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Mehr Selbstbestimmung, Sicherheit und Lebensqualität

08.06.2019
von SMA

Digitale Technologien und Dienstleistungen wie E-Health können helfen, Herausforderungen wie den demographischen Wandel, den Mangel an medizinischem Fachpersonal sowie die Kostenexplosion im Gesundheitswesen zu meistern. Sie fördern das Selbstmanagement und die Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen
und stärken das Patient-Empowerment. Zudem unterstützen sie den tief verankerten Wunsch, möglichst lange aktiv und selbstbestimmt zu leben.

Active Assisted Living (AAL), darunter versteht man ein «umgebungsunterstütztes Leben», steht für Strategien, Produkte und Dienstleistungen von Technologien für das eigene Zuhause und mobile Lebensumfeld. AAL ist das Smart-Home im Gesundheitswesen. Ziele sind das autonome Leben zu fördern, das Selbstmanagement und die Gesundheit zu optimieren und bei Bedarf Hilfe zu erhalten. Zum Einsatz kommen dafür digitale Hilfsmittel sowie Serviceleistungen, die Menschen in alltäglichen, oft trivial erscheinenden Situationen, unterstützen und motivieren. Dies führt zu einer Steigerung von Lebensqualität und Sicherheit. Gerade auch ältere Menschen können davon profitieren, denn AAL-Technologien helfen, Notfälle schneller zu erkennen, Pflegende zu unterstützen und die Angehörigen zu entlasten.

Telemedizin und E-Health

Unter E-Health, einem innovativen Teilbereich der Gesundheitsversorgung mit wachsender Bedeutung, versteht man den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen. Ziele sind die Akteure im Gesundheitswesen zu vernetzen, die Behandlungsqualität und -sicherheit der Patienten zu steigern sowie die Kosten zu senken. Die Telemedizin bildet hierbei einen Teilbereich, welcher die Beratung und Behandlung des Patienten auf Distanz umfasst. Eine telemedizinische Beratung, beispielsweise kombiniert mit der Erfassung von Blutdruck und Gewicht, kann die medizinische Betreuung in den eigenen vier Wänden verbessern und erleichtern. Spitäler können ihre Patienten zudem poststationär telemedizinisch weiter betreuen. Im Rahmen der Telerehabilitation werden die Behandlungsfortschritte auf Distanz veranschaulicht und die Übungen ggf. angepasst. Die Universität Zürich hat diese Entwicklung erkannt und eine Ausbildung «Klinische Telemedizin / E-Health» in das Medizinstudium integriert. Sie übernimmt insbesondere auch mit Blick auf unsere Nachbarländer eine Vorreiterrolle.

Im Rahmen der Telerehabilitation werden die Behandlungsfortschritte auf Distanz veranschaulicht und die Übungen ggf. angepasst.

Diese digitalen Gesundheitsangebote, auch gerade in Verschmelzung mit umgebungsunterstützenden Smart-Home-Lösungen, können bereits heute die Gesundheitsversorgung qualitativ bereichern. Mithilfe von digitalen Assistenten, wie zum Beispiel Sensoren zur Sturzerkennung, können Notfallsituationen automatisiert erkannt und dadurch schneller behoben werden. So können in der eigenen Wohnumgebung, das Notfallmanagement und weitere Pflege- und Supportprozesse deutlich verbessert werden. Chronisch Kranke können Apps als Therapiebegleiter einsetzen und dadurch aktiver eingebunden werden. Für Menschen mit kognitiven Einschränkungen stehen Videos mit Spielcharakter zur Verfügung. Über kurz oder lang werden solche Angebote immer mehr Raum einnehmen. Wichtig ist, aus der grossen Fülle der Technologien sowie Dienstleistungen die richtigen für die jeweilige Zielgruppe und Nutzer auszuwählen und anzupassen. Hier führt ein strukturierter Evaluationsprozess zum Ziel.

Digitale Gesundheitsangebote fördern die Selbstbestimmung 

Der Patient entwickelte sich von einem passiven und abhängigen Empfänger einer medizinischen Behandlung zu einem aktiven und verantwortungsbewussten Teilnehmer im Gesundheitswesen. Der mündige Patient möchte heute mitreden und mitentscheiden. Allerdings hat die europäische Health Literacy-Study gezeigt, dass im Vergleich zuv anderen Ländern die Schweiz nicht gut dasteht. Mehr als 50 Prozent der befragten Personen weisen eine problematische und unzureichende Gesundheitskompetenz auf – es besteht Aufholbedarf.

Digitale Gesundheitsangebote wie das Self-Tracking liegen im Trend der Zeit.

Die Arzt-Patienten-Beziehung wird durch den Einsatz von E-Health bzw. Telemedizin neu definiert. Medizinisches Fachpersonal kann telemedizinische Beratungen nutzen, um Patienten nicht nur physisch vor Ort, sondern auch auf Distanz, das heisst Zuhause, am Arbeitsplatz oder in den Ferien zu betreuen und zu behandeln. Gleichzeitig unterstützt die digitale Entwicklung auch den grossen Wunsch des mündigen Bürgers nach Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Autonomie. Digitale Gesundheitsangebote wie auch das Self-Tracking liegen im Trend der Zeit und fördern die Gesundheitskompetenz bzw. das Patient Empowerment. Die Studie «Quantified Self», initiiert von der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-SWISS), zeigt, dass das Selbstmessen von Gesundheits- und Fitnessdaten, kombiniert mit einem gewissen Spassfaktor, den Nutzer motiviert und unterstützt, seine Gesundheit zu beeinflussen. Entscheidend ist hier, dass er aus der Datenflut die für ihn interessanten Daten selektionieren, beurteilen und die richtigen gesundheitsrelevanten Entscheidungen treffen kann. Insgesamt betrachtet verändert sich auch die Rolle von Gesundheitsfachpersonen. Sie werden zunehmend zum Begleiter.

Erfolgsfaktoren: Zugang schaffen und Aufbau von Kompetenzen

Die Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz neuer Gesundheitstechnologien und entsprechenden Dienstleistungen sind neben der Schulung von Fachpersonal eine flankierende Begleitung und Unterstützung der Nutzer. Denn Oftmals sind die Vorteile der innovativen Lösungen nicht bekannt, Misstrauen und Zweifel sowie Angst vor den Kosten überwiegen. Wenn es aber gelingt, Vertrauen und Akzeptanz aufzubauen und Kompetenzen im Umgang mit den digitalen Gesundheitshelfern zu entwickeln, spüren und schätzen Nutzer sehr wohl den Benefit, zumal inzwischen viele Gesundheitstechnologien erschwinglich sind. Wer diese smart zu nutzen weiss, wird von vielen Vorteilen profitieren!

Text: Prof. Dr. med. Christiane Brockes

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