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Fit fürs Bewerbungsgespräch

03.07.2019
von Miriam Dibsdale

Der neue Traumjob ist zum Greifen nah. Nur noch eine letzte Hürde gilt es zu überwinden. Die einen trumpfen nun richtig auf, für andere bedeutet es trotz besten Qualifikationen leider Endstation: Das Vorstellungsgespräch ist das «Zünglein an der Waage».

Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) haben rund ein Fünftel der Personen, die im Jahr 2017 erwerbstätig waren, innerhalb eines Jahres ihren Arbeitsplatz verlassen. Die Fluktuationsrate ist hoch. Ist man also wieder mal auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, heisst es zunächst, nach spannenden Job-Inseraten Ausschau zu halten. Ist ein solches gefunden, gilt es, schnellstmöglich ein komplettes und aussagekräftiges Bewerbungsdossier zusammenzustellen und dieses an den zukünftigen Arbeitgeber zu richten. Damit ist es aber noch lange nicht getan. 

Drei von Hundert 

«Wir würden Sie gerne persönlich kennenlernen». Wie wohltuend! Ob telefonisch oder via Email: Eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch geht runter wie Öl und ist bereits ein toller Erfolg. Die Bewerbung «auf dem Papier» hat offensichtlich Interesse geweckt und stach aus hunderten Bewerbungen heraus. Die grösste Herausforderung steht allerdings noch bevor. In den allermeisten Fällen muss man sich nun noch mit mindestens drei bis vier Mitbewerbern messen, welche ebenfalls zu einem Interview eingeladen worden sind. Und dies sicher nicht nur, weil sie auf dem Foto sympathisch rüberkommen. Nun lautet die Devise, den guten Eindruck «face-to-face» zu bestätigen und im Optimalfall zu übertreffen, damit man am Ende die langersehnte Zusage erhält. 

Um gut auf das Gespräch vorbereitet zu sein, ist es wichtig, vorab grundlegende Informationen über das Unternehmen einzuholen.

Vorbereitung ist das halbe Leben

«Um gut auf das Bewerbungsgespräch vorbereitet zu sein, ist es wichtig, vorab grundlegende Informationen über das Unternehmen einzuholen. Dazu eignet sich am besten die «about» Rubrik der Website einer Firma», empfiehlt Stefan Spiegelberg, Leiter Career Services an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Es brauche kein Expertenwissen, aber die wichtigsten Facts & Figures zu kennen, zeuge von Interesse und könne den Unterschied ausmachen. Vielfach unterschätzt, wird das Thema der Anreise. Denn es gibt wohl kein grösseres K.O.-Kriterium, als beim Bewerbungsgespräch zu spät einzutreffen. Daher immer einen früheren Zug nehmen oder möglichen Stau miteinkalkulieren. Es kann sich sogar lohnen, bereits zu einem früheren Zeitpunkt die Adresse aufzusuchen, um keine böse Überraschung zu erleben. Denn alle Pünktlichkeit nützt nichts, wenn der Firmeneingang im grossen Areal nicht auffindbar ist oder die Hausnummer aus der Reihe tanzt. 

Bei Lücken oder Unklarheiten im Lebenslauf wird besonders nachgebohrt.

Fragen über Fragen

Es kann gut sein, dass man bei einem Bewerbungsgespräch von zwei Personen gleichzeitig «in die Mangel genommen» wird. HR-Fachleute interessieren sich in der Regel mehr für den bisherigen Werdegang und wollen klassischerweise hören, weshalb man nun genau der oder die Richtige für den Job ist. Bei Lücken oder Unklarheiten im Lebenslauf wird besonders nachgebohrt. Man sollte seine eigene Vita also lückenfrei darstellen und fliessend Auskunft darüber geben können. Ein zukünftiger Fachvorgesetzter stellt womöglich eher persönliche Fragen. Dies mit der Absicht, die Person hinter dem Lebenslauf freizulegen, um abschätzen zu können, wie gut eine mögliche Zusammenarbeit funktionieren könnte. Es gilt also gewisse Killer-Fragen im Vorfeld zu antizipieren und dazu passende und ehrliche Antworten vorzubereiten. 

«Es kann helfen, als Vorbereitung die Perspektive zu wechseln und sich in die Rolle des Recruiters hineinzuversetzen, um mögliche Fragen zu erahnen», rät Stefan Spiegelberg. 

Im Zweifelsfall lieber «overdressed» erscheinen.

Kleider machen Leute 

Das richtige Erscheinungsbild in dem Sinne gibt es nicht. Es sollte aber ausnahmslos immer gepflegt und adrett sowie auf die jeweilige Branche angepasst sein. Sowohl was die Kleidung an sich anbelangt, aber auch wie und in welchem Ausmass man körpereigene Merkmale zur Schau stellt. Das Zungenpiercing also ausnahmsweise mal rausnehmen, es sei denn, man geht zum Bewerbungsgespräch in einem Tattoo- und Piercingstudio. Kleider machen Leute – auch beim Vorstellungsgespräch. Aber um die nötige Winner-Mentalität auszustrahlen, braucht es mehr als nur den teuren Hugo-Boss-Anzug oder die neusten Louboutin-Schuhe. Wer sich wohlfühlt, strahlt dies auch aus. Wer sich verstellt, ebenso. Als kleinen Tipp am Rande: Im Zweifelsfall lieber «overdressed» erscheinen.

Schau mir in die Augen

Während dem Interview sollte man darauf achten, stetigen Augenkontakt mit dem Gesprächspartner zu halten. Dies signalisiert Interesse und Präsenz. Es sollte dabei aber immer natürlich wirken. Die zukünftige Vorgesetzte die ganze Zeit nur anzustarren, ist also keine gute Idee. Wie in jedem anderen Gespräch sollte es eine gute Mischung aus passivem Zuhören und aktivem Antworten sein. Was konkret will mein Gegenüber von mir wissen? Hier gilt es nicht abzuschweifen oder verschlossen zu wirken. Stattdessen auf humorvolle Art und Weise eine gute Balance in der Länge der Antworten zu finden.

Zuhause angekommen, könne ein kurzes Dankesemail, in dem man auch nochmals sein Interesse an der Stelle bekundet, ein zusätzlicher Pluspunkt sein.

Hat man sich im «Verhör» gut geschlagen, liegt es nun am Stelleninteressenten offene Fragen an den Arbeitgeber zu richten. Zum Abschluss darf das obligatorische «wie geht es weiter?» nicht fehlen. Hier empfiehlt es sich, eine Deadline auszumachen, bis wann man mit einem Feedback rechnen darf. Zuhause angekommen, könne ein kurzes Dankesemail, in dem man auch nochmals sein Interesse an der Stelle bekundet, ein zusätzlicher Pluspunkt sein, attestiert Stefan Spiegelberg.

Fazit fürs erfolgreiche Bewerbungsgespräch

Man sollte sich immer vor Augen halten, dass die eigene Bewerbung als eine von wenigen in die engere Wahl kam. Dieses Wissen sollte einem ein gewisses Selbstvertrauen verleihen. Wer zudem gut vorbereitet und sattelfest mit gekonnten Antworten punktet sowie mit einer gewissen Lockerheit und Sympathie auftritt, hat alles richtig gemacht. Wer am Ende aber das Rennen macht, liegt nicht mehr in den eigenen Händen. 

Fragen als Anregung.

  • Warum möchten Sie nach so kurzer Zeit die Stelle wechseln?
  • Was würde Ihr letzter Vorgesetzter antworten, wenn ich Ihn/Sie nach Ihren Schwächen frage?
  • Wie reagieren Sie, wenn Sie jemand hintergeht?
  • Was machen Sie, um sich zu erholen?
  • Wie verhalten Sie sich in Konfliktsituationen?
  • Planen Sie in den nächsten fünf Jahren eine Familie zu gründen?
  • Wie überzeugen Sie jemanden von Ihrer Meinung?
  • Was war ihr grösster Erfolg?
  • Was war ihre grösste Niederlage?
  • Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Text Adrian Georg Seidl

Mehr Tipps für die perfekte Bewerbung finden Sie hier.

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