Digitale Transformation, Predictive Analytics, Prozessautomatisierung, Internet der Dinge. Diese Schlagwörter fliegen in jedem Technologieunternehmen und Thinktank umher. Aber nicht zu Unrecht, denn diese Innovationen stellen die altbekannte Arbeitswelt auf den Kopf.
Die vierte industrielle Revolution oder Industrie 4.0 ist der Oberbegriff für den rasanten technologischen Fortschritt des 21. Jahrhunderts. Getauft wurde sie 2016 vom Gründer des WEF. Ihre Hauptbestandteile sind die künstliche Intelligenz, die zunehmende Automatisierung vieler Prozesse und das Internet der Dinge. Der technologische Wandel fordert eine Hinterfragung bestehender Unternehmensstrukturen und Arbeitspraxen – ganz wie bei der Einführung des angetriebenen Fließbandes im Jahre 1804.
Optimierung durch KI
Die künstliche Intelligenz bietet eine enorm breite Anwendung über praktisch alle Sektoren. Zwar denkt man im ersten Moment an Tools wie ChatGPT, aber KI ist auch ein zentraler Treiber in Robotik, Automation und Datenanalyse. Neben der klassischen industriellen Anwendung positioniert sie sich zudem in Bereichen wie der Agrikultur, zum Beispiel indem Landwirte in Echtzeit Informationen über die Reife der Pflanzen und den Bewässerungsstand der Erde erhalten.
Arbeitnehmende aller Branchen und Berufsprofile müssen sich anpassen, neue Technologien und Arbeitsprozesse erlernen und sich weiterbilden.
Eine weitere KI-basierte Komponente der Industrie 4.0 sind sogenannte Smart Factorys. In solchen werden beispielsweise logistische Arbeiten mit minimaler menschlicher Interaktion ausgeführt. Dies gelingt dank des Internets der Dinge, zu Englisch Internet of Things (IoT). Damit kommunizieren die Maschinen konstant miteinander und lassen auch direkte Interventionen und Anpassungen durch Mitarbeitende zu. Solche Prozesse erlauben eine effizientere Verbindung zur Lieferkette und unterstützen die Optimierung von Produktionsabläufen.
Vernetzung von Mensch und Maschine
Das wohl erste Projekt, das eine konstante Kommunikation zwischen zwei Geräten erlaubte, war ein Getränkeautomat. Im Jahre 1982 installierten Studenten der Carnegie Mellon University in Amerika ein Interface in einem Coca-Cola-Automaten, welches Informationen über den Bestand und die Innentemperatur des Gehäuses lieferte. Ein simples Konzept, aber es war ein prominentes, frühes Beispiel der möglichen Applikationen des IoT.
Neben der Industrie und Produktion bietet das IoT auch auf Konsumseite unzählige Anwendungsmöglichkeiten. Zum Beispiel kann das eigene Haus automatisiert werden, indem Bestandteile wie Heizung, Licht, Medien- und Sicherheitssysteme ihre Aufgaben selbstständig ausführen. Ebenso findet es auch Anklang in der Medizin und Altenpflege. So können Patient:innen und Bewohnende überwacht werden. Und es gibt mittlerweile Sensoren, die spezifisch auf Stürze oder Schlaganfälle ausgelegt sind und das Personal sofort alarmieren können.
Technologie als Hellseher
Prädiktive Analyse erlaubt es Unternehmen, die mit großen Datenmengen arbeiten, Beziehungen und Muster frühzeitig zu erkennen. Dies bedarf eines gezielten Einsatzes von KI, Machine-Learning, Data-Mining und der Umwandlung der Daten in Modelle. Daraus können fundierte Voraussagen gemacht und zum Beispiel ein Kreditkartenbetrug in Echtzeit erkannt werden. Ein Vorbehalt: Die Genauigkeit der Voraussage hängt enorm stark von der Qualität der zur Verfügung stehenden Daten ab.
Eine Applikation, die bei großen Unternehmen immer mehr Anklang findet, ist die Personalisierung von Marketingkampagnen. Anstelle der immer gleichen Standard-E-Mails und -Briefe können Offerten mithilfe von prädiktiver Analyse nach Maß erstellt werden. Das Datenmodell berechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Angebot angenommen wird, und bietet Verbesserungsvorschläge, um die Chancen zu erhöhen.
Industrie 5.0
Ganz im Geiste der Innovation entwickeln manche Expert:innen und Unternehmen bereits Konzepte und Strategien für die fünfte industrielle Revolution. Die Beschreibung der Industrie 5.0 prognostiziert, dass ein Paradigmenwechsel weg von der industriellen Effizienz und näher zur Kultivierung eines gesunden Sozialwesens und der Führung einer nachhaltigen Wirtschaft stattfinden soll. Das zentrale Ethos ist: »Der Mensch wird nicht verdrängt, sondern gestärkt.« So spricht sie die zentrale Angst vieler Arbeitnehmender an, von Maschinen ersetzt zu werden und ihren Job zu verlieren.
Doch so ein technologisches Idyll kann nicht ohne die Überwindung von beträchtlichen Herausforderungen erreicht werden. Arbeitnehmende aller Branchen und Berufsprofile müssen sich anpassen, neue Technologien und Arbeitsprozesse erlernen und sich weiterbilden. Ebenso kommen Fragen über den Datenschutz und die Cybersicherheit auf. Je größer die Datenmengen sind, desto attraktiver sind sie für Menschen, die sie missbrauchen. Und die zunehmende Digitalisierung bietet automatisch auch mehr Angriffsfläche für Cyberkriminelle.
Um vollständig von den Vorteilen der Industrie 4.0, und später 5.0, profitieren zu können, müssen Unternehmen eine robuste Dateninfrastruktur aufbauen, den nahtlosen Austausch dieser Daten sicherstellen und einen menschenzentrierten Ansatz anpeilen. Innovation, Sicherheit und Kreativität bleiben dabei das höchste Gebot.
Schreibe einen Kommentar