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Jugend Finanzen Interview

Fabio Marchesin: «Wer selbstbestimmt leben will, muss mit Geld umgehen können»

26.06.2025
von Sarah Steiner

Fabio Marchesin alias FinanzFabio zeigt, dass Finanzwissen nicht trocken oder elitär sein muss – sondern einfach, ehrlich und alltagsnah sein kann. Im Interview spricht er über seinen Weg, die Bedeutung von finanzieller Eigenverantwortung und warum junge Menschen heute mehr denn je lernen müssen, mit Geld umzugehen.

Fabio Marchesin,Finanzexperte, Unternehmer & Content-Creator

Fabio Marchesin
Finanzexperte, Unternehmer & Content-Creator

Fabio Marchesin, wie kamst du dazu, dein Finanzwissen öffentlich zu teilen – und daraus einen Beruf zu machen?

Ich war schon immer in der Finanzbranche tätig und habe nebenbei einen Blog gestartet, nachdem ich Rich Dad Poor Dad gelesen hatte – simpel, aber augenöffnend. Mir wurde klar: So ein Zugang zu Geldwissen fehlt in der Schweiz. Der Blog kam gut an, es folgten Medienanfragen, der Aufbau meiner Social-Media-Kanäle, Podcasts, Newsletters – alles wuchs organisch. Als meine Partnerin schwanger wurde, entschieden wir, dass sie ein Jahr zu Hause bleibt – ihr Lohn fiel weg. Ich war 80 Prozent angestellt, baute FinanzFabio aus, hatte Familie – das wurde mir alles zu viel und irgendwann war klar: Ich muss mich entscheiden. Und ich entschied mich für das, was mir am meisten Freude macht.

Warum ist es dir wichtig, dein Wissen weiterzugeben – und zwar auf deine eigene Art?

Ich verstehe die Schweizer Zurückhaltung beim Thema Geld nicht. Offen über Finanzen zu sprechen, schadet niemandem – im Gegenteil, man kann viel voneinander lernen. Die Bank bringt dir das Wissen nicht bei, die Schule auch nicht. Und zu Hause lernt man oft nur: Sparen. Aber in Zeiten von Nullzinsen reicht das nicht. Heute musst du investieren – und das musst du irgendwo lernen.

Warum ist finanzielle Bildung gerade für junge Menschen so wichtig?

Weil sie heute alle Möglichkeiten haben – aber auch alle Versuchungen. Alles ist nur einen Klick entfernt. Gleichzeitig gibt es enorm viel Wissen über Podcasts oder Social Media. Wer selbstbestimmt leben will, muss mit Geld umgehen können.

Offen über Finanzen zu sprechen, schadet niemandem – im Gegenteil, man kann viel voneinander lernen. – Fabio Marchesin, Finanzexperte, Unternehmer & Content-Creator

Was bedeutet finanzielle Bildung für Selbstbestimmung und Freiheit?

Alles. Viele arbeiten 100 Prozent, weil sie müssen – nicht, weil sie wollen.

Macht Geld denn glücklich?

Kein Geld macht unglücklich. Wenn du Mitte Monat nicht weisst, wie du Essen zahlen sollst, brauchst du mir nicht erzählen, dass du glücklich bist. Geld löst viele Probleme – und du kannst Gutes damit tun.

Wie sollte man konkret anfangen – zum Beispiel beim ersten Lohn?

Den ersten Lohn darf man ruhig mal feiern. Aber danach gilt: Zahl dich zuerst selbst.

  1. Am 25.: Bezahle dich zuerst: Säule 3a, aufs Sparkonto oder investieren.
  2. Am 26.: Bezahle alle Fixkosten via Dauerauftrag oder LSV.
  3. Ende Monat: Rechnungen zahlen.
  4. Am 1.: was übrig bleibt, ist dein Monatsbudget. Wenns schwerfällt: Bargeld hilft – Wochenumschläge bringen Überblick.

Und dein wichtigster Tipp an die Gen Z?

Gib weniger aus, als du einnimmst. Viele haben keinen Überblick über Fixkosten oder unterschätzen laufende Verpflichtungen. Ein iPhone für 1400 Franken ist das eine – aber wenn du dir das Abo nicht leisten kannst, bringt dir das Gerät nichts. Und lerne, wie Steuern funktionieren – das ist die grösste Schuldenfalle für Junge.

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