Die einzigartige Lebensschule in den Bündner Bergen
Das Gymnasium & Internat Kloster Disentis vereint 1400 Jahre Tradition mit moderner Pädagogik. Im Gespräch erklärt Rektor Tom Etter, warum ein Internatsaufenthalt junge Menschen nicht nur schulisch fördert, sondern sie auch zu verantwortungsbewussten, selbstständigen Persönlichkeiten formt.

Tom Etter
Rektor
Herr Etter, viele Eltern fragen sich, ob ein Internat die richtige Wahl für ihr Kind ist. Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Vorteile einer Ausbildung und Erziehung in einem Internatsumfeld?
Diese Frage bewegt viele Eltern zutiefst. Oftmals besteht die unbegründete Befürchtung, als «Rabeneltern» zu gelten, falls sie ihre Kinder in ein Internat schicken. Denn leider halten sich hartnäckig negative Stereotypen aus vergangenen Zeiten in den Köpfen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Kinder erhalten durch das Internatsumfeld eine einzigartige Erfahrung, die sie ausserhalb der gewohnten familiären Strukturen in einem enorm vielfältigen Umfeld machen können. Unser Internat ist weit mehr als nur eine Schule – es ist ein eigener Kosmos. Dieser Lebensraum fördert ein enormes persönliches Wachstum und formt die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler auf nachhaltige Art und Weise. Denn nebst der schulischen Förderung entwickeln sich auch die sozialen Kompetenzen ausserordentlich und werden durch das gemeinschaftliche Leben gestärkt.
Woher kommen die Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium & Internat Kloster Disentis besuchen?
Unsere Schülerschaft stammt aus der ganzen Schweiz, aber auch aus dem Ausland. Diese kulturelle Vielfalt ist ein zusätzlicher Mehrwert, da die Jugendlichen durch den täglichen Kontakt mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern und Kulturen ihren Horizont erweitern können.
Wer kümmert sich im Internat um die jungen Leute?
Das Internat verfügt über ein eigenes spezialisiertes Betreuungsteam, das sich vollumfänglich um das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler kümmert. Die Verantwortung dafür liegt also nicht beim Lehrkörper. Das Betreuungsteam ist sehr vielfältig besetzt: Die Leiterin hat Psychologie und Leadership studiert, ihre Stellvertreterin ist Sozialpädagogin und auch eine Krankenschwester gehört dazu. Die Mitarbeitenden kommen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, was den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, eine Vertrauensperson zu finden, die ihren individuellen Bedürfnissen am besten entspricht.
Wir sind nicht nur eine Schule, sondern eine Lebenserfahrung. Ein Internatsaufenthalt tut dem eigenen Kind gut und entlastet zudem die Familie, was nicht unerwähnt bleiben darf. – Tom Etter, Rektor
Das Kloster Disentis hat eine lange Tradition. Wie schafft es die Schule, die Werte und das Erbe des Klosters in den modernen Internatsalltag zu integrieren?
Wie alle modernen Bildungseinrichtungen sind auch wir bestrebt, mit den aktuellen pädagogischen Entwicklungen Schritt zu halten. Als staatlich anerkanntes Gymnasium sind zeitgemässe pädagogische Infrastrukturen und Inhalte für uns selbstverständlich. Gleichzeitig pflegen wir in der Tat eine besondere Kultur und können auf eine Geschichte blicken, die rund 1400 Jahre zurückreicht. Dieser Tradition haben wir in unserem Codex verankert, der die Werte Respekt, Achtsamkeit und Verlässlichkeit für Schüler und Angestellte festschreibt. Was Eltern besonders schätzen, ist die Tatsache, dass das Internatsleben entscheidende Soft Skills vermittelt, die im späteren Berufsleben von grosser Bedeutung sind. Selbstständigkeit, Gemeinschaftssinn und Verantwortungsbewusstsein durchlaufen bei uns eine enorme Entwicklung.
Wie geht man mit Heimweh um, insbesondere bei jüngeren Schülerinnen und Schülern?
Wir bieten Internatsplätze ab der 7. Klasse bis zur Maturität an. Bei dem Wechsel ins Internatsleben kann Heimweh durchaus ein Thema sein. Unsere Mitarbeitenden sind aber bestens auf solche Situationen vorbereitet und wissen, wie sie Betroffene wirksam unterstützen können. Da unsere Schweizer Schülerinnen und Schüler am Wochenende meistens nach Hause zurückkehren, hält sich das Heimweh in Grenzen.
Handys im Unterricht sind an vielen Schulen ein heikles Thema. Wie wird das in Disentis gehandhabt?
Der Umgang mit digitalen Geräten ist auch für uns eine ständige Herausforderung. In der 7. und 8. Klasse müssen die Schülerinnen und Schüler ihre Handys morgens abgeben und erhalten sie erst nach dem Unterricht zurück. Sie werden in einer dafür vorgesehenen Kiste sicher aufbewahrt. Bei den älteren Schülerinnen und Schülern wird mehr Eigenverantwortung vorausgesetzt, was in den meisten Fällen gut funktioniert. Wir haben jedoch stets ein wachsames Auge auf das Verhalten der Jugendlichen. Wenn wir etwa Anzeichen wie Müdigkeit im Unterricht oder einen Leistungsabfall bemerken, kann das ein Indiz für nächtliche Handynutzung sein. In solchen Fällen suchen wir aktiv das Gespräch mit den Betroffenen. Obwohl wir das «Bring your own Device»-Modell anwenden, muss ein Gesuch gestellt werden, um ein Gerät im Schulalltag nutzen zu dürfen. Im Speisesaal gilt zudem ein striktes Handyverbot, um den persönlichen Austausch zu fördern.
Können Sie uns einen Einblick in den Alltag der Schülerinnen und Schüler geben? Wie sieht ein typischer Tag am Gymnasium & Internat Kloster Disentis aus?
Der Tag wird vor allem durch den Morgen- und Nachmittagsunterricht strukturiert. Nach der Schule sind für alle obligatorische Lernzeiten vorgesehen, wobei diese auch von der individuellen Leistung abhängen. Die Freizeitgestaltung ist sehr vielfältig und wird oft von den Schülerinnen und Schülern selbst organisiert, mit Angeboten wie Sport, Kochgruppen oder Diskussionsrunden. Der Mittwochnachmittag ist für die unteren Klassen unterrichtsfrei. Da wir uns nur 15 Minuten vom Skigebiet entfernt befinden, ist Wintersport sehr beliebt. Wir haben auch sehr ambitionierte Sportlerinnen und Sportler, die für ihr Training vom Unterricht freigestellt werden können. Zum Abendessen müssen dann wieder alle anwesend sein und um 21 Uhr gibt es noch einen letzten Imbiss. Vor dem Lichterlöschen unternimmt das Betreuerteam dann einen abschliessenden Rundgang.
Welche Botschaft möchten Sie Eltern und Jugendlichen mit auf den Weg geben, die gerade vor der Frage stehen, ob ein Internat wie das Kloster Disentis der richtige Schritt für ihre Zukunft ist?
Wir sind nicht nur eine Schule, sondern eine Lebenserfahrung. Ein Internatsaufenthalt tut dem eigenen Kind gut und entlastet zudem die Familie, was nicht unerwähnt bleiben darf. Wir bieten eine hervorragende Struktur und es zeigt sich immer wieder, dass das familiäre Zusammenleben an den Wochenenden an Qualität und Harmonie gewinnt. Unsere Schülerinnen und Schüler erleben eine gesunde Umgebung in einer wundervollen Berglandschaft. Das wirkt sich überaus positiv auf ihre Entwicklung aus: Wir hören oft von Eltern, dass ihre Kinder aufblühen, selbstständiger werden und offener auf andere Menschen zugehen. Und dass die Zeit bei uns die Menschen nachhaltig positiv prägt, beweisen auch die lebenslangen Beziehungen, die wir zu unseren Ehemaligen pflegen. Erst kürzlich durften wir das 70-Jahr-Maturajubiläum eines Jahrgangs feiern.
Kann man sich die Schule und das Internat anschauen?
Absolut. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, ist herzlich eingeladen, uns zu besuchen. Nach einer kurzen telefonischen Anmeldung kann man die Atmosphäre vor Ort hautnah erleben.
Weitere Informationen unter gymnasium-disentis.ch

Wissenswertes zur Schule
Die überschaubare Grösse mit ca. 150 Schülerinnen und Schülern trägt dazu bei, dass der Aufenthalt im Gymnasium als herzliche und familiäre Atmosphäre wahrgenommen wird. Diese besonderen Verhältnisse sowie die gezielte Förderung jeder und jedes Einzelnen ermöglichen eine persönliche Entfaltung und die volle Ausschöpfung des vorhandenen Potenzials. Damit die Qualität des Gymnasiums gewährleistet ist, wird die Schule regelmässig einer Kontrolle durch zem-ces unterzogen und erbringt dabei den Qualitätsnachweis, dass die Anforderungen zum Q2E-Master (Qualität durch Evaluation und Entwicklung) erfüllt werden.
Das Gymnasium & Internat Kloster Disentis befindet sich auf dem Gelände des Klosters Disentis, das älteste Benediktinerkloster nördlich der Alpen. Die benediktinische Gastfreundschaft spürt und erlebt man unter anderem auch im klostereigenen Hotel, das über ein öffentliches Restaurant mit Gartenterrasse sowie diverse Seminarräume verfügt.

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