die zukunft  arbeit neu denken
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Business Deutschland Editorial

Die Zukunft der Arbeit neu denken

08.10.2025
von SMA
Jörg Staff, Vorstand der Gesellschaft für Personalführung (DGFP),Future Advisor Zukunftsinstitut

Jörg Staff
Vorstand der Gesellschaft für Personalführung (DGFP), Future Advisor Zukunftsinstitut

Liebe Leserinnen und Leser, kaum ein Lebensbereich verändert sich rasanter als unsere Arbeitswelt. Die öffentliche Debatte über die »Zukunft der Arbeit« kreist oft nur um Büro- oder Home-Office Arbeit, Flexibilität der Arbeit und Vier-Tage-Woche. Die eigentlichen Treiber der Veränderung sind jedoch künstliche Intelligenz, Automatisierung, Fachkräftemangel und Demografie: Sie verändern Aufgaben, Berufe, Karrieren, Erwartungen und zukunftsfähige Fähigkeiten grundlegend – und das mit zunehmender Geschwindigkeit. Der gesamte Arbeitsmarkt ist in einem tiefgreifenden Wandel.   Digitalisierung, Deglobalisierung, Individualisierung und Multigenerationen prägen die Rahmenbedingungen. Die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt verschieben sich zunehmend zugunsten der Mitarbeitenden. Unternehmen und Organisationen müssen sich schneller anpassen als je zuvor und Menschen, die bisher auf statisches Wissen setzen, laufen Gefahr, abgehängt zu werden. 

Das Paradox der Arbeitswelt

Deutschlands Unternehmen und Organisationen stehen vor einer großen Herausforderung: Aktuell ist die Zahl der offenen Stellen rückläufig und liegt bei ca. 1 Million Fachkräftestellen. Prognosen zeigen bis 2030 bis zu fünf Millionen fehlende Fachkräfte. Neue Technologien wie KI und Automatisierungen oder Demografie schließen diese Lücke nicht. Gefragt ist ein neues Verständnis von Führung, Personalmanagement und Unternehmenskultur. Skills veralten heute in zwei bis fünf Jahren. Die gute Nachricht bleibt: Jede technologische Revolution in der Geschichte hat mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet. Ein HR-Management, das diesen Übergang aktiv gestaltet, sichert die Zukunftsfähigkeit ihrer Belegschaften.

Die neue DNA der Belegschaft: Zukunftsfähigkeit

Nur elf Prozent der Beschäftigten gelten laut der »Global Workforce of the Future«-Studie der Adecco Group als »zukunftsfähig«. Diese Pioniere zeichnen sich durch drei Kernqualitäten aus: eine hohe Anpassungsfähigkeit, eine ausgeprägte technologische Versiertheit und eine durchgängige Proaktivität in ihrer eigenen Weiterentwicklung. Sie fürchten den Wandel nicht, sondern sehen ihn als Chance. Unternehmen schaffen Vorteile, wenn sie diese Qualitäten für alle erlebbar machen. Upskilling, Reskilling und eine gelebte Lernkultur sind der Schlüssel für zukünftigen Erfolg. Die wahre »Währung der Zukunft« ist nicht Wissen, sondern Lernfähigkeit. 

Die Zukunft der Arbeit beginnt – jetzt.

Was Menschen wirklich wollen

Die Erwartungen der Mitarbeitenden an Arbeit verschiebt sich:  Gefragt sind Flexibilität (attraktive Arbeitszeit, -ort, -modelle) statt starrer Rahmenbedingungen, faire Bezahlung statt Lippenbekenntnisse, echte Karrierepfade statt Sackgassen. Ebenso wichtig: eine gesunde Kultur, in der Menschen Wertschätzung und Selbstwirksamkeit erfahren. Unternehmen, die diese Bedürfnisse ignorieren, verlieren Fachkräfte und Innovationskraft. Dahinter liegt der Wunsch nach Vertrauen, psychologischer Sicherheit und sinnhafter Arbeit. Menschen wollen wie Menschen behandelt werden, nicht wie Ressourcen – wer das versteht, bleibt attraktiv im »War for Talents«.

Technosoziale Arbeitswelt

Ein Growth Mindset bei Mitarbeitenden bildet die Basis für Zukunftsfähigkeit. Dort, wo Technologien als Verstärker menschlicher Fähigkeiten und lebenslanges Lernen generationsübergreifend gefördert werden, entsteht Fortschritt. Technologie und soziale Systeme verschmelzen zu technosozialen Systemen. Das HR-Management steht vor der entscheidenden Frage: Wandel verwalten oder aktiv gestalten? HR-Management der nächsten Generation verbindet Menschen, Technologie und Unternehmenskultur. Die Erfolgsformel kombiniert skill-basiertes Recruiting, HR-Analytics für strategische Personalplanung und systematische Weiterbildungsprogramme. Die Verbindung von menschenzentrierter Unternehmenskultur und Technologie entwickelt sich zu einem Wettbewerbsfaktor.

Führung und Transformation

Entscheidend ist nicht der Ort, sondern die Art der Arbeit. Die öffentliche Diskussion über Homeoffice oder Präsenz ist laut. Sie lenkt ab von der zentralen Frage: derjenigen der Führung. Erfolg entsteht, wenn Führungskräfte Räume für Vertrauen, Sicherheit und eigene Entwicklung öffnen. Transformation verlangt Empathie, Klarheit und den Mut, neue Wege auszuprobieren. Ohne das bleibt Wandel Stückwerk.

Der Weg nach vorn

Die Belegschaft und Organisationen von morgen erfordern eine Stärkung der Anpassungsfähigkeit und datenbasierte Planung. Kontinuierliches Lernen, systematische Gesundheitsförderung, Nachhaltigkeit und Work-Life-Balance werden ebenso wichtig wie Profitabilität.

Die Zukunft der Arbeit beginnt – jetzt. Wer Tempo und Richtung vorgibt, gewinnt. Lassen Sie sich von den folgenden Beiträgen inspirieren und entdecken Sie praktische Lösungsansätze, wie auch Sie Ihr Unternehmen und HR-Management zukunftsfähig machen können.  

Text Jörg Staff, Vorstand der Gesellschaft für ­Personalführung (DGFP), Future Advisor Zukunftsinstitut

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