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Eine saubere und übersichtliche Bewerbung

04.03.2019
von Natalie Ehrenzweig

Ende Januar 2019 gab es in der Schweiz laut Seco 215 000 Stellensuchende. Jürg Studer, Präsident des Verbands der Personal- und Ausbildungsfachleute, erläutert, wie man sich gegen so viel Konkurrenz mit seiner Bewerbung durchsetzt.

Seine Traumstelle zu bekommen, das beginnt schon mit dem richtigen Timing. «Heute ist es nicht mehr so, dass die Firmen die Bewerbungen bis zu einer Bewerbungsfrist sammeln und erst dann sichten. Sofort nach Eingang der ersten Bewerbungen trifft man eine Auswahl», weiss Jürg Studer, Präsident Verband der Personal- und Ausbildungsfachleute (VPA). Deshalb sei es wichtig, sich sofort zu bewerben, wenn man ein entsprechendes Inserat sehe. Eine Bewerbung ohne Ausschreibung ist natürlich auch möglich. «Bei Blindbewerbungen würde ich erst in der Firma anrufen, um Vorabklärungen zu treffen. So erfährt man, an wen man die Bewerbung schicken soll und ob man grundsätzlich Chancen auf eine Stelle hat», rät der Experte.

In der Regel besteht eine Bewerbung aus Motivationsschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. «Das Motivationsschreiben soll wie ein Liebesbrief sein. Da will man auch ein Original, das «nur» für einen geschrieben wurde, und nicht das Mail an alle», sagt Jürg Studer lachend. Im Motivationsschreiben soll der Bewerber also individuell auf das Stelleninserat eingehen. «Man legt dar, warum man besonders geeignet ist, für diese Firma zu arbeiten», erläutert der Präsident. In der Kürze liegt die Würze: Eine Seite sollte dieses Schreiben nur ausnahmsweise überschreiten.

Relevante Stärken

Beim Beschreiben seiner Stärken gilt es, zwar selbstbewusst, aber nicht unglaubwürdig zu sein: «Es gibt ausserdem Anforderungen der Firmen, die schwierig zu beurteilen sind und umgekehrt kann sich nicht jeder richtig einschätzen. Belastbar und teamfähig sind solche Eigenschaften». Ob das Schreiben klassisch gestaltet oder möglichst originell, etwa als Bewerbungsvideo, hängt stark von der Branche ab, in der man auf Stellensuche ist. «Bei einer Stellung in der Werbung kann es Sinn machen, eine ungewöhnliche Form zu finden. Aber man geht ein Risiko ein: Nicht jeder findet das gleiche originell oder witzig. Doch es kann natürlich auch eine Chance sein», räumt Jürg Studer ein.

Wichtig sei aber in jedem Fall, dass die Bewerbung sauber und gut aufbereitet sei, die Informationen übersichtlich und schnell erkennbar seien. «Man schickt beispielsweise nicht eine Bewerbung mit 20 Dateien Anhang. Die HR-Experten müssen sehen, dass sich der Stellensuchende bei seiner Dokumentation etwas überlegt hat», betont der Präsident.

Bewerbungsbild

Auch die Gestaltung des Lebenslaufes wirft immer wieder Fragen auf. Zum Beispiel die betreffend des Bildes. «Hier gehen die Meinungen auseinander. Die meisten schicken ein Bild. Ich schätze das jeweils, nur schon, weil es mir hilft, mich besser an den Bewerber zu erinnern», so Jürg Studer. Es gäbe aber Studien, die zeigen, dass Bilder mitunter diskriminierend wirkten. «Es gab eine Studie, die gezeigt hat, dass man beispielsweise junge Leute mit einem «ic»-Namen bei einer anonymisierten Bewerbung ohne Foto und Namen viel öfter zu einem Vorstellungsgespräch einladet», erklärt der Experte. Jedoch sei es so, dass spätestens bei diesem Gespräch Name und Aussehen bekannt werden. «Ich glaube, der potenzielle Schaden eines Bildes wird überschätzt».

Im Internet gibt’s viele Seiten, auf denen man Durchschnittslöhne nachschauen kann.

Die Entscheidung, ob man im Lebenslauf wirklich den gesamten Bildungsgang dokumentieren sollte, fällt vielleicht leichter, wenn man weiss, worauf der Personalverantwortliche achtet: «Wenn ich sehe, wo jemand aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, ob er beispielsweise in ein katholisches Internat ging, dann gibt mir das ein Gespür für die Gesamtperson», sagt Jürg Studer. Die Bewerbung schickt man heute fast ausschliesslich per E-Mail. Dabei sollte der Bewerber darauf achten, dass ein guter Mailtext den Leser abholt.

Auftreten beim Gespräch

Die erste Hürde ist geschafft: Auf die Einladung zum Vorstellungsgespräch folgt nun die Vorbereitung darauf. In Sachen Bekleidung rät der Experte, sich so zu kleiden, wie man sich in dieser Firma für die Arbeit anziehen würde – einfach einen Tick besser. «Ausserdem informiert sich ein guter Bewerber über die Stelle und die Firma, notiert sich vielleicht ein paar Fragen. Klar: An so einem Gespräch ist man vielleicht aufgeregt und nervös. Das weiss das Gegenüber aber. Das legt sich auch meist bei einem zweiten Gespräch». Der Fokus im Gespräch soll auf stellenrelevante Themen liegen. Man sollte stets im Hinterkopf behalten: Wie kann ich diese Firma unterstützen? Trotzdem darf es natürlich auch mal etwas persönlich werden.

Allerdings nicht zu persönlich: «Fragen, die diskriminierend sind, darf der Personalfachmann nicht stellen. Zum Beispiel Fragen nach religiösen oder politischen Ansichten. Das darf nur erfragt werden, wenn es stellenrelevant ist. Wenn ich mich zum Beispiel für eine Stelle bei der katholischen Kirche bewerbe, ist mein Glaube stellenrelevant».

Nach dem Gespräch

Nach dem Gespräch lohnt es sich, ein Mail zu schreiben. An dieser Stelle kann man sich für das Gespräch bedanken und allenfalls noch Fragen stellen. Doch dann gilt es, auszuhalten und zu warten, bis man Bescheid bekommt, ob man eine Runde weiter ist. Wenn dies der Fall ist, kommt irgendwann die Rede auf den Lohn. «Auch hier hilft es, wenn man sich vorbereitet. Im Internet gibt’s viele Seiten, auf denen man Durchschnittslöhne nachschauen kann. In der Verhandlung über die Lohnhöhe darf aber immer nur der Nutzen des Arbeitsgebers ein Argument sein. Die gerade abgeschlossene Hypothek oder das neue Auto des Bewerbers darf keins sein», betont Jürg Studer.

Je nach Grösse des Betriebs und der Branche sind die HR-Leute nicht gleich geübt, Bewerbungsprozesse durchzuführen: «Viele sind in der Gesprächsführung nicht ausführlich geschult». Wer sich aber sauber und übersichtlich für eine Stelle bewirbt, für die er sich leidenschaftlich interessiert, hat grosse Chancen, mit der Zeit eine geeignete Stelle zu finden.

Text: Nathalie Ehrenzweig

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