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Künstliche Intelligenz Industrie

Revolution im Maschinenraum dank generativer KI

26.03.2025
von Thomas Soltau

Die industrielle Landschaft steht vor einem Paradigmenwechsel: Durch die Integration von generativer künstlicher Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR) werden Maschinenbedienung und Mitarbeiterschulung auf ein neues Level gehoben. Neue Technologien ergänzen das Fachwissen der Mitarbeitenden durch intelligente, interaktive Unterstützung.

Die Einführung von generativer KI und VR in der Maschinenbedienung markiert einen bedeutenden Fortschritt in der industriellen Praxis. Traditionell erforderte die Steuerung komplexer Maschinen umfangreiche Schulungen und jahrelange Erfahrung. Mit dem Einsatz dieser Technologien können Mitarbeitende nun in einer virtuellen Umgebung interagieren, die realistische Simulationen bietet. Ein Szenario, das es erlaubt, Maschinen in einer sicheren Umgebung zu bedienen – ohne Fehler, die reale Konsequenzen nach sich ziehen würden. Für Unternehmen liegt der Vorteil auf der Hand: Sie profitieren von reduzierten Stillstandzeiten, schnelleren Fehlerbehebungen und erhöhter Arbeitssicherheit. Die Zukunft verspricht durch die Kombination von generativer KI, Augmented Reality (AR), maschinellem Lernen und VR eine noch intuitivere Maschinensteuerung und effektivere Schulungen – eine spannende Entwicklung für die Industrie 4.0.

Als bemerkenswertes Beispiel für die KI-Revolution gilt der «Siemens Industrial Copilot». Ein Produkt, das die Programmierung von Industrierobotern in natürlicher Sprache ermöglicht. Michael May, Leiter der KI-Einheit von Siemens, hebt in einem Interview die Bedeutung dieser Entwicklung hervor: «Die Technologie ermöglicht die Programmierung von Industrierobotern in natürlicher Sprache, was die Effizienz verbessert.» Siemens besitzt ein aussergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal: Eine unscheinbare kleine Box, die jede dritte Maschine weltweit steuert, bildet das Herzstück des Erfolgs.

Effizienzsteigerung und Wirtschaftswachstum

Jede Implementierung von generativer KI und VR führt zu erheblichen Effizienzsteigerungen. Laut einer Studie der Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, könnten in der Schweiz diese Technologien das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2030 um bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken erhöhen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 0,5 bis 0,8 Prozent, ein Spitzenwert in Europa. Der wirtschaftliche Nutzen generativer KI für einzelne Länder wird massgeblich von den jeweiligen Rahmenbedingungen, dem Tempo der technologischen Einführung und der Zusammensetzung der Wirtschaftszweige beeinflusst. Besonders profitieren Branchen wie die Technologie- und Softwareindustrie, Medien, Pharma und Finanzdienstleistungen. Diese Sektoren sind in der Schweiz stark vertreten und könnten durch den Einsatz von generativer KI und VR erhebliche Produktivitätsgewinne erzielen.

Mitarbeiterschulung neu definiert

Wie erwähnt ist die Schulung von Mitarbeitenden ein Bereich, der durch diese Technologien revolutioniert wird. Traditionelle Schulungsmethoden sind oft zeitaufwendig und teuer. Mit VR lassen sich realistische Szenarien erstellen, in denen Mitarbeitende praxisnah und interaktiv lernen können. Ein Umstand, der zu einer schnelleren Einarbeitung und einem tieferen Verständnis der Maschinen und Prozesse führt.

Die Schweiz hat das Potenzial, sich zu einem globalen KI-Hub zu entwickeln. – Hans Gersbach, Co-Direktor Konjunkturforschungsstelle, ETH Zürich

Prinzipiell ermöglicht generative KI personalisierte Lernpfade, die sich an den individuellen Bedürfnissen und dem Fortschritt der Lernenden orientieren. Eine erhöhte Effektivität der Schulungen bereitet Mitarbeitende optimal auf ihre Aufgaben vor.

Herausforderungen und ethische Überlegungen

Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Implementierung dieser Technologien. Hans Gersbach, Co-Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich, warnt sogar vor möglichen Risiken: «Wenn die KI physische Prozesse oder sogar kritische Infrastrukturen steuert, kann es Risiken für die Gesundheit oder Sicherheit geben.» Es ist daher entscheidend, dass bei der Integration von generativer KI und VR strenge Sicherheitsstandards eingehalten werden. In den Fokus rücken zudem ethische Fragen wie der Schutz von persönlichen Daten und die Vermeidung von Diskriminierung.

Die Rolle der Schweiz als KI-Hub

Mit ihrer starken Forschungslandschaft und der Präsenz führender Technologieunternehmen bietet sie ideale Voraussetzungen für Innovationen in diesem Bereich. Gersbach betont: «Die Schweiz hat das Potenzial, sich zu einem globalen KI-Hub zu entwickeln.» Um dieses Potenzial auszuschöpfen, muss die Schweiz eine ausgewogene Regulierung verfolgen, die Innovation fördert und gleichzeitig Risiken minimiert. Als eine Möglichkeit bietet sich die Anpassung bestehender Gesetze und die Schaffung neuer Richtlinien an, die den spezifischen Anforderungen von KI und VR entsprechen.

Zukunft der Industrie 4.0

Die Kombination von generativer KI, VR, AR und maschinellem Lernen verspricht eine noch engere Verschmelzung von Mensch und Maschine. In der Zukunft könnten Maschinen intuitive Schnittstellen bieten, die es Mitarbeitenden ermöglichen, sie durch einfache Gesten oder Sprachbefehle zu steuern. Schulungen in vollständig virtuellen Welten mit realistischen und risikofreien Trainingsumgebungen wären auch keine Utopie mehr.
Diese Entwicklungen werden nicht nur die Effizienz und Sicherheit in der Industrie erhöhen, sondern auch neue Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen ermöglichen.

Unternehmen, die frühzeitig in diese Technologien investieren und ihre Mitarbeitenden entsprechend schulen, werden einen Wettbewerbsvorteil haben und die Zukunft der Industrie 4.0 aktiv mitgestalten.

Die Schweiz, mit ihrer starken Position in den relevanten Branchen und ihrer Innovationskraft, steht an der Schwelle, ein führender Akteur in diesem Transformationsprozess zu werden. Es liegt an Unternehmen, Politik und Gesellschaft, diese Chance zu ergreifen und die Zukunft der Industrie aktiv zu gestalten.

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