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So geht es nach der Krebsdiagnose weiter

29.08.2020
von SMA

Eine Krebsdiagnose erschüttert und wirft Fragen auf. Betroffene fragen oft: «Werde ich wieder gesund? Verändert sich meine Lebensqualität? Kann ich weiterarbeiten?».

In einem zertifizierten urologischen Tumorzentrum wird jede neue Krebsdiagnose interdisziplinär vor und nach einer Therapie interdisziplinär besprochen (Abbildung 1). Dabei einigen sich Urologen, Gewebsspezialisten (Pathologen), Bestrahlungsspezialisten (Radiotherapeuten), medikamentöse Krebsexperten (Onkologen) und Röntgenärzte (Radiologen) auf eine Behandlungsempfehlung. Immerhin zählen urologische Tumore zu den häufigsten Krebserkrankungen. In der Schweiz werden jedes Jahr rund 6100 Prostata-, 1100 Blasenkrebs- und 650 Nierenkrebsdiagnosen gestellt. Davon werden jährlich rund 800 Fälle am zertifizierten Urologischen Tumorzentrum Winterthur besprochen oder Zweitmeinungen für diese abgegeben.

Abbildung 1: Das Urologische Tumorboard bespricht jede neue Krebsdiagnose. Die Empfehlung wird schriftlich dokumentiert.

Abbildung 1: Das Urologische Tumorboard bespricht jede neue Krebsdiagnose. Die Empfehlung wird schriftlich dokumentiert.

Prostatakrebs

Der Prostatakrebs ist der häufigste Krebs des Mannes. Die Wahrscheinlichkeit eines Mannes an Prostatakrebs zu erkranken, liegt bei 16 Prozent. Rund 1600 Männer sterben jedes Jahr an Prostatakrebs in der Schweiz. Bei einer Karzinomfrüherkennung sinkt die Sterblichkeit über 20 Prozent. Ziel ist es, die relevanten Karzinome frühzeitig zu diagnostizieren und zu heilen. Die Tumorerkennung hat dank der Fusionsbiopsie deutliche Fortschritte gemacht. Mithilfe von Prostata-MRI und Ultraschall können die Karzinomherde exakter antizipiert und biopsiert werden (Abbildung 2).

Die Wahrscheinlichkeit eines Mannes an Prostatakrebs zu erkranken, liegt bei 16 Prozent.

Abbildung 2: Das Prostata-MRI (links) kann Karzinombereiche lokaliseren (rechts, blaue Kreise), die fusionierte navigierte Punktion verbessert die Treffsicherheit (rechts).

Abbildung 2: Das Prostata-MRI (links) kann Karzinombereiche lokaliseren (rechts, blaue Kreise), die fusionierte navigierte Punktion verbessert die Treffsicherheit (rechts).

Die laparoskopisch-roboterassistierte Prostatektomie gilt heute als primärer Therapiestandard. Die perkutane Bestrahlung stellt eine Alternative dar. Daneben bestehen mehrere klinisch experimentelle Ansätze wie die Kryotherapie oder HIFU. Der daVinci-Roboter erlaubt in Kombination mit der MRI-Bildgebung ein präzises und schonendes Operieren. Dies ist insbesondere für den Erhalt des inneren (Blasenhals) und äusseren Schliessmuskels sowie der neurovaskulären Bündel wichtig. Die roboterassistierte Technik erlaubt es in der Regel, die vollständige Harnkontinenz zu erreichen und bei nervenschonender Technik auch oft die Erektionsfähigkeit zu erhalten (Abbildung 3).

Abbildung 3: Schonende radikale Prostatektomie. Der Blasenhals wird geschont (links), ein kräftiger Harnröhrenstumpf ermöglicht die vollständige Harnkontinenz (mitte), der Erhalt der neurovaskulären Bündel (rechts) ist die Vorraussetzung zum Erhalt der Erektionsfähigkeit.

Abbildung 3: Schonende radikale Prostatektomie. Der Blasenhals wird geschont (links), ein kräftiger Harnröhrenstumpf ermöglicht die vollständige Harnkontinenz (mitte), der Erhalt der neurovaskulären Bündel (rechts) ist die Vorraussetzung zum Erhalt der Erektionsfähigkeit.

Blasenkrebs

Der schmerzlose blutige Urin ist in der Regel das erste Symptom eines Blasenkrebses, dem zweithäufigsten urologischen Tumorleiden. Die Diagnose erfolgt durch eine Blasenspiegelung. Oberflächliche Karzinome entfernt man endoslopisch durch die Harnröhre (Abbildung 4 links). Stösst der Tumor in die muskulären Wandschichten vor, was bereits bei 30 Prozent der Patienten bei der Erstdiagnose der Fall ist, kann die Harnblase nicht mehr erhalten werden. Auch hier hat die laparoskopisch roboterassistierte Technik die Behandlung revolutioniert. Es ist möglich geworden, auch den Dünndarm-Blasenersatz vollständig minimal invasiv durchzuführen (Abbildung 4 mitte und rechts). Dies ist am Kantonsspital Winterthur seit 2015 der Therapiestandard. Denn ohne Bauchschnitt verlieren die Patienten während der Operation weniger Flüssigkeit und Wärme. Die Mobilisation und Erholung gehen deutlich schneller vorwärts, Bauchdeckenkomplikationen sind seltener. Die Patienten können die Klinik meist bereits nach einer Woche in die Rehabilitation verlassen.

Abbildung 4: Oberflächliches Blasenkarzinom (links). Beim muskelinvasiven Blasenkarzinom und Wahl einer Ersatzblase wird mit 50cm Dünndarm (links) ein sphärisches Reservoir gebildet und an die Harnröhre fixiert. Diese vollständig laparoskopisch roboterassistierte Technik ist heute im Urologischen Tumorzentrum Winterthur in der Routine etabliert.

Abbildung 4: Oberflächliches Blasenkarzinom (links). Beim muskelinvasiven Blasenkarzinom und Wahl einer Ersatzblase wird mit 50cm Dünndarm (links) ein sphärisches Reservoir gebildet und an die Harnröhre fixiert. Diese vollständig laparoskopisch roboterassistierte Technik ist heute im Urologischen Tumorzentrum Winterthur in der Routine etabliert.

Nierenkrebs

Die dritthäufigste Urologische Krebsdiagnose ist der Nierenkrebs. Der Nierenkrebs ist häufig asymptomatisch und wird heute meist zufällig bei Röntgenuntersuchungen (Computertomographie) entdeckt. Roboterassistiert kann man den Tumor präziser exzidieren und die Parenchymnaht sowie die Renorrhaphie lassen sich bei adäquater Ischämiedauer vornehmen – die Blutversorgung der Niere wird zur Tumorentfernung kurz unterbrochen (Abbildung 5). Etablierte Robotikzentren verwenden routinemässig zur selektiveren Ischämie und Tumorlokalisation zusätzlich die Fluoreszenzbildgebung für das Da-Vinci-System basierend auf dem Farbstoff Indocyaningrün (ICG). Denn Tumore und Zysten stellen sich meist hypofluoreszent dar und sind deshalb gut vom normalen Nierengewebe abgrenzbar. Die roboterassistierte Operationstechnik für anspruchsvolle ablative und rekonstruktive Nierenteilresektionen haben sich bewährt. Intra- und postoperative Komplikationen sind im Vergleich zur offenchirurgischen Operation signifikant tiefer bei vergleichbaren funktionellen und onkologischen Resultaten. Die vollständige Nierenentfernung ist glücklicherweise nur noch selten nötig. Der Erhalt von funktionellem Gewebe der Restniere ist wichtig. Die Patienten mit erhaltener Restniere zeigen eine verlängerte Lebenserwartung.

Abbildung 5: Roboterassistierte Nierenkrebsoperation. Die Fluoreszenzbildgebung diskriminiert normales Tumorgewebe von der normalen Niere (links). Die Da-Vinci-Technologie erleichert den Nierenverschluss (rechts). 

Abbildung 5: Roboterassistierte Nierenkrebsoperation. Die Fluoreszenzbildgebung diskriminiert normales Tumorgewebe von der normalen Niere (links). Die Da-Vinci-Technologie erleichert den Nierenverschluss (rechts).

Nachbetreuung und Tumorkontrolle

Im Urologischen Tumorzentrum Winterthur werden die Patienten langfristig und in der Regel durch den Operateur persönlich nachkontrolliert. Gerade in den ersten Monaten zur Wiedererlangung von Kontinenz und Potenz ist eine engmaschige Nachbetreuung wichtig. Damit kann man den Patienten auch Sicherheit im Verarbeiten ihrer Krebskrankheit ermöglichen. Rückfälle werden damit frühzeitig erkannt und zielgerichtet behandelt. Die onkologischen und funktionellen Resultate aller Eingriffe im Urologischen Tumorzentrum Winterthur werden laufend erfasst, für die Zentrumsrezertifizierung offengelegt und für Kongressmitteilungen und Publikationen aufgearbeitet.

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Eine Antwort zu “So geht es nach der Krebsdiagnose weiter”

  1. Ich wusste nicht, dass der Prostatakrebs der häufigste Krebs des Mannes ist. Bei meiner letzten Untersuchung wurde ein Tumor entdeckt. Er wurde zum Glück frühzeitig entdeckt und kann auch gut behandelt werden. Ich werde für die Behandlung die nächsten Tage einen Facharzt für Onkologie aufsuchen.

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