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IT

Digitale Souveränität: Wie die Schweiz ihre Cloud-Zukunft gestaltet

04.10.2025
von SMA

Die Schweiz steht vor einer digitalen Weggabelung: Immer mehr Daten werden in die Cloud verlagert, doch die Frage nach Kontrolle und Verantwortung bleibt bestehen. Zwischen globalen Anbietern und nationaler Kontrolle sucht das Land nach Lösungen, die Sicherheit, Effizienz und Eigenständigkeit vereinen – eine zentrale Herausforderung für Behörden und Unternehmen gleichermassen.

Man stelle sich vor: Ein mittelständisches Finanzunternehmen in der Schweiz plant, Kundendaten in der Cloud zu verwalten, um Analyseprozesse zu beschleunigen und Entscheidungen auf Basis aktueller Informationen treffen zu können. Die Auswahl reicht von internationalen Plattformen, die hohe Flexibilität und bekannte Technologien bieten, bis hin zu nationalen Cloud-Anbietern, die garantieren, dass sämtliche Daten innerhalb der Schweiz verbleiben. Diese Wahl hat weitreichende Konsequenzen: Sie betrifft Compliance, Datensicherheit und das Vertrauen der Kundinnen und Kunden, aber auch die langfristige strategische Unabhängigkeit des Unternehmens.

Digitale Souveränität bezeichnet die Fähigkeit, digitale Technologien unabhängig, selbstbestimmt und verantwortungsvoll einzusetzen. Für die Schweiz, die international in Finanzdienstleistungen, Forschung und Innovation vernetzt ist, bedeutet dies insbesondere, Kontrolle über sensible Daten zu behalten. Wesentliche Fragen betreffen den Speicherort der Daten, Zugriffsrechte und die Verarbeitungsvorgänge – unabhängig von ausländischen Cloud-Anbietern.

Chancen und Herausforderungen der Cloud

Cloud-Computing eröffnet neue Möglichkeiten:

  • Skalierbare Speicherlösungen, die an den Bedarf angepasst werden können
  • Flexible Rechenkapazitäten für komplexe Anwendungen
  • Kosteneffizienz durch Verzicht auf eigene Hardware

Gleichzeitig ergeben sich Risiken. Daten auf Servern im Ausland unterliegen nicht automatisch den Schweizer Datenschutzgesetzen und die Abgängigkeit von internationalen Anbietern kann politische und wirtschaftliche Unsicherheiten erhöhen.

Digitale Souveränität hängt nicht allein von der Infrastruktur ab. Fachkräfte müssen in der Lage sein, Technologien verantwortungsvoll zu nutzen.

Ein Beispiel: Ein Forschungsinstitut möchte Patientendaten für klinische Studien speichern und analysieren. Werden die Daten auf internationalen Servern abgelegt, können unterschiedliche Rechtslagen und Zugriffsmöglichkeiten in Drittländern entstehen. Ein nationaler Cloud-Dienst gewährleistet dagegen die Einhaltung schweizerischer Datenschutz- und Sicherheitsvorschriften, reduziert regulatorische Risiken und erleichtert die Einhaltung ethischer Standards.

Strategien für nationale digitale Souveränität

Die Schweiz verfolgt einen pragmatischen Ansatz: Staatliche Stellen fördern sowohl die Nutzung internationaler Plattformen unter klar definierten Sicherheits- und Datenschutzauflagen als auch den Aufbau lokaler Cloud-Lösungen. Öffentliche Ausschreibungen, Förderprogramme und gesetzliche Rahmenbedingungen sollen sicherstellen, dass Unternehmen und Behörden Zugriff auf rechtlich konforme und technisch sichere Dienste haben. Ergänzend werden Standards für Verschlüsselung, Zugriffskontrolle und Datenmanagement definiert, um ein hohes Mass an Sicherheit zu gewährleisten.

Wirtschaftliche Perspektiven

Die Nachfrage nach Cloud-Diensten, die Anforderungen erfüllen, steigt insbesondere in Finanzwesen, Gesundheitswesen und Forschung. Schweizer Anbieter entwickeln Plattformen, die Flexibilität, Skalierbarkeit und Rechtssicherheit verbinden. Unternehmen können dadurch digitale Innovationen nutzen, ohne Abhängigkeiten von ausländischen Anbietern einzugehen und gleichzeitig die Anforderungen von Datenschutz und Compliance erfüllen.

Kompetenzaufbau und Bildung

Digitale Souveränität hängt nicht allein von der Infrastruktur ab. Fachkräfte müssen in der Lage sein, Technologien verantwortungsvoll zu nutzen. Schulen, Hochschulen und Unternehmen setzen daher auf Ausbildung, Weiterbildung und Forschung, um Expertise im sicheren Umgang mit Cloud-Diensten und sensiblen Daten zu entwickeln. Dies umfasst sowohl technische Fähigkeiten als auch Kenntnisse der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Die digitale Souveränität bleibt ein dynamisches Zusammenspiel aus Technologie, Recht und Wirtschaft. Die Schweiz muss die Balance zwischen internationaler Vernetzung und nationaler Kontrolle finden. Erfolg wird daran gemessen, inwiefern technologische Innovationen genutzt werden können, ohne die Datenhoheit zu verlieren und wie gut Sicherheits- und Datenschutzstandards in der Praxis umgesetzt werden. Cloud-Lösungen, Kompetenzaufbau und klare gesetzliche Rahmenbedingungen bilden dabei die zentralen Säulen für eine souveräne digitale Zukunft.

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