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Weniger Foodwaste dank Gemüse-Abo

28.05.2019
von Mona Martin

2,3 Tonnen Lebensmittel landen in der Schweiz jährlich im Abfall. Woran liegt das? Eine breite Auswahl und stets volle Regale in den Supermarkten gaukeln uns konstante Verfügbarkeit vor und versperren die Sicht auf den Aufwand und die Energie, welche hinter der Produktion unsrer Lebensmittel stecken. Wie könnte ein Gemüse-Abo helfen, dass wir die Wertschätzung für unser Essen zurückgewinnen?

Foodwaste, zu Deutsch wörtlich «Nahrungsmittelverschwendung», ist zurzeit in aller Munde. Zahlreiche Initiativen versuchen die Schweizerinnen und Schweizer zu motivieren, die Verschwendung von Nahrungsmitteln einzuschränken. Das Bewusstsein wächst. Allerdings ist das Ablegen von Gewohnheiten schwer. Es wäre daher sinnvoll, die nächste Generation schon gar nicht in der Erwartungshaltung der konstanten Verfügbarkeit aufwachsen zu lassen. Eine Möglichkeit bietet das Gemüse-Abo

Gewohnheiten ändern

Eine Reihe von Anbietern liefern in regelmässigen Abständen eine Auswahl an hochwertigem Gemüse und Früchten ­– wahlweise auch Eier und Käse – in Form einer Box oder eines Korbes direkt in die Haushalte oder an definierte Abholdepots. Sie ermöglichen es Eltern, ihre Sprösslinge auf unkomplizierte Weise gesund und saisonal zu ernähren, denn die grosse Mehrheit der Inhalte dieser Gemüsekörbe stammt aus der Produktion lokaler (Bio-)Bauern. Es kommt auf den Teller, was gerade wächst. Ganz selbstverständlich isst die ganze Familie entsprechend dem saisonalen Gemüse- und Früchtezyklus. Vermutlich werden die Kinder es zunehmend komisch finden, das ganze Jahr hindurch Erdbeeren in den Regalen der Grosshändler zu sehen. Zumindest werden sie Fragen stellen, eine ideale Grundlage, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

Das Gemüse-Abo macht natürlich nicht jeden Gang zum Grossverteiler obsolet – aber weniger häufig.

Wertschätzung wird durch die Gemüse-Abos insofern gefördert, als dass viele Anbieter von ihren Abonnenten Arbeitseinsätze auf dem Feld fordern, um einen persönlichen Bezug zum Produkt zu fördern. Je nach Angebot sind das ein bis zehn Einsätze jährlich. Wer mehr will, darf natürlich auch öfter raus aufs Feld. Dabei trifft man sich draussen auf einem Bauernhof in der Umgebung und verbringt wahlweise ganze oder halbe Tage mit jäten, ernten, aussäen und aufteilen von Gemüse in die zu liefernden Körbe oder Taschen. Anders als beim simplen Austausch von Geld gegen Lebensmittel, findet in diesem Fall ein direkter Austausch von Arbeit gegen Essen statt.

Schöne Gelegenheit für Familienausflug

Für Eltern und Kind ist der Ausflug aufs Feld gemeinsame Aktivität sowie Lernstunde. Beiden wird ersichtlich, wie viel Zeit und Aufwand es bedarf, bis die Knolle in Form von Rösti oder Kartoffelstock auf dem Teller ankommt. Nebenbei lernt man die lokalen Gemüsesorten kennen und im Idealfall die lokale Vielfalt schätzen. Mit entsprechender Kommunikation wächst das Kind im Bewusstsein auf, dass bei uns keine Ananas wächst, dafür die Heidel- und Himbeeren im Sommer umso besser schmecken. Besonders, wenn man sie beim Pflücken direkt von den Sträuchern in den Mund stecken darf. So wird die Wertschätzung sicherlich gefördert und es tut mehr weh, Nahrungsmittel wegzuschmeissen.

Meist wird Verpflegung auf dem Hof mitangeboten, so gleicht es einem gemütlichen Picknick auf dem Land. Gemeinsam essen Eltern und Kinder mit den anderen Helferinnen und Helfern das «Zmittag» aus Selbstgeerntetem. Ein Gefühl grosser Zufriedenheit und Zusammengehörigkeit ist garantiert. Dieses Gefühl kann zu Hause vertieft werden. Eltern und Kinder können gemeinsam Rezepte ersinnen, wie die gesammelten Schätze verkocht werden sollen. Wenn sie mitbestimmen können, ist die Chance, dass die Kinder das Gekochte dann auch essen, ebenfalls grösser. Eventuell landet auch da weniger im Abfall.

Vermutlich werden die Kinder es zunehmend komisch finden, das ganze Jahr hindurch Erdbeeren in den Regalen der Grosshändler zu sehen.

Ein Einsatz, der sich lohnt

Der Aufwand für die vielen positiven Erträge ist vergleichsweise gering: Es braucht eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Thema vonseiten der Eltern, um den Kindern zu erklären, weshalb Mama und Papa ihr Gemüse nicht nur im Supermarkt kaufen. Die Wertschätzung muss natürlich vorgelebt werden. Und es braucht Zeit. Doch brauchen Kinder dies nicht sowieso? Das Gemüse-Abo macht natürlich nicht jeden Gang zum Grossverteiler obsolet – aber weniger häufig. Vielleicht vermag dieser Umstand sogar die Familienharmonie zu entlasten: Einmal weniger wird das Kind mit der Hülle und Fülle der Süssigkeitenregale konfrontiert und das Drama um das verwehrte Branchli mag einmal weniger vonstattengehen. Das nur als Nebenschauplatz. Aber vielleicht würde das Abonnieren eines Gemüse-Abos gute Anreize schaffen, die Wertschätzung für Lebensmittel in den Haushalten zu erhöhen. Während dadurch der Grundstein für weniger Foodwaste gelegt ist, steigt auch die gemeinsame Zeit mit den Kindern. Plus, die körperliche Betätigung kommt auch nicht zu kurz. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein, nicht?

Gemüse-Abos.

Es gibt zahlreiche Angebote für Gemüse- und Früchte-Abos in Zürich und Umgebung. Falls die Zeit zu knapp ist, sich mit den Kindern gemeinsam die Hände schmutzig zu machen, gibt es auch Angebote, ohne obligatorische Feldeinsätze. Meist sind die Abogebühren dann etwas höher.

Ortoloco
Dunkelhölzli
Birchhof
Öpfelchasper

Text: Mona Martin

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