständig werden. Also schickte ich zwei initiale Bewerbungen an die beiden genannten Autosendungen. Bei «Motorvision TV» wurde ich dann als Praktikant genommen.

Wie ging es von da weiter?

Relativ schnell wurde aus dem Praktikum ein Volontariat und ich belegte verschiedene Journalismuskurse. Später stieg ich dann zum Redakteur sowie letztlich zum Chef vom Dienst auf. So kam ich in die spannende Welt des Automobiljournalismus.

Seit 2007 moderieren Sie «Grip – das Motormagazin». Wie kam es dazu?

2005 hatte mich Focus TV abgeworben. Dort erhielt ich den Auftrag, für den Sender RTL 2 eine neue, «geile» Autosendung zu konzipieren. Das Ergebnis war «Grip». Wir waren auch für das Casting verantwortlich, an dem ich meinerseits teilnahm. Der Sender entschied sich dann für mich als Moderator.

Matthias Malmedie

Bild: © RTL II / Severin Schweiger

Warum ist «Grip» Ihres Erachtens so erfolgreich?

Ich glaube, das hat damit zu tun, weil man unsere authentische Leidenschaft für das Automobil spürt. Diese Faszination spiegelt sich in den Sendungen wider. Die Grundidee, einen Wagen – sei es nun auf der Strasse oder auf der Rennstrecke – am Limit zu bewegen und ihn so zu fahren, dass er optimal funktioniert, macht mich einfach glücklich. Ich erachte dies als etwas Besonderes. Dieses Gefühl möchte ich in meinen Sendungen an die Zuschauerinnen und Zuschauer weitergeben. Darum lautet meine Botschaft an die jungen Leute: Wenn ihr für etwas brennt, dann macht was daraus und setzt eure Ideen um.

Sie haben 2001 Ihre Rennfahrerlizenz erworben und seither an verschiedenen Autorennen teilgenommen. Wie beeinflussen diese Erfahrungen Ihre Arbeit als Moderator und Automobiljournalist?

In meiner Branche ist es gang und gäbe, dass man als Journalist über Rennen berichtet, indem man selbst mitfährt. Ich war unter anderem am 24-Stunden-Rennen am Nürburgring dabei – eine unglaubliche Erfahrung!

Gibt es ein bestimmtes Fahrzeug, das für Sie eine besondere Bedeutung hat?

Ja, der Porsche 911 liegt mir besonders am Herzen. Ich erinnere mich an eine Party, als ich etwa 16 Jahre alt war. Vor dem Haus eines Freundes stand ein 911er in der Auffahrt. An diesem Abend schwor ich mir: Eines Tages werde ich so ein Auto besitzen! Und tatsächlich ist der 911 meines Erachtens der Peak, wenn es um Fahrspass geht und stellt zudem den Inbegriff von Power, Kontrolle und Gefahr dar.

Gefahr?

Genau. Denn nicht jede Person ist dazu in der Lage, diesen Wagen schnell zu fahren. Beim 911 handelt es sich um ein Auto, das man bezwingen muss – um ein schönes Zitat von Walter Röhrl zu bemühen.

Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel. Wie stehen Sie zu Elektrofahrzeugen und welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Meine persönliche Einstellung lautet, dass die E-Mobilität einen grossen Teil unserer Zukunft ausmachen wird. Es gibt viele Bereiche, in denen E-Autos sensationell funktionieren. Und über Reichweiten will ich nicht mehr sprechen, das hat sich erledigt, schliesslich hat auch niemand über die Reichweite der Verbrenner wirklich diskutiert. Wenn man im Aussendienst tätig ist und tagtäglich enorme Distanzen abfährt, stellt ein reines E-Auto vielleicht nicht die erste Wahl dar. Doch im urbanen Umfeld sowie im Überlandbereich ist der Elektroantrieb meines Erachtens sinnvoll. Wir benötigen aber sicherlich mehr Ladepunkte. Ansonsten bin ich sehr offen für die neuen Technologien. Gleichzeitig denke ich nach wie vor, dass die Hybridtechnik eine spannende Alternative darstellt, die sich für viele Einsatzzwecke eignet.

Autopuristen kritisieren oft den fehlenden «Motorsound» bei Elektroautos. Was sagen Sie dazu?

Der Punkt ist müssig, denn viele moderne Verbrenner klingen heute ebenfalls kaum noch.

Autonomes Fahren wird als Zukunftsvision gehandelt. Sehen Sie darin eine Bereicherung oder eine Einschränkung Ihrer Fahrfreude?

Bei diesem Thema schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Wenn ich an Szenarien denke, in denen wir Menschen nur noch als Passagiere im Auto sitzen, betrübt mich das. Auf der anderen Seite fasziniert mich die Technik dahinter extrem. Ich denke, wir werden in Zukunft für jeden Kontext die passende Art des Fahrens haben: Lange Strecken auf der Autobahn etwa bewältigen Wagen von Mercedes und BMW schon heute grandios. Aber wenn es auf die Passstrasse geht, möchte ich in der Lage sein, mein Fahrzeug selbst zu lenken und das Gefühl selbst zu erleben.

Das zentrale Thema aus Kundensicht lautet meiner Meinung nach: Automobile sollten nicht noch teurer werden. Das brennt vielen Menschen unter den Nägeln. – Matthias Malmedie

In der Schweiz erfreuen sich SUVs enormer Beliebtheit. Wie bewerten Sie den SUV- und Crossover-Trend? Glauben Sie, dass er nachhaltig ist?

SUVs sind unter anderem deshalb sehr beliebt, weil man in diesen Fahrzeugen hoch oben sitzt. Das hat auch mit dem Sicherheitsgedanken zu tun. Grundsätzlich glaube ich, dass der SUV-Trend ungebrochen sein wird. Ich selbst mag diese Autos gerne für den Alltag, doch wenn es in Richtung Sport geht, sehe ich einen SUV nicht als richtige Wahl.

Was wird für die Automobilwelt in den nächsten Jahren besonders wichtig sein?

Das zentrale Thema aus Kundensicht lautet meiner Meinung nach: Automobile sollten nicht noch teurer werden. Das brennt vielen Menschen unter den Nägeln. Bei chinesischen Herstellern bekommt man bereits ab 30 000 Euro einen Wagen, während man in Deutschland erst ab 50 000 Euro dabei ist. Es dürfte darum entscheidend werden, dass sich die hiesigen Produzenten nicht zu weit von der Kundschaft wegbewegen. Und natürlich bleibt auch das Einsparen von CO2 wichtig.

Wie bewerten Sie eigentlich Autos aus China?

Die Hersteller aus Fernost machen grosse Fortschritte. Die Chinesen passen sich unglaublich schnell an. Zwar befinden sich ihre Fahrzeuge noch nicht ganz auf europäischem Niveau, doch es stellt sich die Frage: Sind die Kundinnen und Kunden wirklich bereit, für die Mehrwerte deutscher Autos so viel mehr Geld zu bezahlen? Die Antwort auf diese Frage wird für die hiesigen Produzenten entscheidend sein.

Zur Person

Matthias Malmedie, geboren am 3. Dezember 1975 in Bergisch Gladbach, ist ein deutscher Fernsehmoderator und Webvideoproduzent. Nach seinem Abitur begann er 1998 als Praktikant bei Motorvision TV. 2001 erwarb er seine Rennfahrerlizenz und nimmt seitdem an verschiedenen Autorennen teil. 2007 entwickelte er gemeinsam mit Focus TV das Format «Grip – Das Motormagazin» für den Sender RTL 2, das er seitdem moderiert. Neben seiner Tätigkeit als Moderator ist Malmedie auch als Webvideoproduzent aktiv und betreibt einen eigenen YouTube-Kanal. Sein Lieblingsfahrzeug unter den von ihm getesteten Modellen ist der Porsche 911 GT2 RS.


Headerbild © RTL II / Severin Schweiger

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26.04.2025
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