Standardisierte Mahnschreiben, begleitet von Druck und Drohkulisse? Inkasso hat bei vielen Menschen einen schlechten Ruf. Dass es auch anders geht, zeigt Pair Finance. Das Berliner Fintech-Unternehmen nutzt künstliche Intelligenz (KI), Verhaltenspsychologie und Data-Science, um das Forderungsmanagement neu zu definieren – effizient, digital und verbraucherorientiert.

Stephan Stricker
Gründer und CEO
Herr Stricker, welchen Vorteil bieten KI-gestützte Inkassoprozesse?
Die Ansprache ist sehr individuell und damit viel erfolgreicher, als dies ohne KI der Fall ist. Bei Pair Finance werten wir rund zehn Milliarden Datenpunkte aus. Damit können wir Menschen sehr genau typologisieren und individuell ansprechen, vom Zeitpunkt über den Kanal bis zur Tonalität oder zu den angebotenen Zahlungsmethoden. Ein Beispiel: Ein »Morgenmensch« reagiert vielleicht montags per E-Mail mit PayPal am besten, ein anderer freitags via WhatsApp mit Ratenzahlung.
Woher stammen die Daten?
Wir arbeiten mit Clustern. Unsere Mandanten – Blue-Chip-Unternehmen verschiedenster Branchen, von E-Commerce bis Telekommunikation – übergeben uns Basisdaten wie Name, Adresse, E-Mail oder Forderungshöhe. Darauf bauen wir auf, etwa durch Analyse der E-Mail-Struktur oder der regionalen Zuordnung. Am Ende entstehen Clustergruppen mit ähnlichem Kommunikationsverhalten. Innerhalb dieser lernt die KI kontinuierlich dazu und passt die Kommunikation an.
Wie stellen Sie sicher, dass die Ansprache effizient und zugleich fair bleibt?
Verbraucherorientierung ist unser Leitprinzip. Alle Nachrichten sind respektvoll formuliert. Unser Ziel ist, eine Lösung zu finden, bevor teure rechtliche Schritte nötig werden. Bei Mandanten wie Verbraucher:innen kommt das gut an; die Bewertungen, die wir erhalten, sprechen für sich: Auf Trustpilot ranken wir mit 4,7 von 5 Sternen, während der Branchendurchschnitt bei etwa 2,0 liegt.
Wer über strukturierte Daten verfügt, hat den entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Das hat das Marketing vorgemacht und wir zeigen es jetzt im Inkasso. Aus einem kleinen Berliner Start-up sind wir so in wenigen Jahren zu einem der größten europäischen Fintech-Player gewachsen – dank Technologie, Datenintelligenz und Verbraucherorientierung. – Stephan Stricker, Gründer und CEO
Und wie schaffen Sie den Spagat zwischen Innovation und Datenschutz?
Das ist ein zentrales Anliegen. Wir haben ein starkes Compliance-Team und arbeiten eng mit externen Datenschützern zusammen. Jeder KI-Einsatz wird geprüft. Alle Texte beispielsweise wurden ursprünglich von unserem Verhaltensforschungsteam erstellt. Die KI kombiniert nur die einzelnen Bausteine. So entstehen keine Verzerrungen oder unangemessenen Inhalte. Es ist ein kontrolliertes System, das Innovation und rechtliche Sicherheit verbindet.
Funktioniert Ihr Service auch über Ländergrenzen hinweg?
Absolut, wir sind schon jetzt in zehn Ländern aktiv. Unsere Plattform ist länderagnostisch, wir passen nur Sprache und Konfiguration an – etwa in den Niederlanden, wo nicht am Wochenende kommuniziert werden darf. Der technische Unterbau ist jedoch identisch. Für Auftraggeber bedeutet das: Sie haben einen Vertrag, ein Dashboard, einen Ansprechpartner. Das schont Ressourcen und erleichtert das internationale Forderungsmanagement enorm.
Lassen sich die Erfolge Ihrer Methode beziffern?
Unsere Rückführungsquote liegt etwa 15 bis 20 Prozent über der von klassischen Inkassounternehmen. Für unsere Mandanten heißt das: sofort mehr Liquidität und Gewinn, da jeder realisierte Euro direkt in den Cashflow fließt.
Weitere Informationen
Das Berliner Fintech Pair Finance nutzt sehr erfolgreich KI für digitales, verbraucherorientiertes Inkasso, unter anderem für Kunden wie Sixt, Klarna und Zalando.
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