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Pro und Contras der Velo-Revolution

18.05.2019
von Adrian Seidl

Drahtesel war gestern. Das E-Bike ist in der Schweiz weiter auf dem Vormarsch.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Sowohl als Sportgerät wie auch als umweltfreundlicher Autoersatz macht ein Elektrofahrrad eine gute Figur und ist aus dem modernen Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

Amsterdam gilt weltweit als die Fahrradhauptstadt schlechthin. Aber auch in hiesigen Grossstädten bahnen sich, insbesondere bei schönem Wetter, Schaaren von eifrigen  Zweiradfahrern ihren alltäglichen Weg ins Büro. Nebst dem gemütlich tuckernden, klapprigen Damenvelo oder dem «Single-Speed-Fixie» werden unsere Strassen und Velowege mehr und mehr von den Fahrrädern der Zukunft überflutet. Die Rede ist von den beliebten E-Bikes. Gemäss dem Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) rollen total rund 500 000 E-Bikes auf Schweizer Strassen. Jedes dritte heute verkaufte Fahrrad ist ein E-Bike – Tendenz steigend.

Schwere Unfälle nehmen zu

Auf den gängigen Velorouten herrscht dichter Verkehr und nicht selten kommt es zu Unfällen. Aufgrund der besseren Beschleunigung und hohen Geschwindigkeiten enden Unfälle mit einem E-Bike nicht selten mit weitaus schwerwiegenderen Folgen als solche mit einem klassischen Fahrrad. In der Unfallstatistik des Bundes werden E-Bikes erst seit 2011 als eigene Kategorie ausgewiesen. Im Jahr 2012 verunfallten in der Schweiz mit dem E-Bike acht Personen tödlich. Die Statistik gibt weiter Auskunft, dass ältere Semester deutlich mehr an Unfällen mit schweren Folgen beteiligt sind als junge. Gut 63 Prozent der Verunfallten waren über 55 Jahre alt. Dieser Fakt muss allerdings relativiert werden, wenn man bedenkt, dass über die Hälfte der E-Bike-Nutzer bereits 60 Jahre und älter sind.

E-Bike ist nicht gleich E-Bike

Mittlerweile steht eine ganze Reihe an verschiedenen E-Bike Modellen unterschiedlicher Preisklassen – rund 400 von 80 verschiedenen Herstellern – zur Wahl. Aufgrund der Motorleistung wird zwischen den zwei E-Bike-Kategorien «Leicht-Motorfahrrad» und «Motorfahrrad» unterschieden. Mit Tretunterstützung erreichen sie Geschwindigkeiten von 25 bzw. 45km/h. Wer über eine Anschaffung nachdenkt, sollte sich zu allererst über den tatsächlichen Verwendungszweck Gedanken machen und sich von einem Fachhändler entsprechend beraten lassen. Je nach Typ und Ausführung variieren auch die Preise stark. Ein günstiges und zugleich gutes E-Bike gibt es ab 1 500 Franken, wobei einige exklusivere Modelle auch bis zu 8 000 Franken kosten können. Ganz gratis ist der Spass also nicht. Wenige Modelle bieten die sogenannte «Rekuperation», also die Möglichkeit der Energierückgewinnung.

Sicherheit beginnt schon vor dem Kauf

Neben dem primären Gefahrenfaktor Geschwindigkeit wird oft auch das hohe Gewicht und der damit verbundene Bremsweg unterschätzt. Dieser ist um ein Vielfaches länger als beim normalen Velo. Bei einer Vollbremsung mit 15km/h beträgt er rund zehn Meter, mit 30km/h satte 24 Meter. Bremsmanöver, welche bereits mit einem klassischen Velo brenzlig sein können, sind dann trotz hydraulischen Scheibenbremsen, fast unmöglich zu vollziehen. Diese wichtigen Punkte sollten beim Kauf also unbedingt wohl bedacht werden. Um sich optimal an das Fahrverhalten und die Eigenheiten eines E-Bikes zu gewöhnen, empfiehlt es sich, wenn immer möglich zuerst einige Übungsfahrten in einem geschützten Umfeld zu unternehmen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann eines der zahlreich angebotenen Fahrtrainings in Anspruch nehmen und sich unter fachkundiger Anleitung zum E-Bike-Profi ausbilden lassen.

Wer sich bewusst an das veränderte Fahrverhalten des E-Bikes herantastet, wird auch sicherer unterwegs sein.

Sicher unterwegs

«E-Bike fahren macht Freude, ist aber anspruchsvoller. Wer sich bewusst an das veränderte Fahrverhalten des E-Bikes herantastet, wird auch sicherer unterwegs sein», erklärt Frau Christine Steinmann, Projektleiterin Verkehrssicherheit beim VCS. Weiter sei es wichtig, das eigene Fahrkönnen realistisch einzuschätzen. Für schnelle E-Bikes mit Tretunterstützung bis 45km/h gilt in der Schweiz die obligatorische Helmpflicht. Der VCS empfiehlt jedoch auch bei den «langsamen» Modellen stets einen gutsitzenden Helm zu tragen. Um nicht übersehen zu werden, sollte zudem das Licht immer eingeschaltet sein – auch tagsüber. Weiter wird empfohlen im Strassenverkehr Kleidung aus reflektierenden Materialien zu tragen um die Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. Eine vorausschauende Fahrweise hilft, mögliche Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen und ihnen aus dem Weg zu gehen.

Green Mobility

Greta Thunberg macht’s vor. Schüler schwänzen weltweit die Schule, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Die Klima Debatte ist mehr denn je entfacht und spaltet die Gesellschaft. Die grüne Bewegung hat aber längst den urbanen Individualverkehr erreicht. Immer mehr umweltbewusste Autofahrer «satteln» auf das Velo um und leisten damit einen wertvollen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität. Und dies absolut zurecht. Denn das Elektrovelo macht nicht nur Spass und fördert die Gesundheit, es ist zudem umweltfreundlich und bringt damit auch verkehrspolitisch grosses Potenzial. Damit einhergehend ist aber auch die Politik gefragt, Anpassungen an Sicherheitsvorkehrungen, Strassen und Velowegen zu eruieren, um dieser, sich verändernden Mobilität, Herr zu werden.

Fazit

Die Velo-Revolution zeigt nebst grossem Potenzial für den Verkehr der Zukunft auch Risiken auf. Unfälle lassen sich bedauerlicherweise nicht ganz aus der Welt schaffen. Der Klimawandel hingegen schon, oder zumindest lässt er sich eindämmen.

Wer sich vorab gut informiert, welches E-Bike-Modell zu seinen Bedürfnissen passt, sicherheitsrelevante Vorkehrungen trifft und achtsam durch die Strassen düst, macht mit dem revolutionären Drahtesel der Moderne also alles richtig. Und wer weiss: Vielleicht machen wir Amsterdam bald Konkurrenz und werden zum neuen weltweiten «E-Bike-Mekka».

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